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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Haustür. Er hatte die Türschwelle noch nicht einmal übertreten, als er plötzlich den Schuss einer Waffe aus einem der oberen Stockwerke hörte. Der laute Knall klang schallend im Treppenhaus und ließ Ben augenblicklich erstarren. Der Schuss musste von Alex’ Pistole stammen. Ben wusste selbst nicht, was ihn antrieb, als er sich kurz darauf umwandte und die Treppe hinaufeilte. Er hoffte, dass der Schuss ins Leere gegangen war und Alex keine Dummheit begangen hatte. Er krallte sich ins Treppengeländer und zog sich in hastigen Schritten aufwärts. Je weiter er nach oben stieg, umso verqualmter wurde die Luft und desto stärker wurde der Gestank. Das gesamte Treppenhaus war dreckig. Der Boden schien seit Monaten nicht mehr gesäubert worden zu sein, fast auf jeder Stufe lagen Müll und Zigarettenstummel im geschmolzenen Schneematsch begraben und neben weiteren Graffitis klebten unzählige Kaugummis an den Wänden. Ben kam an zwei Türen des zweiten Stocks vorbei, blieb dort kurz stehen, hastete dann aber weiter. Der Schuss hatte entfernter geklungen. So schnell er konnte brachte er die letzten Stufen, die in die dritte und zugleich letzte Etage führten, hinter sich und blieb schließlich vor einer angelehnten Tür stehen. Gelbes Licht erhellte den Bereich hinter der schwarzen Tür, neben welcher sich ein Haufen Müllsäcke stapelte. Ben fühlte sich wie ferngesteuert, als er forsch nach vorne trat und die Tür mit seiner Hand ein weiteres Stück aufschob. Er konnte in den Flur der Wohnung blicken, in dem sich nichts als ein kaputter Teppich befand. Aus einem Nebenzimmer konnte er verschiedene Stimme hören und glaubte, darunter auch die von Alex zu erkennen. Panik durchkroch seine Nervenbahnen, ließ es unter seiner Haut kribbeln. Er konnte das schnelle Pochen seiner Halsschlagader spüren und hielt zwischendurch immer wieder unbewusst die Luft an, um die Stimmen deutlicher hören zu können. Dennoch konnte er kein einziges Wort verstehen. Er fühlte sich fast wie in einem Thriller, in welchem man nie verstand, warum irgendwelche Leute so handelten, wie er es gerade tat. Wenn man vorm Fernseher saß, behauptete man lediglich, dass man anstelle der Filmfigur sofort die Polizei verständigen und abhauen würde. Doch dem war nicht so. Etliche verschiedene Handelsmöglichkeiten durchzogen Bens Kopf. Er wusste nicht genau, wie er sich verhalten sollte, wollte Alex auch nicht in Gefahr bringen. Es war, als ob er plötzlich von einer fremden Macht angetrieben wurde, als er die Wohnung schließlich betrat und den Flur entlangschlich. Er orientierte sich an den Stimmen, die er hören konnte, und setzte dabei achtsam einen Fuß vor den anderen. In der Wohnung war es so stickig, dass seine Augen zu brennen begannen und sich ein Hustenreiz in seinen Lungen entwickelte. Doch Ben riss sich zusammen, atmete bedacht und blieb schließlich vor einer weißen Tür stehen, dessen Lack größtenteils abgesplittert war. Vorsichtig legte er sein Ohr gegen das kühle Holz und versuchte zu lauschen. Zwischen den fremden Stimmen konnte er tatsächlich die von Alex erkennen. Durch die Tür klang das Wortgefecht tief und gedämpft. Alex schrie immer wieder etwas, das Ben nicht verstehen konnte. Er war froh, dass es dem Blonden soweit gut zu gehen schien und hoffte noch immer, dass der Schuss, den er aus dem Erdgeschoss gehört hatte, niemanden getroffen hatte. Er nahm seinen Kopf wieder zurück und begann abzuwägen, ob er wieder gehen, bleiben oder die vor sich befindende Wohnung betreten sollte. Da sich in seinem Kopf plötzlich eine Idee entwickelte, entschied er sich schließlich für Letzteres. Er hatte keine Ahnung, was ihn hinter der Tür erwarten würde. Die Typen, mit denen Alex sich angelegt hatte, mussten wirklich unberechenbar sein. Wenn sie dazu fähig waren, einen Hund zu töten, würden sie vermutlich noch viel mehr riskieren.
    Ben trat einen weiteren Schritt nach vorn und legte seine Hand auf die Türklinke. Er hoffte, dass sein Plan aufgehen würde. Vorsichtig drückte er die Klinke herunter. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Schließlich öffnete er die Tür und betrat das vor ihm liegende Zimmer. Sofort fielen alle Blicke auf ihn. Er fand eine Situation vor, die er nicht erwartet hatte. Alex stand vor einer der Zimmerwände und wurde von zwei kräftigen Kerlen an der Schulter festgehalten. Beide trugen eine dunkle Stoffhose, einer ein braunes Shirt, der andere lediglich ein weißes, dreckiges Unterhemd. Einem der beiden

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