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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Schimmer auf seine Wangen legte. Schnell nahm er die Zigarette wieder aus dem Mund und stopfte sie zurück in die dazu gehörige Schachtel. Verlegen räusperte er sich.
    „Ich wollte dich zum Mittag holen. Hab’ uns was bestellt“, brach Jo das unangenehme Schweigen. Bei seiner Aussage klang er fast, als wäre das bestellte Essen etwas Besonderes, obwohl es in diesem Hause zum alltäglichen Ritual gehörte.
    „Danke, ich komm’ gleich“, erwiderte Ben und legte das Buch mit dem Rücken nach oben vor sich auf den Tisch.
    Jo war derweilen schon wieder verschwunden, während Ben sich fragte, wie er nur auf die absurde Idee gekommen war, eine Zigarette ausprobieren zu wollen.
    Dann stand er auf und ging ins Esszimmer. Dort hatte Jo das gelieferte Essen wieder einmal schick angerichtet. Ben ließ sich auf seinem Stuhl nieder und beobachtete wortlos, wie Jo gebratene Nudeln auf die Teller füllte und dann mit einer Kelle Soße, die viel mehr einer Gemüsebrühe ähnelte, aus einer Schüssel schöpfte und auf den einzelnen Teller verteilte. Das asiatische Essen roch würzig und ließ tatsächlich etwas Hunger in Ben aufsteigen. Er griff nach der Wasserflasche und schenkte sich etwas ein. Dann trank er ein paar kräftige Schlucke, um seinen trockenen Mund damit auszuspülen. Gerade als er sein Glas wieder abstellte, betrat Alex den Raum und setzte sich wortlos gegenüber Ben an seinen Platz. Ben warf daraufhin einen Blick in Jos Richtung, der jedoch lediglich an seinem Mittagessen interessiert zu sein schien. Ben griff schließlich ebenfalls nach seinem Besteck und begann zu essen. Die ganze Zeit über konnte er Alex’ Blick auf sich spüren, ließ sich dies allerdings nicht anmerken.
    Das gesamte Mittagessen verlief sehr schweigsam und Ben begann sich dabei sogar etwas unwohl zu fühlen. Er hasste es, wenn während eines gemeinsamen Essens nicht gesprochen wurde und lediglich die schmatzenden Geräusche und das Klirren des Bestecks im Zimmer widerhallten. Deshalb war er froh, als er mit seiner Portion fertig war und sich entspannt in seinem Stuhl zurücklehnen konnte. Er wusste, dass Alex zwischendurch immer wieder in seine Richtung sah. Gekonnt passte er schließlich einen Moment ab, indem es wieder so war. Er blickte auf und schaute Alex fest in die Augen. Dieser schien sich allerdings nicht großartig davon irritieren zu lassen, wandte sich lediglich ab und fragte an seinen Vater gerichtet: „Ich hab’ Sam gerade im Arbeitszimmer gesucht. Wollte ihm was zu fressen geben, aber er war nicht da. Weißt du, wo er ist?“
    Jo füllte sich neue Nudeln auf und blickte dabei kurz zu Alex.
    „Der hat vorhin wie verrückt gejault. Deshalb habe ich ihn in den Garten gelassen. Dort wird er vermutlich noch sein, wenn du ihn nicht reingelassen hast“, erwiderte Jo und wirkte dabei recht desinteressiert.
    Alex starrte seinen Vater an, als ob er fassungslos über dessen Worte war. Ben schloss daraus, dass Alex es vermutlich nicht mochte, wenn Jo sich ungefragt um seinen Hund kümmerte. Gedankenverloren stocherte Alex mit der Gabel zwischen dem Gemüse auf seinem Teller und stand schließlich auf.
    „Ich bin satt“, sagte er streng und machte ohne ein weiteres Wort kehrt, um das Esszimmer wieder zu verlassen.
    Ben hingegen blieb aus reinem Anstand so lange sitzen, bis Jo fertig war. Dann half er noch beim Abräumen, bedankte sich für das Essen und kehrte schließlich zurück in den Wintergarten. Dort wollte er das Buch in Ruhe weiter durchgehen. Er setzte sich zurück auf seinen Platz auf der Couch und ergriff den aufgeschlagenen Wälzer, um an der Stelle weiter zu lesen, an welcher er vor dem Mittagessen aufgehört hatte. Mit der warmen Mahlzeit hatte er neue Kraft getankt und fühlte sich dadurch wesentlich wacher als zuvor. Darum schaffte er es endlich, sich vollständig auf das Fachwissen zu konzentrieren und versank dabei interessiert in dem ausführlichen Text und den dazu gehörigen Grafiken. Vieles war neu für ihn, anderes kannte er bereits. Das, was er für sein Praktikum brauchte, wiederholte er mehrere Male in seinem Kopf und versuchte das frische Wissen schon einmal in Gedanken an seinem Projekt anzuwenden.
    In dieser Art und Weise verbrachte Ben nicht nur den ganzen Nachmittag, sondern auch noch den Abend. Der Perfektionismus schien in ihn zurückgekehrt zu sein und das in einer so ausgeprägten Form, dass er nicht einmal bemerkt hatte, wie spät es derweilen geworden war. Erst, als er seine Position auf der

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