Wintermond (German Edition)
zusammen und blickte wütend zur Seite. Er spürte eine Menge Adrenalin in sich aufkommen und wusste nicht, wie er Ben schnellstmöglich von diesem Ort verscheuchen konnte.
„Ich hab’ mich für dich entschieden“, erwiderte er dann. „Wann kapierst du das endlich?“
Ben ging einen weiteren Schritt auf ihn zu und schien seinen Blick wieder einfangen zu wollen. Alex tat ihm schließlich den Gefallen und schaute wieder zu ihm auf. Ihre Augen trafen sich. In denen von Ben war Enttäuschung zu erkennen.
„Das weiß ich doch“, sagte der Dunkelhaarige und war wieder ruhiger geworden. „Aber wenn du von mir verlangst, dass ich dir vertraue, musst du mir genauso vertrauen und mir nicht irgendeinen Scheißbrief hinterlassen.“
Alex musste ihm Recht geben. Vielleicht hatte er tatsächlich falsch gehandelt und hätte Ben mit in seine Pläne einweihen sollen. Es begann ihm sogar ein wenig leid zu tun, dies nicht getan zu haben.
„Okay, okay ...“, gab er deshalb nach. „Das war Scheiße.“
Ben nickte zustimmend.
„Aber du solltest jetzt trotzdem gehen“, fügte Alex schnell hinzu. „Ich hab’ keinen Bock, dass Diego dich hier sieht.“
„Ich werd’ nicht gehen“, gab Ben selbstbewusst zurück.
Alex blickte ihn irritiert an und versuchte zu verstehen, worauf Ben hinauswollte.
„Das, was du vorhast, ist totaler Schwachsinn!“, fuhr Ben daraufhin wieder etwas aufgebrachter fort. „Es gibt doch viel bessere Alternativen. Jo wird dir helfen.“
„Aber ich hab’ mich für diesen Weg entschieden“, entgegnete Alex. „Akzeptier das doch einfach!“
Ben schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht.“
„Warum nicht?“, fragte Alex sofort.
„Weil ich nicht zusehen kann, wie du dir sämtliche Schuld auflastest ... und weil ich nicht will, dass die Typen dir irgendetwas antun.“
Alex schwieg einen Moment und dachte über Bens Worte nach. Er musste zugeben, dass er sein beabsichtigtes Geständnis tatsächlich noch nicht ausreichend geplant hatte. Die Polizei würde ihm viele Fragen stellen, bezüglich Diego und den Schulden. Dann würde er Antworten brauchen, die er bislang noch nicht hatte.
„Halt dich doch einfach daraus! Bitte!“, flehte er unruhig. Er befürchtete, dass Diego jeden Moment erscheinen könnte.
„Ich steck’ doch schon lange genug mit da drin. Wieso soll ich mich jetzt raushalten?“, fragte Ben ruhig und streckte seine Hand nach der von Alex aus. Er ergriff sie und streichelte mit seinem Daumen über Alex’ Handrücken.
Der Blonde schielte zu ihren Händen und blickte erst nach einer ganzen Weile wieder auf. Mittlerweile war er nachdenklich geworden.
„Ich hab’ dich gerade erst richtig kennengelernt“, sagte Ben. „Ich will dich nicht schon wieder verlieren. Verstehst du das nicht?“
Alex seufzte. Natürlich verstand er Ben. Vielleicht hatte der Dunkelhaarige sogar Recht damit, dass er tatsächlich etwas zu überstürzt handelte.
„Aber ich will neu anfangen ...“, gab er leise zurück. „Ich muss das tun.“
„Lass uns doch gemeinsam überlegen, was wir tun können, Alex! Wir finden bestimmt eine bessere Lösung“, erwiderte Ben. „Aber liefer dich nicht selbst aus! Das wäre ein großer Fehler, den du später sicher bereuen würdest.“
Alex blickte Ben fest in die Augen. Der Dunkelhaarige sah gekränkt aus und schien sich wirklich große Sorgen um ihre gemeinsame Zukunft zu machen. Das berührte ihn auf eine unbekannte Art und Weise. Er war allerdings niemand, der so etwas gern zugab. Deshalb schwieg er vorerst und erwiderte Bens Berührung, indem er seine Finger um dessen Hand legte.
„Warum tust du das?“, fragte er dann und klang dabei sehr nachdenklich.
„Was?“, fragte Ben leise zurück.
„Warum setzt du dich so für mich ein? Das hast du von Anfang an getan“, er pausierte rhetorisch, bevor er sich noch einmal nachdrücklich wiederholte. „Warum?“
„Das weißt du doch längst“, erwiderte Ben.
Alex blickte ihm fest in die Augen. Er konnte nicht glauben, dass es Ben wirklich ernst mit ihm war. Noch nie hatte sich jemand so sehr für ihn eingesetzt. Deshalb traute er der ganzen Situation nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er Ben so viel bedeutete. So viel, dass dieser vermutlich sogar dazu bereit war, sein Leben für ihn zu riskieren. Er hatte Ben noch nie einen Anlass dazu gegeben. Er hatte sich nie bemüht und sich noch nicht einmal aufrichtig für all das entschuldigt, was er ihm angetan hatte. Bens Bemühungen waren
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