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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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würde er über ihre Unsicherheit den Kopf schütteln und ihr eine entsprechende Nachricht hinterlassen. Deshalb griff Meta dann doch zum Hörer, bevor der Anrufbeantworter anspringen konnte.
    »Ich wollte einmal hören, wie deine Woche so gewesen ist«, sagte Karl nach den üblichen Begrüßungsfloskeln. Seine Stimme war so fest und wohlklingend wie immer, ohne jede Spur von Unsicherheit. »Ich habe Sue mit einigen Kollegen im Lavine getroffen, und sie hat mir erzählt, dass du zurzeit wohl etwas unter Druck stehst. Ihr wärt gemeinsam ausgegangen, und du hättest dich gnadenlos volllaufen lassen.«
    Meta stand in ihrem nach Reinigungsmitteln und Duftkerzen riechenden Wohnzimmer und ertappte sich dabei, wie sie sich das Haarband abzog und ihre Frisur richtete, als ob sie Karl gegenüberstünde.Was, zum Teufel, wollte er von ihr hören? Dass sie von seiner Affäre erfahren und vor lauter Verzweiflung die Fassung verloren hatte? Vielleicht sollte sie ihm davon erzählen, dass sie ein ziemlich wirkungsvolles Mittel gegen den Druck, unter dem sie wegen ihres Beziehungschaos stand, gefunden hatte. Zumindest für eine Nacht.
    Stattdessen antwortete sie ein wenig lahm: »Ach, du weißt ja, wie das ist. Kandelanz, der König von dieser großen Anwaltskanzlei im Osten der Stadt, suchte einige Arbeiten für  die neu bezogenen Räume. Ich hatte einfach viel um die Ohren.«
    »Sollen wir vielleicht an einem der nächsten Abende zusammen essen gehen? Das heißt, diese Woche könnte schwierig werden, aber danach schaufle ich mir einfach für dich etwas Zeit frei. Dina wird dich anrufen und das mit dir abstimmen. Mein Schatz, tu mir einen Gefallen und trink nicht so viel. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was dir alles passieren kann, wenn du nachts sternhagelvoll durch die Straßen irrst.«
    Nach diesem Telefonat brauchte Meta dringender als je zuvor einen Drink. Während sie sich an einer Martini-Flasche zu schaffen machte, dachte sie darüber nach, wie Karl es mit ein paar Sätzen geschafft hatte, es so dazustellen, als ob sie um eine Verabredung mit ihm bettele, weil sie sonst vor die Hunde ging. Karl, der edle Ritter.Vermutlich war seine Affäre mit Reese Altenberg nicht mehr ganz so heiß, und es war an der Zeit, die Rückkehr zu seiner alten Liebe einzuleiten.
    Es war ja nicht das erste Mal, dass Karl eine Auszeit dafür nutzte, sich anderweitig zu vergnügen. Außerdem hatte er noch nie einen großen Hehl aus seinen Affären gemacht. Meta hatte sogar den unschönen Verdacht, dass ihm durchaus daran gelegen war, dass sie davon erfuhr. Schließlich war er ein Mann in den besten Jahren, dessen moderner Lebensgeist Monogamie für ein Zeichen von schlechten Marktchancen hielt.Weil Karl aber auch gut erzogen war und wenig Wert auf üble Nachrede legte, setzte er regelmäßig Auszeiten in seiner Beziehung zu Meta durch. Natürlich formulierte er das nie so eindeutig, sondern schob stattdessen findige Ausreden vor, aber im Verlauf der letzten Jahre hatte sich dieses Muster immer mehr verfestigt. Leider schienen die Auszeiten mit Karls Alter zuzunehmen.
    Obwohl Metas Stolz es ihr eigentlich verbot, hoffte sie darauf, dass Karl tatsächlich die Nase von Reese Altenberg voll hatte. Diese Ausrufezeichen liebende Ziege mit ihren Leopardenmänteln. O ja, Reese gehörte zu jener Sorte, deren Familie schon so lange im Reichtum schwelgte, dass sie weder Geschmack noch Lebensart mehr nötig hatte.Wahrscheinlich kam Karl sich sehr extravagant vor, mit solch einer Person ins Bett zu gehen.
    Im nächsten Augenblick hätte Meta sich für diese Gedanken am liebsten in den Arm gekniffen: Da kritisierte sie Reeses Mangel an Stil und arbeitete sich selbst vor lauter Eifersucht dermaßen billig an ihrer Konkurrentin ab. Aber was hieß hier überhaupt Konkurrentin? Reese war bestimmt nichts weiter als ein Amüsement für Karl - genau wie es dieser Junge neulich für sie selbst gewesen war: Selbstbestätigung, gepaart mit Vergnügen im Bett ohne Konsequenzen.
    Wenn es allerdings nur darum gegangen ist, warum stehe ich dann schon eine geschlagene Ewigkeit vor dem Fenster und starre in den Regen hinaus?, fragte sich Meta. Statt Trübsal zu blasen, sollte ich mich einfach mit zwei Tassen Kaffee in der Hand zu Eve gesellen und ihr von der Nacht mit diesem jugendlichen Liebhaber berichten. Und zwar mit sämtlichen schmutzigen Details, damit die gute Eve auch wirklich begreift, wie viel Spaß ich hatte.
    Allein bei der Vorstellung presste Meta

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