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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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machte einen Schritt auf David zu, was dieser mit einem Ballen der Fäuste bedachte. Doch Maggie ließ sich von einer solchen Geste nicht abschrecken. »Verstehst du jetzt endlich, in was für einer Lage wir sind - du und ich? Hier geht es nicht nur um meine, sondern auch um deine Leute - obwohl die dir ja egal zu sein scheinen.«
    »Wir sind ihm überhaupt nicht egal!«, mischte Jannik sich in die Unterhaltung ein. Vor lauter Nervosität zupfte er an seinen Haarfransen. Er warf David einen hoffnungsvollen Blick zu, und als sein Freund nicht sofort verneinte, setzte er ein leises »nicht wahr, David?« nach.
    Von einem Moment auf den anderen fühlte David sich wie ausgebrannt. Nur seine Hülle stand noch bewegungslos in dem schwach nach Rosen duftenden Zimmer, die Wange brennend von den frischen Kratzspuren, der Rippenbogen erfüllt von einem dumpfen Schmerz. Die Sorge um Meta drohte ihn nicht länger um denVerstand zu bringen, die Trauer um Nathanel war wie fortgewischt und Maggies Verrat genauso unwichtig wie JanniksVertrauen in ihn. Er stand einfach nur da, spürte, wie die Zeit verstrich, und hoffte, dass sich dieser Zustand niemals mehr ändern würde. Um ihn herum war Chaos ausgebrochen, Wahnsinn und Bedrohung griffen  schneller um sich als jedes zerstörerische Feuer.Als Jannik neben ihn trat und ihn vorsichtig am Ellbogen berührte, reagierte er nicht einmal ansatzweise.
    »David, wir sind dir doch nicht egal?«, fragte der Junge erneut.
    Endlich drang die Stimme seines Freundes zu ihm durch, aber ehe David beschwichtigend den Kopf schütteln konnte, antwortete Sascha: »Zumindest bist du ihm nicht egal, kleiner Mann.«
    Mit einer ungeahnt schnellen Bewegung war Sascha vorgeprescht und hielt den um sich schlagenden Jannik im festen Griff.Als David angreifen wollte, umfasste Sascha Janniks Kinn und deutete mit einer ruckartigen Bewegung an, wie leicht es ihm fallen würde, dem Jungen das Genick zu brechen.Augenblicklich hielt David inne.
    »Sieh es als Anreiz dazu an, Hagen den Garaus zu machen«, erklärte Sascha, seine Stimme voller Verachtung für den jungen Mann vor sich, dessen Lippen vor unterdrücktem Zorn blutleer und fest aufeinandergepresst waren. »Du solltest ein wenig dankbarer aussehen, denn wenn du alles zu meiner Zufriedenheit erledigt hast, dann bekommst du nicht nur deinen Kumpanen hier in einem Stück wieder, sondern auch ein Rudel und meinetwegen sogar die ausgeweideten Reste von dieser Frau, die Hagen dir geraubt hat.«
    »Wenn ich mit Hagen fertig bin, werde ich als Erstes darüber nachdenken, wer als Nächstes auf meiner Liste steht«, erwiderte David so leise, dass es kaum mehr als ein Flüstern war.
    Doch Sascha verstand ihn bestens. Zum ersten Mal zuckte er zurück und ließ einen Anflug von Zweifel erkennen. »Wir geben beide nur acht auf das, was uns gehört.« Mit diesen Worten reichte er den fluchenden Jannik an Loreen weiter, die augenblicklich dafür sorgte, dass der Junge für weitere Beschimpfungen nicht mehr ausreichend Luft in den Lungen hatte.
    »Wenn ihr Jannik etwas antut, werde ich dir keine Gelegenheit geben, dich auf deinem Revier in Sicherheit zu bringen.«
    »Wenn du Hagen getötet hast und seinen Platz im Rudel einnimmst, wie es sich gehört, werde ich keinen Grund mehr haben, dich unter Druck zu setzen. Fang endlich an, dich wie ein Wolf zu verhalten.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, folgte Sascha Loreen und ihrem Gefangenen zur Tür hinaus, allerdings nicht, ohne dabei sicherheitshalber über die Schulter zurückzublicken.
    Maggie blieb noch einen Moment stehen, unschlüssig, ob sie es wagen konnte, auf David zuzugehen und ihn zu berühren. »Es tut mir leid. Ich warte im Park auf dich.« Dann ging auch sie.
     

Kapitel 34
Besitzansprüche
    Nachdem Hagen sie verlassen hatte, war Meta vor Erschöpfung in einen traumlosen Schlaf gesunken.Trotz ihrer Abneigung gegen den Pelz auf dem Altar, der wie ein zurückgelassener Teil Hagens wirkte, hatte sie sich auf ihm niedergelassen. Der Raum bot keine andere Sitzgelegenheit, und sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Von dem Pelz ging zwar ein widerwärtiger Gestank aus, aber das Fell schmiegte sich trotz der vielen Schmutzflecke einladend an sie an.
    Nun weckten sie Durst und Kälte. Mühsam kam sie auf die Beine, jede Bewegung eine Qual. Sie zitterte am ganzen Leib, ihr verletztes Ohr pfiff unentwegt, und die Schulter, bei der Karl sie brutal gepackt hatte, pochte dumpf. Noch immer konnte sie die

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