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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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insbesondere an die der letzten Stunden erinnern müssen. Nun war ein neuer Tag angebrochen und ließ ihn schmerzhaft erkennen, dass sich die Welt um ihn herum weiter drehte und einfach alles weiterhin seinen Lauf nahm. Für ihn gab es keine Möglichkeit vor seinem Kummer zu fliehen oder die Zeit anzuhalten, um sich erst einmal in aller Ruhe zurückziehen zu können. Er konnte nicht verhindern, dass er immer wieder an Sam dachte und sich dabei zwingen musste, dessen Tod als Realität zu akzeptieren. Er hatte Sam geliebt. Der Hund war sein bester und zugleich einziger Freund gewesen, vor dem er sich niemals hatte verstellen müssen. Alex konnte noch gar nicht recht fassen, was passiert war. Er hasste die Typen für das, was sie ihm angetan hatten und verfluchte sich selbst, weil er es so weit hatte kommen lassen. Er fühlte sich so schuldig wie nie zuvor. Am liebsten hätte er die Kerle letzte Nacht fertig gemacht, doch war er allein gegen drei von ihnen angetreten und hatte somit keine Chance gehabt. Auch wenn er es sich nur ungern eingestehen mochte, war er froh, dass Ben ihm gestern gefolgt war und in die Situation eingegriffen hatte. Ohne das Hinzukommen des Dunkelhaarigen wäre Alex vermutlich dran gewesen. Doch trotz allem, was vorgefallen war, gab es nach wie vor das Problem seiner Geldschulden. Nicht einmal der Preis von Sams Tod konnte ihn davon befreien. Diese Erkenntnis war bitter und trug nur umso mehr dazu bei, dass sich ein enormer Selbsthass in ihm zu entwickeln begann. Er hatte die Drohungen der Kerle nie wirklich ernst genommen und sich deshalb viel zu viel Zeit damit gelassen, eine Lösung für seine Angelegenheit zu finden. Nun hatte er dafür zahlen müssen und konnte nur schlecht einschätzen, wie weit die Typen wohl noch gehen würden. Was würden sie ihm noch alles nehmen, bevor sie sich letztendlich an ihm vergreifen würden? Während Alex rechts in die Elbchaussee bog, musste er innerlich vor Sarkasmus auflachen, denn er hatte nichts mehr zu verlieren. Sein Vater bedeutete ihm nicht sonderlich viel und genau das war Grund genug dafür, dass er sich keine Sorgen um Jo machen brauchte. Ansonsten gab es niemanden in seinem Leben. Deshalb wusste er nicht, mit was er als nächstes rechnen konnte. Vermutlich würden sie ihn einfach so lange terrorisieren, bis er das Geld endlich ablieferte.
    Schließlich gab er es auf, weiter zu spekulieren, da seine Gedanken sich sowieso nur noch im Kreis drehten. Stattdessen versuchte er sich weiterhin aufs Autofahren zu konzentrieren und klappte das vor sich befindende Sonnenverdeck herunter, als die tief stehende Wintersonne ihn stark zu blenden begann. Es war ein schöner Wintertag. Zu schön. Es war abstrakt, weil die Sonne einen herrlichen Tagesbeginn versprach, während Alex’ Inneres so leer und düster war wie selten zuvor. Nur die kahlen Bäume am Straßenrand zogen wie dunkle Schatten an ihm vorbei, die ihn verfolgten und immer wieder daran erinnerten, dass die Sonne lediglich ein Trugbild und der Tag eigentlich beschissen war.
    Nach einer Fahrt, die Alex schier ewig vorgekommen war, kam er endlich bei sich zu Hause an. Er bog rechts in die Einfahrt und parkte vor der Garage seines Vaters. Dann schaltete er den Motor ab und lehnte sich noch einmal in seinem Sitz zurück, um sich gleich darauf mit seinen Händen übers Gesicht zu fahren. Seine Augen brannten vor Müdigkeit. Er fühlte sich ausgelaugt und erst jetzt, als er sich wieder bei der Villa befand, machte sich eine drückende Erschöpfung in ihm bemerkbar. Sein Kopf schmerzte in Form eines immer wiederkehrenden Pochens an seinen Schläfen. Alex kniff die Augen fest zusammen, bevor er sie daraufhin mit viel Mühe wieder öffnete. Erst dann befreite er sich aus seinem Gurt und stieg bedacht aus. Sein Körper reagierte langsamer als er es gewohnt war. Jede einzelne Bewegung musste er gedanklich planen, bevor er sie langsam ausführen konnte. Seufzend schlug er die Fahrertür hinter sich zu und drückte gleich darauf auf den Schalter der Fernbedienung, der den Wagen verriegelte. In kleinen Schritten durchquerte er den Vorgarten. Er fror am ganzen Körper und fühlte sich dabei, als ob er soeben aus einer überheizten Sauna in die Winterlandschaft getreten wäre. Seine Beine zitterten, weshalb er große Mühe hatte, nicht zu taumeln. Aus der Entfernung konnte er bereits etwas vor der Haustür liegen sehen. Es sah aus wie ein Tuch oder eine Decke. In Alex’ Hals bildete sich ein dicker Kloß und die

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