Wintermond (German Edition)
Alex zog seine Augenbrauen kritisch zusammen und traute seinen Augen nicht. Doch um sich von der Wahrheit zu überzeugen, genügte letztendlich ein kurzer Blick auf das Kennzeichen, das mit seinen zwei ersten Buchstaben auf Flensburg schließen ließ. Alex schaute wieder zum Fahrer auf und erkannte tatsächlich Ben hinter dem Lenkrad.
„Scheiße ...“, fluchte er und stöhnte unruhig auf.
Ben parkte sein Auto direkt neben dem von Alex. Nur wenige Sekunden später wurde die Fahrertür aufgerissen. Gleich darauf stürmte Ben in schnellen Schritten auf ihn zu. Alex hatte kaum Zeit über das plötzliche Auftauchen des Dunkelhaarigen nachzudenken. Deshalb warf er ihm lediglich einen strengen und vorwurfsvollen Blick zu.
Ben blieb unmittelbar vor ihm stehen. Er war völlig außer Atem.
„Ich hab’ dich gesucht ...“, schnaufte er erschöpft.
Doch Alex ließ sich nicht beeindrucken. Er wollte seinen Plan durchziehen und schaffte es nun doch noch einmal, in seine emotionslose Rolle zurückzuschlüpfen. Vermutlich tat er dies aus purem Selbstschutz und auch, um Ben loszuwerden und sich nicht von seinem Vorhaben abbringen zu lassen. Außerdem wollte er Ben nicht noch tiefer in alles mit hineinziehen und erst recht nicht, dass dieser und Diego sich begegneten.
„Was willst du hier?“, fragte er deshalb streng. Dabei klang er kälter als gewollt.
„ Was ich hier will? “, Bens Stimme klang übertrieben hoch.
Alex schaute von links nach rechts, um sich zu vergewissern, dass Diego noch immer nicht da war. Erst nach weiteren Sekunden sah er Ben wieder in die Augen und blickte ihn verärgert an.
„Wie hast du mich überhaupt gefunden?“, fragte er.
„Jo hat ...“, begann Ben und stockte. Dabei machte er eine abtuende Geste, die schon fast etwas entschuldigend wirkte.
„Jo?“, fragte Alex irritiert zurück. „Du warst in der Villa?“
„Ja, ich ...“, erwiderte Ben gequält. „Mann, was sollte ich denn machen? Ich hatte doch keine Ahnung, wo du steckst, aber ich wusste, dass du das Geld holen würdest. Deshalb bin ich zur Villa gefahren. Ich hab’ gehofft, dich dort zu treffen.“
Alex blickte ihn skeptisch an.
„Und was ist mit Jo? Hast du ihm irgendwas erzählt?“, fragte er überreizt.
„Nein, ich ...“, erwiderte Ben und wandte den Blick ab.
Er wusste nicht, wie er Alex am besten erklären konnte, dass er Jo tatsächlich ausnahmslos alle Probleme des Blonden offenbart hatte. Er war froh, Alex gefunden zu haben und wollte diese Begegnung nun nicht riskieren.
„Jo hat dein Telefonat mit Diego mitbekommen. Deshalb wusste ich, wo du sein könntest.“
Alex zog eine Augenbraue hoch und blickte ihn auffordernd an. Er schien zu ahnen, dass dies nur die halbe Wahrheit war.
Erneut machte Ben wirre Gesten mit seinen Händen, nahm sie hoch und ließ sie wieder schlaff zu seinen Seiten fallen.
„Mann, was sollte ich denn tun?“, versuchte er sich zu verteidigen. „Ich hab’ mir echt Sorgen um dich gemacht und Jo wollte mir nichts sagen. Ich musste ihm alles erzählen. Außerdem kommt das doch eh alles raus, wenn du zur Polizei gehst.“
„Du hast meinem Vater von meinen Probleme erzählt?“, hakte Alex ungläubig nach. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“
Ben schüttelte hilflos den Kopf und senkte den Blick. Alex trat daraufhin einen Schritt näher auf ihn zu und blieb mit finsterer Miene vor ihm stehen.
„Sag mal ... Hast du sie noch alle?“, er klang so ruhig, dass es bedrohlich wirkte.
Ben erwiderte nichts, blickte nicht einmal zu ihm auf.
„Warum musst du dich eigentlich überall einmischen?“, fuhr Alex ihn an. „Warum kannst du mich nicht einfach mal machen lassen?“
Ben stand noch immer vor ihm und sah gekränkt aus. Doch nach ein paar weiteren Sekunden schien er sich gesammelt zu haben. Er schaute wieder auf und blickte wütend zurück.
„Weil das hier“, sagte er und zog Alex’ Brief aus seiner Tasche, um daraufhin mit dem Zettel vor Alex’ Gesicht herumzufuchteln, „ein beschissener Ersatz für ein Gespräch ist!“
Alex schielte auf seinen Brief. Er hatte geahnt, dass Ben den Inhalt nicht richtig verstehen würde.
Doch der Moment, in dem sie sich aktuell befanden, war kein guter Zeitpunkt für eine ausführliche Auseinandersetzung.
„Denkst du, mir fiel das leicht?“, fragte er gereizt. „Denkst du, es bringt mir Spaß, dich zu verletzen?“
„Oh, ja“, erwiderte Ben, „das hat dir doch von Beginn an Spaß gemacht.“
Alex presste seine Lippen
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