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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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Waltz’ Telefongesprächen.«
    »Und, hat sie schon was gefunden?«
    »Bingo. Neben Lise-Lotts Schwester taucht noch eine Nummer ständig auf, sowohl auf dem Festnetz als auch auf dem Handy. Der Anschluss gehört einem gewissen Kristoffer Zachariasson in Västra Frölunda: der Schwule! Den übernehme ich.«
    »Okay. Aber ... Bengt?«
    »Ja?«
    »Immer schön piano.«
    Bärneflod platzte offensichtlich vor Tatendrang. Solchen Arbeitseifer hatte Tell von seinem Kollegen nicht erwartet.
    Dann ging er zurück in die Küche, wo Maria Waltz sich mittlerweile beruhigt hatte. »Zu Anfang bemühte er sich durchaus, sein Versprechen zu halten, das muss ich zu seiner Verteidigung sagen. Manchmal rief er die Jungs an, wollte sich mit ihnen treffen und so. Aber sie waren in einem heiklen Alter. Sie haben die Trennung sehr übel aufgenommen, vor allem Jocke, unser Ältester. Und nach einer Weile hat Lars aufgegeben. Aber das kann ja wohl auch nicht das Richtige sein, seine eigenen Kinder einfach so aufzugeben?«
    Sie sah Gonzales erwartungsvoll an, und der schüttelte brav den Kopf. »Sie sagen also, dass Ihre Söhne in den Jahren nach Ihrer Scheidung keinen nennenswerten Kontakt mit ihrem Vater mehr hatten?«
    »In den letzten vier Jahren nicht. So gut wie gar nicht.«
    »Wann haben Sie Ihren Ex-Mann zum letzten Mal gesehen?« Tell stand in dem Durchbruch zwischen Küche und Esszimmer.
    Sie zuckte zusammen, als hätte sie vergessen, dass er auch noch da war. »Ich weiß es nicht mehr. Ziemlich lange her, zwei oder drei Jahre vielleicht. Wir haben uns einmal beim Anwalt getroffen – nachdem unser Haus verkauft worden war, gab es da noch einiges zu klären.«
    Tell setzte sich so an den Tisch, dass Maria Waltz von ihrem Platz an der Wand nicht mehr problemlos hätte aufstehen können. »Bitte halten Sie mich jetzt nicht für taktlos, aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass Sie nach der Scheidung von Lars ein wenig ... instabil auf Ihre Umgebung gewirkt haben. Wie geht es Ihnen heute?«
    Unerschrocken erwiderte er Maria Waltz’ erstaunten Blick. Sie schob ihn fast gewaltsam beiseite, um zur Spüle zu gehen und sich ein Glas Wasser einzugießen. »Danke, es geht mir gut. Ich habe den Boden unter den Füßen verloren – überrascht Sie das etwa, Herr Kommissar?«
    Tell schwieg.
    »Ich habe mich damals in ärztliche Behandlung begeben und habe auch heute noch Kontakt zu diesem Arzt. Es geht mir gut. Und ich habe meinen Ex-Mann nicht ermordet.«
    »Ich wollte auf keinen Fall, dass Sie meine Frage als Vorwurf auffassen. Wenn das so angekommen ist, bitte ich um Entschuldigung. Aber ich hätte gern den Namen Ihres Arztes und Ihre Genehmigung, dass wir uns mit ihm unterhalten können.«
    Sie nickte. Ihr rot geweintes Gesicht wurde wieder blasser, während sie eine Visitenkarte aus dem Küchenschrank heraussuchte. An ihrer Schläfe zuckte krampfhaft ein Muskel. »Es wäre mir am liebsten, wenn der Herr Kommissar und sein Kollege jetzt gehen würden«, erklärte sie dann und stellte sich demonstrativ in den Flur.
    »Natürlich. Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten, die wir Ihnen bereitet haben. Nochmals mein herzliches Beileid«, sagte Tell.
    Sie schloss die Tür zweimal hinter ihnen ab.
    Auf der kurzen Fahrt zurück ins Präsidium sprachen sie kein Wort. Als sie in die Skånegata bogen, ertönte das SMS-Signal auf Tells Handy.
    »Du bist heute ja extrem beliebt«, stellte Gonzales fest. »Wieder Bärneflod?«
    Tell schüttelte den Kopf, während er sich zu der neuen Mitteilung durchklickte.
    Letzte Chance. Abendessen bei mir. 18.00
    Er hatte genau 45 Minuten, um pünktlich zu kommen. Er löste die Handbremse, die er schon angezogen hatte, und wandte sich zu Gonzales. »Spring raus, ich muss noch mal los. Wenn du hochgehst, schlag in den Unterlagen mal Seja Lundbergs Adresse nach, das ist eine von den ersten Zeugen. Und dann ruf mich auf dem Handy an.«
    Als Gonzales zwanzig Minuten später anrief, fuhr Tell gerade an der Abfahrt zum Tatort vorbei. Der Abendnebel lag wie Zuckerwatte über den Wiesen. Tell schüttelte sich eine Zigarette aus der halbvollen Schachtel und ließ das Fenster ein Stückchen herunter, um den Rauch hinauszupusten.
    Er hätte Gonzales nicht bitten sollen, die Adresse nachzuschlagen. Er hätte einfach bei der Auskunft nach der Adresse fragen sollen.
    Dreimal hatte sie ihn angerufen, und er hatte sie jedes Mal feige weggedrückt. Beim ersten Mal fühlte er sich noch nicht bereit, aber es durchrieselte ihn ein

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