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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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Hanna sich eine Zigarette ansteckte. »Bist du grade beschäftigt?«
    Wider Willen musste Seja lachen. »Nein. Nichts weniger als das.«
    »Okay. Ich hab ganz schön oft an dich denken müssen seit unserem letzten Treffen. Du weißt schon, diese ganze Geschichte mit ... hm, mit deinen Nachforschungen oder wie man das nennen will ...«
    Seja strich sich mit der Hand über die Augen, in der Hoffnung, den beginnenden Kopfschmerz noch abzuwenden. »Ich weiß schon, Hanna. Mir ist klar, das muss dir alles total seltsam vorgekommen sein. Ich hatte nicht vor, dich mit reinzuziehen ...«
    »Nein, nein«, protestierte Hanna. »Ich wollte nämlich sagen, dass ich ... Also, ich weiß, du hast mich gebeten, zu respektieren, dass du nicht mehr darüber erzählen kannst und so weiter. Aber hinterher fiel mir ein, dass Björn – äh, an den erinnerst du dich wahrscheinlich nicht mehr, der war ein paar Jahre jünger als wir. Ich treff mich immer noch ab und zu mit ihm. Auf einer ... sagen wir mal platonischen Basis.«
    »Aha ... Aber wer ...«
    »Seine Frau erlaubt ihm nicht, dass er mit weiblichen Bekannten Kaffee trinken geht, besonders nicht mit solchen, mit denen er früher mal was gehabt hat ... Ja, also, was ich sagen wollte, Björn ist mit einem Typ befreundet, der ziemlich dicke war mit diesem verschwundenen Mädchen, Tinkerbell – sie heißt übrigens My. Du weißt schon, die Welt ist klein.«
    »Hanna ...!«
    Nun machten die Kopfschmerzen ihr richtig zu schaffen. Hanna kicherte nervös, wurde gleich wieder ernst. »Ich weiß, ich sollte eigentlich mit niemand darüber reden, aber ... Jetzt ist es eben passiert.«
    »Was hat Björn gesagt?«
    »Björn hat gar nichts gesagt, er kannte nur ihr Pseudonym und erinnerte sich, dass sie damals viel mit John zusammen war. Mit dem war sie zum Schluss sozusagen am besten befreundet, sie gingen in eine Klasse oder so. Jedenfalls hab ich mir seine Telefonnummer geben lassen.«
    »Wessen Nummer – Johns?«
    Seja hielt den Atem an.
    »Genau. Für den Fall, dass es dich interessiert. Ich hatte irgendwie den Eindruck, du musst diesen ganzen Mist erst komplett geklärt haben, bevor du deine Seelenruhe wiederfindest.«
    »Gib mir die Nummer.«
    Nachdem sie Hannas Fragen nach dem Grund ihrer Nachforschungen erneut abgewehrt hatte, starrte Seja auf die Telefonnummer, die sie hastig auf den Rand der Samstagsbeilage der »Göteborgs-Posten« gekritzelt hatte.
    Christian Tells Wut war ihr nur zu gut in Erinnerung. Sie wusste, dass sie ihren Stolz überwinden und zum Präsidium fahren sollte, wo er in seiner ganzen Selbstgerechtigkeit im Büro saß. Sie sollte ihm ihre Informationen geben und wieder nach Hause fahren. Freilich hatte sie nur die Telefonnummer einer Person in der Hand, die My vor zehn Jahren gekannt hatte. Wahrscheinlich war das Ganze völlig irrelevant, und dann hätte sie sich unnötig gedemütigt.
    Andererseits wäre es eine gute Art zu zeigen, dass sie seine Argumente respektierte. Irgendwo in der Tiefe ihrer Enttäuschung keimte eine Hoffnung auf, alles könnte wieder gut werden.
    Nachdem sie sich noch einen Kaffee gemacht hatte, setzte sie sich an den Schreibtisch.
    Sie fuhr den Laptop hoch und gab das Passwort ein.
    Vom Schreibtisch aus blickte sie auf die Samstagsbeilage mit der Telefonnummer. So, sie würde ihn einfach anrufen. Wenn sich aus diesem Gespräch irgendetwas Wichtiges ergab, sollte Tell der Erste sein, der davon erfuhr.
    John Svensson nahm schon nach dem ersten Klingeln ab.

58
    Tells Uhr zeigte immer noch Viertel nach sieben, als er die Abteilung verließ, aber er dachte nicht weiter darüber nach. Obwohl er sich so sehr nach einem Glas Wein und seinem Bett sehnte, war er doch noch mit Karin Beckman und Karlberg im Pausenraum hängen geblieben. Vielleicht war ihr Bedürfnis nach einer abschließenden Zusammenfassung stärker als der Wunsch nach Schlaf.
    Sie hatten noch einmal die verschiedenen Phasen der Ermittlung rekapituliert.
    Später hatte ihn sein Büro mit den vorwurfsvollen Papierstapeln und dem wild blinkenden Anrufbeantworter völlig in Beschlag genommen. Eigentlich wollte er nur kurz in den Papieren blättern, um seine Nerven vor der Heimfahrt ein wenig zu beruhigen, doch dann artete die Aktion aus, und er räumte sein gesamtes Zimmer auf.
    Er ging am Empfangstresen vorbei, um seinen Arbeitstag endlich zu beenden und nach Hause zu fahren. Die meisten Leute, die ihm begegneten, traten jetzt ihren Dienst an. Die Wanduhr belehrte ihn, dass seine

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