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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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»Okay. Folgendermaßen habe ich die Geschichte verstanden: Sie haben Waltz mehrmals aufgesucht und ihn angeschrien. Einmal haben Sie ihn gegen eine Wand gedrückt und bedroht. Das haben Sie damals also zu ihm gesagt? Das mit dem Respekt für anderer Leute Eigentum?«
    »Ja.«
    »Sie haben ihm auch vorgeworfen, er sei schwul.«
    »Mit Recht«, erwiderte Edell. »Das war schon so eine halbseidene Type. Er hatte einen Kerl in der Stadt, ich weiß sogar den Namen: Zachariasson. Ich hab da ein paar Nachforschungen angestellt.«
    Jetzt war Edell in Fahrt. »Als hätte das alles nicht schon gereicht, hat er Lise-Lott auch noch betrogen. Dieser Dreckskerl!«
    Er räusperte sich. »Nicht, dass ich ihn deswegen umgebracht hätte, falls Sie das glauben.«
    »Ich glaube gar nichts. Ich stelle nur fest, dass ein Mann ermordet wird, kurz nachdem Sie ihn mit Mord bedroht haben. Vielleicht wollten Sie Lise-Lott so erschrecken, dass sie von sich aus das Feld räumt?«
    Edell nuschelte etwas in sich hinein. »Tja, das jagt einem Menschen schon einen gehörigen Schreck ein, wenn man jemand umbringt.« Er trocknete sich die Hand am Hosenbein ab und nahm sich zwei dicke Scheiben Butterkuchen. »Jetzt muss ich aber wieder los. Ich wollte mir nur schnell was zu essen holen.«
    Auf der Bank lag ein Lunchpaket, das er sich im Hinausgehen griff. Bärneflod winkte ab, als Karlberg Anstalten machte, Edell aufzuhalten. »Vergiss es. Wir warten ab. Ins Präsidium können wir ihn immer noch bestellen.«

22
    Niemals, dachte Christian Tell, der gerade die gesuchte Adresse gefunden hatte.
    Die Doppelhäuser lagen auf einer Wiese, jeweils eine hufeisenförmig angeordnete Gruppe mit Schaukeln und Sandkästen in der Mitte. Eine attraktive Wohngegend: Die Trambahn vor der Haustür, und mit dem Auto war man in einer Viertelstunde in der Stadt.
    Tell stand vor dem Briefkasten, auf dem in geschwungenen Buchstaben »Waltz« stand. Er drehte sich um und winkte Gonzales zu, der versuchte, sich aus einem Gespräch mit wer weiß wem loszueisen.
    Ein gerader Weg aus Steinplatten zog sich mitten über den Rasen. Auf den Gartenstühlen aus schmutzig-weißem Plastik standen Wasserpfützen. Niemals . Er wohnte schon immer im Stadtzentrum und war an den Lärm und die Hektik gewöhnt. In manch verwirrtem Augenblick hatte er einen Umzug in Erwägung gezogen, wie auch andere, die das Angebot an Kneipen und Cafés nicht mehr nutzten und nur noch zur innerstädtischen Kultur beitrugen, indem sie Monat für Monat eine Unsumme für die Miete einer Zweizimmerwohnung hinblätterten. Vielleicht konnte er ja auch eine Stelle in einer Polizeistation auf dem Land antreten, wo er pro Jahrzehnt einen Mord aufklärte und genügend Zeit für andere Dinge hatte. Vielleicht könnte er ja mit Sudoku anfangen?
    Manchmal war der Gedanke tröstlich – weil er genau wusste, dass er niemals Wirklichkeit werden würde.
    Carina hatte ihn elitär genannt und ihn mit seinen Reihenhausängsten aufgezogen – scherzhaft, aber mit einer Prise pädagogischem Ernst: Diese Menschen sind glücklich, und sie sind nicht schlechter als du .
    Er wollte ihr da gar nicht widersprechen, aber dass Carina und er nie zusammengezogen waren, hatte trotzdem an ihm gelegen. Schließlich packte Carina die paar Besitztümer zusammen, die sie in seiner Wohnung hatte. Das war der Preis, den er für seinen Widerwillen gegen jede Veränderung zahlen musste.
    Unter der Überdachung der Veranda stand eine rostige Hollywoodschaukel ohne Polster. Die Jalousien waren zu drei Vierteln heruntergelassen, doch zwischen den Lamellen konnte man eine schemenhafte Bewegung wahrnehmen. Dann wurde die Tür so jäh aufgestoßen, dass er einen Schritt zurückweichen musste.
    »Wen suchen Sie?«
    Tell zeigte seine Dienstmarke. »Kommissar Tell. Mein Kollege Kriminalassistent Gonzales.«
    Mit einer ausholenden Handbewegung wies er auf Gonzales, der mit großen Schritten aufs Haus zukam.
    »Maria Waltz? Es geht um Ihren Ex-Mann.«
    Wenn die Frau ihn vorher schon mit ausdrucksloser Miene angesehen hatte, gab sie sich jetzt noch gleichgültiger. »Was ist mit Lars?«
    »Dürfen wir reinkommen?«
    Offensichtlich erwog sie die Möglichkeit, Nein zu sagen, aber dann trat sie beiseite, um sie hereinzulassen. Sie führte sie durch den schmalen Flur in die Küche und bot ihnen einen Platz auf dem Küchensofa an. Maria Waltz nahm gegenüber von Tell Platz. Er räusperte sich. »Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Lars Waltz tot

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