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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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zu seinem Stammplatz und ließ sich in die kleine, gemütliche Couch sinken. Neben dieser befand sich ein runder Glastisch, auf der eine Lampe stand. Der Winter brachte nur dämmriges Tageslicht hervor, weshalb Ben das Licht anknipste. Dann lehnte er sich in der Couch zurück und legte das schwere Buch auf seinen Schoß.
    Neufert, Bauentwurfslehre, 37., überarbeitete Auflage , las er die Beschriftung in Gedanken.
    Auf dem blauen Cover waren verschiedene technische Zeichnungen abgebildet und ließen auf einen komplizierten und anspruchsvollen Inhalt schließen. Ben atmete einmal tief durch, bevor er die ersten Seiten aufschlug und daraufhin ein sehr ausführliches Inhaltsverzeichnis vorfand, welches von Grundnormen über verschiedene Arten von Räumlichkeiten bis hin zu einem Literaturverzeichnis führte. Er fuhr mit dem Zeigefinger über das Verzeichnis und stoppte bei den Hausräumen. Diese könnten für seine aktuelle Arbeit durchaus interessant sein. Dann schlug er Seite 258 auf und überflog den gesamten Abschnitt zunächst einmal flüchtig. Er fand kleingedruckten Text, Tabellen und Skizzen vor, mit denen er sich an diesem Tag befassen wollte. Vielleicht würde ja das den Ansporn in ihm wieder erwecken. Als er am Ende des Kapitels angekommen war, blätterte er wieder zu dessen Anfang und begann zu lesen. Doch seine Konzentration war schwach. Er musste einen kleinen Absatz gefühlte fünfmal lesen, bis er dessen Inhalt grob aufgenommen hatte. Immer wieder musste er an Alex denken. Daran, wie er dem Blonden beim Duschen zugesehen hatte, daran, wie Alex ihn im Garten mit einer Pistole überrascht hatte und an den Kuss der letzten Nacht. Vermutlich war es nur zu diesem gekommen, weil Ben sich zuvor Mut angetrunken hatte. Ansonsten hätte er niemals einen derartig aussagekräftigen Annährungsversuch vollführt. Er hatte es doch tatsächlich geschafft, dass Alex nun wissen musste, dass er auf ihn abfuhr. Ben hatte einen Hetero geküsst, dessen Charakter unberechenbar war. Die Folgen seiner Tat hatte er bereits unmittelbar nach dem Kuss zu spüren bekommen.
    Gedankenverloren blätterte Ben eine Seite weiter, obwohl er bislang noch nicht viel gelesen hatte. Stattdessen blickte er so starr auf die vielen Zeichnungen, dass die Linien allmählich vor seinen Augen verschwammen.
    Es wunderte ihn, dass Alex nach dem Kuss noch einmal zurück in die Küche gekommen war. Jos Sohn hatte offensichtlich doch ein Gewissen, das ihn dazu bewegt haben musste. Doch selbst das darauffolgende Gespräch hatte das Geschehene nicht rückgängig machen können. Der Kuss war passiert und stand nun wortlos zwischen den beiden. Ben bereute seine Tat. Alex würde ihn künftig wahrscheinlich noch respektloser behandeln und ihn deutlich spüren lassen, dass er zu weit gegangen war.
    Seufzend rückte Ben auf der Couch weiter nach hinten und rutschte in eine bequemere Position. Dabei spürte er etwas Störendes in seiner Hosentasche und zog kurz darauf sein Handy aus der Tasche. Das Betrachten seines Telefons erinnerte ihn plötzlich wieder an Nick. Augenblicklich musste er an den unangenehmen Abschied denken und daran, wie er Nick mitten in der Nacht betrunken nach Hause geschickt hatte. Eigentlich war ein derartiges Verhalten nicht seine Art. Er war jemand, der vernünftig dachte, überlegt handelte und dabei erwachsen genug war, um in solchen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Doch der viele Alkohol hatte seinen Verstand zu jenem Zeitpunkt in einem absurden Wahn ertränkt und so war es schließlich zu dem ganzen Chaos gekommen, bei dem letztendlich eins zum anderen geführt hatte.
    Ben nahm sein Handy, öffnete ein leeres Textfeld und verfasste eine Kurznachricht an Nick, um sich für sein Verhalten zu entschuldigen und zu fragen, ob Nick an dem besagten Abend noch gut nach Hause gekommen war.
    Noch zu Beginn des Praktikums vor knapp zwei Wochen hatte er seinem Exfreund nachgetrauert. Er hatte sehr stark an Nick gehangen und konnte sich seinen eigenen Sinneswandeln nur aufgrund Jos Sohn erklären. Alex hatte sein gesamtes Denken und Fühlen durcheinander gebracht und Bens Leben damit auf eine völlig andere Bahn gelenkt. Sein ganzes gegenwärtiges Lebenskonzept bewegte sich plötzlich in eine andere Richtung.
    Bens Handy piepte kurz, nachdem er seine SMS abgeschickt hatte. Es war Nick, der auf seine Textmitteilung geantwortet hatte: „ Ein Wunder, dass du dich meldest... Lass uns trotzdem erst einmal Abstand zueinander haben. Nick

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