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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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der Griff an Ben noch fester wurde, durchschlich ihn ein leichtes Gefühl von Panik, vergleichbar mit dem Moment, als er vor zehn Tagen nachts an der Villa angekommen war und Alex ihn derartig angegangen war. Doch dieses Mal war es anders. Zwischen den Adrenalinstößen, die eine merkwürdige Angst in ihm hervorriefen, schwang etwas mit, das er bislang nicht kannte. Die ganze Situation verursachte einen Rausch von Gefühlen in ihm. Die Tatsache, dass Alex ihn brutal gegen die Wand drückte und ihn dabei so verachtend und respektlos behandelte, weckte einerseits Unwohlsein in ihm, weil er nicht wusste, ob Alex ihm vielleicht etwas antun würde, aber andererseits reizte ihn diese Demütigung und machte ihn auf eine gewisse Art und Weise sogar an.
    Ben schwieg, starrte lediglich wie gebannt in die blauen Augen und wartete auf eine weitere Reaktion von Alex.
    „Halt’ dich bloß von mir fern!“, zischte dieser und packte Ben noch fester. „Oder ich mach’ dich so was von fertig!“
    Es klang beängstigend. Alex wirkte zorniger als je zuvor. Er benahm sich fast, als ob ein ganzer Berg von angesammelter Wut und Verzweiflung in jenem Moment in ihm zusammenbrach und nun an Ben ausgelassen wurde.
    Doch mit einem Mal änderte sich der Ausdruck in Alex’ Augen. Für einen Moment lang glaubte Ben sogar, hinter die Fassade des Blonden sehen zu können, wo sich für den Bruchteil einer Sekunde etwas Ängstliches hatte blicken lassen. Alex wandte den Blick ab, als ob er Ben vom Eindringen in sein Inneres fernhalten wollte, drückte ihn noch ein letztes Mal gegen die Glaswand und ließ schließlich von ihm ab.
    Ben bewegte sich zunächst nicht. Noch immer durchfluteten ihn Angst und Erregtheit zugleich.
    Schließlich trat er einen Schritt nach vorn und schüttelte sich, um dieses ihm unbekannte Gefühlswirrwarr loszuwerden. Er blickte an seinem zerzausten Pullover hinab und zog ihn daraufhin glatt. Als er wieder aufblickte, sah er Alex neben seinem Laptop stehen. Er hatte den Laptop aufgeklappt und begutachtete nun Bens Zeichnungen.
    „Finger weg!“, rief Ben augenblicklich und ging auf den Blonden zu.
    Dieser klickte mit der Maus auf den Bildschirm und schloss das aktuell geöffnete Fenster des Programms, in dem sich Bens Skizzen befanden. Daraufhin ertönte ein leiser Ton und eine Infobox blinkte in der Monitormitte auf. Ben blieb wie angewurzelt stehen und beobachtete Alex’ Finger auf der Tastatur.
    „Möchten Sie die Änderungen speichern?“, las Alex laut vor.
    Mit einem Druck auf die Pfeiltaste legte er die Markierung auf „Nein“ und ließ seinen Finger schließlich auf der Enter-Taste ruhen.
    „Lass den Scheiß!“, befahl Ben ein weiteres Mal.
    Doch es brachte nichts. Er konnte sehen, wie Alex schließlich die Enter-Taste betätigte und dabei ein grinsend unschuldiges „Ups ...“ hervorbrachte.
    Er hatte tatsächlich auf „Nein“ geklickt. Ben fehlten die Worte. Er wurde sauer und wollte sich am liebsten auf den Blonden stürzen. Das war allerdings nicht sein Niveau, weshalb er lediglich auf seinen Laptop zuschritt, sich hinunter beugte und die Datei ein weiteres Mal öffnete, um sich der Sache erst einmal zu vergewissern. Daraufhin fand er schnell heraus, dass Alex nicht geblufft hatte. Ben war jemand, der nicht oft abspeicherte, wenn er am Computer arbeitete. Er vergaß es einfach. Schon oft hatte er sich damit selbst in eine ärgerliche Situation gebracht, doch niemals waren ihm dadurch derartig viele Daten verloren gegangen.
    Fast alles, was er an diesem Abend erarbeitet hatte, war weg.
    Ben schüttelte ungläubig den Kopf, bevor er sich wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete. Selbstquälerisch lachte er auf.
    „Weißt du eigentlich, wie lange ich da dran hing?“, fragte er dann gezwungen ruhig.
    „Da wird mein Vater sicher enttäuscht sein“, entgegnete Alex mitleidig tuend und grinste schäbig.
    „Du bist echt ...“, begann Ben schimpfend, doch fehlten ihm die passenden Worte.
    „Ich wünsch’ dir eine gute Nacht!“, sagte Alex noch und seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Dann wandte er sich um und verließ den Wintergarten in schnellen Schritten.
    Ben blieb noch einen Moment lang stehen, bevor er sich seufzend auf die Couch fallen ließ und sein Gesicht kurz verzweifelt in den Händen vergrub. Daraufhin ließ er sie wieder aus seinem Gesicht gleiten und blickte erschöpft auf den flimmernden Bildschirm des Laptops. Das Programm war noch geöffnet und aus ihm strahlte Ben eine

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