Wintermond (German Edition)
auch kein Wunder, Alex“, erwiderte Ben und wandte sich wieder zu dem Blonden um. „Du bist nicht mehr als ein elendiger Versager.“
Jetzt reichte es. Schnaufend stürzte Alex sich auf Ben und riss ihn so ruckartig von seinem Stuhl, dass dieser zu Boden fiel. Alex blickte verächtlich auf ihn hinab und beobachtete, wie Ben sich nun auf seinen Händen abstützte.
„Du widerliche, kleine Ratte!“, brachte Alex wütend hervor. „Ich hab’ dir gesagt, dass ich dich fertig machen werde.“
Ben war mit einem Mal vollständig verstummt. Seine Selbstsicherheit war wie weggeblasen, während er sich ächzend zurück zu seiner vollen Größe aufrichtete.
„Das Geld steht eigentlich mir zu“, fauchte Alex und ging auf Ben zu, woraufhin dieser bei jedem Schritt, dem Alex sich ihm näherte, selbst einen nach hinten stolperte. So lange, bis er mit seinem Rücken gegen die gläserne Wand des Wintergartens stieß. Es war so dunkel, dass Alex nur die groben Züge seines Gesichtes erkennen konnte.
„Was willst du, Alex?“, fragte Ben und wirkte mit einem Mal ganz harmlos und unsicher.
„Ich hab’ deine dreckige Visage sowas von satt“, brachte Alex hasserfüllt hervor. „Ich will, dass du mir das Geld gibst.“
„Niemals“, erwiderte Ben.
Alex schloss die letzte Lücke zwischen ihnen, blickte bedrohlich in das Antlitz seines Gegenübers, bevor er diesen fest am Kragen packte. In einer schnellen Bewegung riss er ihn von der Wand, um ihn gleich darauf kräftig gegen eben diese zu schlagen. Er hörte Ben aufstöhnen, sah auch dessen schmerzverzogenes Gesicht.
„Hast du sie noch alle?“, fragte Ben mit nur einem geöffneten Auge.
„Gibst du mir das Geld?“, wiederholte Alex seine Forderung streng.
„Das geht nicht“, erwiderte Ben und fasste sich mit der Hand gegen die entstandene Platzwunde an seinem Kopf.
„Wichser!“, fluchte Alex daraufhin zornig und packte Ben erneut, schlug dessen Kopf ein weiteres Mal fest gegen die Glaswand. Als würde sein Körper nur noch vom Adrenalin und einer immensen Wut gelenkt werden, wiederholte er das Ganze noch einmal und noch einmal und schließlich ein letztes Mal. So lange, bis Ben keinen Laut mehr von sich gab und seine Augen nicht mehr öffnete. Am Glas hinter ihm hatte sich ein Abdruck von Blut gebildet, von dem aus sich einige Tropfen den Weg über die Scheibe hinab zum Fußboden suchten und sich dort sammelten.
Alex’ Gesicht war noch immer von Zorn erfüllt. Schließlich riss er seine Hände zurück und ließ damit von Ben ab. Dieser hatte seine Augen noch immer geschlossen und sackte augenblicklich in sich zusammen. Leblos fiel der schlaffe Körper zu Boden. Dabei schlug sein Kopf ein weiteres Mal fest auf. Seine Extremitäten lagen verdreht unter ihm.
Alex atmete tief ein und aus, während er langsam wieder zu Verstand kam.
„Ben?“, fragte er dann und klang dabei plötzlich ängstlich und unsicher.
Doch er bekam keine Antwort mehr.
„Ben?“, wiederholte er sich. „Ben, kannst du mich hören?“
Hilflos blickte er sich um, als ob er nach irgendetwas suchte, das ihm aus dieser brenzlichen Situation helfen konnte. Erst dann bückte er sich zum leblosen Körper hinunter und legte zwei Finger an Bens Hals. Doch er fand keinen Puls. Er legte seine Finger an eine andere Stelle, konnte aber auch dort kein Lebenszeichen mehr finden.
„Scheiße ...“, murmelte er wie in Trance, „ich hab’ ihn umgebracht. Scheiße ...“
Er begann zu schwitzen, seine Hände zu zittern. Dann richtete er sich wieder auf und blickte sich erneut hektisch um, bis schließlich Diego in den Wintergarten trat.
„Ich kümmer’ mich darum“, sagte dieser knapp und grinste schäbig. „Du musst einfach von hier verschwinden. Vertrau’ mir!“
„Bitte?“ Alex verstand nicht mehr, was um ihn herum passierte. Er konnte nicht mehr von Realität oder Einbildung unterscheiden. Erneut blickte er auf Bens toten Körper. Um Bens Kopf hatte sich eine Blutlache gebildet. Dann schweifte sein Blick wieder zu Diego und wieder zurück zu Ben, bis ihm mit einem Mal - als hätte er einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen - so schwindelig wurde, dass alles um ihn herum dunkler und unschärfer wurde, bis es schließlich ganz verschwand.
Genau das war der Moment gewesen, in dem er aufgewacht war.
Alex seufzte laut und erschöpft auf. Dann hob er seine linke Hand und rieb sich eine seiner Schläfen, schloss dabei noch einmal seine Augen.
Jetzt, wo er wieder wach und bei Sinnen war,
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