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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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er nur unwirsch, wenn die Kinder auf den Rücksitz krabbelten.
    Auf der Fahrt war es immer seltsam still. Sven hatte keine Erfahrungen mit anderen Kindern als den beiden, die er dank seiner Heirat mit Lee am Hals hatte, aber er hatte trotzdem immer gedacht, dass Kinder toben und Lärm machen. Na ja, war ja auch egal. Er war im Grunde ganz froh, dass sie es nicht machten.
    Es ärgerte ihn jedoch, dass Lee nie Autofahren gelernt hatte. Unzählige Male hatte er ihr, mal nett, mal gereizter, auseinandergesetzt, dass man den Führerschein brauchte, wenn man so weit weg von der nächsten Ortschaft wohnte.
    Lee. Hauptsächlich hatte er Kochen und Putzen im Sinn gehabt, als er vor ein paar Jahren erkannte, dass er eine Frau in seinem Leben brauchte. Natürlich, auch Liebe – er war ja nicht aus Holz –, aber vor allem wollte er endlich die Sorge um all die Arbeiten im Haus los sein. Die einzige Alternative, eine Haushaltshilfe, hätte Geld gekostet, das er nicht hatte.
    In seinem Haus war es noch nie so sauber gewesen. Das musste er ihr lassen. Und sie hatte keine negative Einstellung zu ihren Haushaltspflichten wie so viele schwedische Frauen. Dass er sich zunächst fürs Junggesellendasein entschieden hatte, hieß ja nicht, dass er keine Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gehabt hätte.
    Nein, dass er sich bei der Agentur gemeldet hatte, die ihm nach allerlei Fragebögen Lee als ideale Partnerin vorschlug, lag nicht daran, dass er sozial inkompetent gewesen wäre oder nicht auch eine schwedische Frau hätte kennenlernen können. Er war in erster Linie attraktiv, weil er ein florierendes Unternehmen führte – obwohl die Nerzfarm momentan aufgrund dieser neuen Tierschutzgesetze hauptsächlich von Zuschüssen lebte.
    Es wäre also nicht sonderlich schwer gewesen, sich eine Frau in der Stadt zu suchen, die sich ihren Traum vom Landleben erfüllen wollte. Aber eine Frau zu finden, die dann auch wirklich die Ärmel hochkrempelte, im Alltag zupackte, und nicht ständig von Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung faselte – das war schon wesentlich schwieriger.
    Nachdem er ganz neu angefangen und die Farm gekauft hatte, spukte ihm der Gedanke ein paar Jahre durch den Kopf, bis er zu einer Entscheidung kam. Dass es ausgerechnet Thailand wurde, war eher Zufall. Dass es ausgerechnet Lee wurde, ebenso.
    In vieler Hinsicht war er ganz zufrieden mit Lee. Obwohl sie so schlau gewesen war, ihm ihre zwei Kinder zu unterschlagen, bis der Termin für die Hochzeit feststand, sie die Pässe besorgt und den Heimflug gebucht hatten. Als sie ihn so in der Hand hatte, ließ sie die Bombe mit den zwei vaterlosen Kindern platzen, die sich auf dem Land bei ihrer alten Großmutter versteckten.
    »Dann sollen sie mal schön auf dem Land bei ihrer alten Großmutter bleiben«, sagte er im ersten Moment vor lauter Wut. Er hasste es, wenn ihn jemand hinters Licht führte und ausnutzte. »Sonst blasen wir die Sache nämlich gleich wieder ab.«
    Sie saß im Hotelzimmer und weinte. Dann warf sie sich auf die ausgetretene Auslegeware, klammerte sich an seine Beine und kreischte wie eine Wahnsinnige, bis der Hotelbesitzer klopfte, weil er befürchtete, in seinem Haus könnte jemand ermordet werden.
    Einen ganzen Nachmittag und Abend wanderte Sven durch die widerwärtige Mischung aus Chaos, Kommerz und Gestank, die Bangkok ausmachte. Er lief durch die Straßen, bis er langsam wieder klar denken konnte. In dieses Projekt hatte er so viel Geld gesteckt, dass er auf keinen Fall mit leeren Händen heimkommen konnte.
    Wenn er jetzt noch mal von vorne anfing, durfte er noch mal ein Vermögen zahlen. Außerdem konnte ihm niemand garantieren, dass er eine andere Frau finden würde, die so gut mit seinen Wünschen übereinstimmte. Und er hatte keine Lust auf die ständigen Dates in schäbigen Restaurants. Vor allem, weil die Frauen sich in seinen Augen sowieso zum Verwechseln ähnlich sahen und die Sprachbarriere jede Art tieferer Verständigung verhinderte.
    Gegen Morgen kam er zurück ins Hotelzimmer und erwartete, dass Lee mitsamt ihrer Siebensachen verschwunden war.
    Doch im Licht, das durch die melierten Vorhänge fiel, erblickte er den Umriss ihres Körpers unter den Laken. Ein Gefühl, das sich am ehesten als Dankbarkeit beschreiben ließ, saß ihm plötzlich wie ein Kloß in der Kehle. Keine Liebe, dafür war es zu früh. »Loyalität« war das Wort, das ihm einfiel, als er auf der Schwelle stand. Und eine funktionierende Ehe war auf Loyalität

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