Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
schien.
    »Vielleicht bereue ich später, was ich jetzt sage«, begann Karl, wobei seine Oberlippe bebte. »Melde dich bei mir, wenn du dich mit diesem Burschen ausgetobt hast. Dann sehen wir weiter.«
     Meta stand mit vor der Brust verschränkten Armen da, noch lange nachdem sich die Tür hinter einem neugierig zurückblickenden Rinzo geschlossen hatte.Vermutlich hätte er noch etwas zu sagen gehabt, wenn Eve ihn nicht mit der ihr eigenen Resolutheit fortgezogen hätte. Meta zitterte vor Anspannung, unschlüssig, was sie denken, empfinden und gar als Nächstes  tun sollte. Der Bruch, den sie soeben willentlich herbeigeführt hatte, forderte seinen Tribut. Schließlich kam ihr ein tiefes Sehnen zu Hilfe, von dem sie wusste, dass dessen Erfüllung ganz nah war: Der Gedanke an Davids warme, wohlriechende Haut machte das Zerwürfnis vergessen. Vor Metas innerem Auge flackerte die Vorstellung auf, wie sie sich an seinen schlafenden Körper schmiegte und sich treiben ließ, bis sie ebenfalls eingeschlafen war.
    Ehe ihr die Vernunft etwas zuflüstern konnte, das sie hätte zögern lassen, betrat sie das Schlafzimmer. Der Raum lag im Dunkeln, doch Meta hätte problemlos mit Hilfe ihrer Nase den Weg zum Bett finden können. Die vertrauten Gerüche ihres Schlafzimmers - eine Mischung aus Puder und Rosen - hatten sich wundersam mit Davids Duft vermischt. Als ihre Finger den Lichtschalter der Nachttischlampe ertastet hatten, zögerte Meta einen Moment lang, dann drückte sie ihn hinunter. Im dämmerigen Licht lag David bäuchlings ausgestreckt auf der Bettdecke. Offensichtlich hatte er sich lediglich die Schuhe abgestreift, bevor er in einen tiefen Schlaf versunken war, das Gesicht in ihren Kissen vergraben.
    Lautlos schlüpfte Meta aus Tunika und Wäsche, streifte sich ein Nachthemd über und verschwand mit einem Lächeln im Badezimmer.
    Als sie wenig später neben dem Bett stand, wusste sie zuerst nicht, was sie davon abhielt, sich einfach neben ihn zu legen. Schließlich wurde ihr klar, dass David immer noch das blutverschmierte T-Shirt trug, auch wenn auf der Rückseite lediglich einige bräunliche Schlieren zu sehen waren. Es war ihr unmöglich, auch nur in die Nähe dieses Stoffes zu geraten, als stünde er für etwas Schmutziges, das auf sie überspringen würde, wenn sie ihm zu nahe kam. Behutsam kniete sie sich auf die Matratze und versuchte, das T-Shirt mit spitzen Fingern hochzuschieben. Doch David erwies sich als zu schwer.
    Während Meta unschlüssig am Saum zupfte, zuckte er mit einem Mal leicht zusammen und sagte entrüstet: »Lass das.« Dabei griff er sich in den Nacken, als habe ihn dort etwas gepackt. Augenblicklich zog Meta die Hände zurück. Eine seltsame Berührung schien sie gestreift zu haben, bei der sich sämtliche Härchen auf ihren Unterarmen aufstellten. Langsam richtete David sich auf und blinzelte sie an. »Dich meine ich nicht«, sagte er schlaftrunken und rieb sich die Lider, als könne er sie nur mit Gewalt dazu zwingen, offen zu bleiben.
    Eigentlich hätte Meta nachfragen wollen, wen er denn dann gemeint hatte. David machte jedoch den Eindruck, vor Übermüdung gleich wieder einzuschlafen, darum fragte sie nur hastig: »Ziehst du dein T-Shirt aus?«
    Mit einem leisen Murren zog David es sich über den Kopf. Meta sah lilafarbene Prellungen an Rippenbogen und Schulter, die schwarzen Spuren von Handabdrücken auf seinem Oberarm - aber als David ihr ein erschöpftes Lächeln schenkte, erwiderte sie es und schob die unzähligen Fragen, die ihr durch den Kopf schossen, beiseite. Kaum hatte er sich auf den Rücken gelegt, kuschelte sie sich an seine Seite und bettete den Kopf auf seiner Brust, tunlichst darauf bedacht, die Schwellung unterhalb des Schlüsselbeins nicht zu berühren. »Ich wünsche dir eine schöne Nacht«, sagte sie leise, doch David war bereits eingeschlafen.
     

Kapitel 17
Ein neuer Hafen
    Wie ein Funkenregen war sie in seinem Reich niedergegangen und hatte ihm Wärme gespendet. Jeder Moment in ihrer Nähe war ein Geschenk. Genau wie sein Hüter sehnte er sich danach, sich um diese Frau zu winden und in sich aufzusaugen, was sie an Wärme und Glück zu bieten hatte. Deshalb hatte er auch zugelassen, dass sie sich vom Rudel entfernten, ganz gleich, wie sehr die fehlende Nähe ihn schmerzte. Er hatte gewusst, dass ihre Gegenwart ihm ausreichte.Trotzdem hatte er nicht mit dem gerechnet, was geschehen würde, wenn sie im Schlaf tief in das Traumreich hinabstieg und dabei Tore

Weitere Kostenlose Bücher