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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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ausgehfertig in der Armbeuge hing.
    »Auch wenn Rinzo die nächsten Tage schmollen und sich endlos über seine stressbedingten Darmprobleme beklagen wird, das ist mir dieser Punktsieg wert gewesen! Wenn ich mir anhören muss, keine Ahnung von Kunst zu haben, dann muss er damit leben, ein mieser Geschäftsmann zu sein.«
    Meta stellte sich neben David und legte ihm den Arm um die Hüfte, was ihr gut gelang, denn David hatte sich auf die Ellbogen gestützt und seine untere Gesichtshälfte in den Händen verborgen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, da er seine Mimik noch nicht wieder unter Kontrolle hatte. Sein Blick ruhte unverwandt auf Rahel, die sich ein Lächeln abrang, obwohl sie am liebsten schluchzend davongelaufen wäre. Hatten die Stunden auf der Theaterbühne also doch etwas gebracht.
    »Worüber habt ihr zwei denn so angeregt gesprochen?« Ein wenig verunsichert blickte Meta von einem zum anderen, unschlüssig, was sie von der Situation halten sollte.
    »Na, worüber rede ich denn zurzeit ununterbrochen? Über meine Theateraufführung natürlich.« Rahel schnitt eine Grimasse, als könne sie sich selbst nicht mehr ertragen.
    Just verschwand die steile Falte über Metas Augenbraue. »Und, konntest du David für einen Job als Komparse begeistern, oder vielleicht als Beleuchter?«
    »Nein, und den Türsteher wollte er auch nicht geben. Du solltest deinen Süßen wirklich besser erziehen, damit er auf das hört, was ältere Frauen ihm sagen.«
    »Was meinst du mit ältere Frauen, Rahel? Willst du dich bei mir unbeliebt machen?«, erwiderte Meta gut gelaunt. »Ich finde, mein Sieg über Rinzo muss gefeiert werden: Ich lade euch zu diesem schicken neuen Thailänder ein, was sagt ihr dazu?«
    Während David immer noch nicht in der Lage war, angemessen zu reagieren, winkte Rahel ab. »Macht ihr zwei Täubchen euch mal einen schönen Abend. Ich muss noch Hand am Kleid der Hauptdarstellerin anlegen - irgendwie bleiben diese Nebenjobs immer an mir hängen.« Rahel war selbst erstaunt, wie gut sie die Rolle der Freundin ausfüllte, die eben zum ersten Mal mit dem neuen Mann bekanntgemacht worden war.
    »Wirklich nicht?« Meta wirkte ein wenig enttäuscht und bedachte den zurückhaltenden David mit einem fragenden Blick.
    Vermutlich würde der junge Kerl erst einmal ein Kreuzverhör über sich ergehen lassen müssen, ob er auch höflich genug zu ihr gewesen war.
    »Ihr zwei seht aus, als ob ihr ein wenig Zeit miteinander verbringen solltet. So ist das eben mit frischverliebten Paaren. Ich klinke mich dann ein, wenn der erste Zauber verflogen ist, okay?«
    Meta winkte mit einem Lachen ab, gab Rahel einen Kuss auf die Wange, während David mit zitternden Händen den Karton mit seinen Habseligkeiten aufhob. Als Meta einfiel, dass sie ihren Ohrring beim Telefonieren abgenommen und auf dem Schreibtisch liegen gelassen hatte, nutzte Rahel die Chance, um noch einmal mit David zu sprechen.
    »Du versprichst mir hoch und heilig, sofort das Weite zu suchen, wenn der Wolf anfängt, Probleme zu machen?« Wider ihren Instinkt packte Rahel den reglos dastehenden Mann fest am Oberarm und grub ihre Fingernägel in den Stoff seiner Jacke.
    David sah sie ernst an. »Wenn auch nur der Verdacht besteht, dass ich Meta gefährden könnte, gehe ich.«
    Rahel nickte, lockerte ihren Griff aber erst, als Meta fröhlich plappernd zu ihnen zurückkehrte. Noch lange Zeit, nachdem das Paar gegangen war, stand sie da, die Gedanken gefangen in der Vergangenheit, die ihr so viel Schmerz, aber auch Freude bereitet hatte. Obgleich sie es besser wusste, war es ihr unmöglich gewesen, diesen jungen Mann seiner Chance zu berauben. Dafür hatte sie einen anderen zu schrecklich scheitern sehen.
     

Kapitel 23
Zerbrechliche Gebilde
    Die letzten Wochen waren wie im Flug vergangen. David wünschte sich sehnlichst, jeden einzelnen Moment einzufangen, jede Minute klar wie ein Bild zu bannen und Stück für Stück gegen seine unselige Vergangenheit auszutauschen. Er dachte an Larissa, die wegen der Toberei ihres jüngeren Bruders keine ruhige Minute in der kleinen Mietwohnung gefunden hatte. Seine in sich gekehrte, immer etwas leidende Schwester, die in seiner kindlichen Welt nichts anderes als eine Spielverderberin gewesen war. Aus Rache hatte sie ihm eines Tages ins Ohr geflüstert, es sei kein Wunder, dass ihr Vater sich nach seiner Geburt abgesetzt hatte.Wer wolle schon mit einem Kuckucksei in der Familie leben? Einer Familie, in der alle braune Augen wie

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