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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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schrie Mathol, außer sich vor Zorn.
    Das Rudel bebte vor Aufregung und baute sich um sie herum auf, um nur keinen Augenblick dieses Schauspiels zu verpassen. Einige feuerten David sogar an. Mathol war für seine Grausamkeit und sein Vergnügen daran, Schwächere zu quälen, verhasst. Niemand wollte sich auch nur eine Sekunde davon entgehen lassen, wie David diesen Mistkerl in die Schranken verwies.
    Mathol, der Demütigungen selbst kaum ertrug, war mittlerweile so aufgebracht, dass er keinen Gedanken mehr an seine Deckung verschwendete, sondern zum Angriff ansetzte. Auf diese Gelegenheit hatte David nur gewartet. Aber als er vorpreschte, um sich den fluchenden Mann zu schnappen, wurde er im letzten Moment von einem brutalen Schlag in die Nieren überrascht. Alle Kraft verließ ihn, und er fiel vor Schmerzen auf die Knie. Immerhin gelang es ihm, zur Seite auszuweichen, bevor ihn ein weiterer Schlag treffen konnte. Während er sich schwer atmend aufrichtete, erblickte er Mathols Kumpanen Leug, der ihn gegen jede Regel von hinten angegriffen hatte.
    Unterdessen hatte Mathol sich aufgerappelt und war in Angriffsstellung gegangen. »Wenn du brav stillhältst und mir die Kehle präsentierst, beiße ich dir vielleicht nur etwas anderes  durch«, bot Mathol an und umrundete David, so dass dieser zwischen ihm und Leug gefangen war.
    Doch David ignorierte diese Aufforderung ebenso wie das gebannte Ausharren des Rudels, Hagens stummes Drängen, Amelias Erregung und das durchdringende Aphrodisiakum, das nichts anderes als die Furcht der zum Opfer bestimmten Frau war. Stattdessen schob er sämtliche antrainierten Hemmungen beiseite und rief seinen Wolf. Als der Dämon Gestalt annahm, hielt er ihn nicht zurück, sondern ließ ihn gewähren, während er die Grenzen zwischen der inneren und äußeren Welt überquerte. Ehe einer der beiden Männer angreifen konnte, stürzte sich Davids Schattenwolf auf Leug, der voller Bestürzung unter dem schemenhaften Angreifer zusammenbrach.
    Zugleich schleuderte David Mathol erneut zu Boden, bevor dieser überhaupt begriff, wie ihm geschah. Mit einer schier übermenschlichen Kraft, die sich allein aus seiner Wut speiste, drückte David die Schultern des Mannes auf den Boden. Seine Finger gruben sich durch Stoff und Fleisch, und er spürte, wie unter dem Druck ihrer Kraft Knochen nachgaben und zerbrachen. Er stierte Mathol an, bereit, ihn zu töten.
    Da kehrte Davids Schattenwolf zurück, baute sich hinter Mathols Kopf auf. Die Lefzen des hochgewachsenen, schweren Wolfes waren zurückgezogen und entblößten die Reißzähne eines natürlichen Raubtieres. Seine angespannte Schultermuskulatur zeichnete sich unter dem grauen Fell ab, die krallenbewehrten Pfoten stemmten sich gegen den Boden und verursachten dabei nicht das leiseste Geräusch - ein Schatten und zugleich eine Bestie, die bereit dazu war, ihre Fänge in reales Fleisch zu schlagen.
    David nickte dem Wolf unmerklich zu, während er den Griff um Mathols Schultern verstärkte. Als ihm einen Herzschlag später Blut ins Gesicht spritzte, zuckte er nicht zurück. Er behielt seine Hände auf Mathols Schultern und sah ausdruckslos dabei zu, wie der Mann unter ihm, von Krämpfen geschüttelt, verblutete.
    Zunächst waren Mathols Augen noch weit aufgerissen, obgleich auch auf sie ein roter Funkenregen niederging. Dann begannen die Lider zu flattern, bis schließlich das einst strahlende Blau verblasste. David sah in leere Augen, und einen Moment später tat sich eine braune Iris auf, starr und leblos.
    Mit größtmöglicher Konzentration löste David die Finger von dem toten Mann und richtete sich mit steifen Bewegungen auf. Mathol lag ausgestreckt da, die tiefe Wunde an seinem Hals gnädigerweise vom dunklen Blut bedeckt. Mit zittrigen Fingern griff David nach dem Saum seines T-Shirts und wischte sich damit über das Gesicht. Als er den Blick hob, durchfuhr ein Flackern seinen Schattenwolf, als zuckten Blitze über einen Gewitterhimmel. Die Konturen des riesigen Tieres vibrierten, doch bevor es sich auflösen konnte, setzte es zum Sprung an und verschmolz mit Davids Körper.
    David keuchte auf und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Rasant breitete sich direkt unter seiner Haut ein Brennen aus, als würde dort etwas hineingeätzt werden - eine Markierung, wie er voller Abscheu erkannte.Trotzdem widerstand er dem Bedürfnis, sich zu kratzen, bis die verseuchte Haut in Fetzen herunterhing. In seiner Verzweiflung konzentrierte er sich auf

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