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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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Lust auf Eintopf mit Estragon hat, kann auch eine Tasse Kaffee kriegen.«
    Sie trocknete sich die Hände an den Frotteeärmeln ab und schmiegte sich verlegen in seine Arme. »Übrigens versucht jemand hartnäckig, dich zu erreichen, dein Handy hat schon ein paarmal geklingelt.«
    Drei Mitteilungen aus dem Büro. Als er sie abhören wollte, klingelte es wieder und Tell ging hinaus, um das Gespräch anzunehmen.
    Es war Bärneflod. »Wo zum Teufel steckst du? Seit acht Uhr versuch ich schon, dich anzurufen.«
    »Gibt’s was Neues?«
    »Ja, Strömberg konnte den Todeszeitpunkt eingrenzen: Waltz ist zwischen 19 und 21 Uhr gestorben.«
    Tell kletterte in die Mansarde, um seine Kleider zusammenzusuchen. »Er hat also die ganze Nacht dort gelegen.«
    »Genau. Und hätte dort noch länger liegen können, weil ihn niemand von der Straße aus gesehen hat. Aber – du erinnerst dich doch an die alte Tratschtante, mit der Karin Beckman und Gonzales geredet haben? Frau Rappe? Die hat erzählt, dass in der Nähe eine Hausbesichtigung stattfand.«
    »Ja, ich weiß. Meinst du, das war irgendwann zwischen sieben und neun?«
    »Yes.«
    »Schau doch mal nach, welches Immobilienbüro ...«
    »Hat Karin Beckman schon erledigt: die Schwedische Immobilienvermittlung. Die Maklerin heißt Helena Friman. Und was noch besser ist: Die Interessenten melden sich übers Internet für Besichtigungen an. Sie hat uns die Liste schon rübergefaxt.«
    »Willst du damit sagen, sämtliche Personen, die das Haus besichtigt haben und am Tatort vorbeifahren mussten, haben wir auf einer Liste?«
    Das war ja fast zu schön, um wahr zu sein.
    »Mit Adresse und Telefonnummer.«
    »Sind es viele?«
    »Ungefähr fünfzehn. Es kommt auch vor, dass Leute einfach so auftauchen, die Maklerin war sich nicht ganz sicher, ob auch jemand Unangemeldetes dabei war. Die meisten kommen anscheinend gegen sieben, bis acht Uhr dürften also ziemlich viele Leute die Straße befahren haben. Die Chance, dass jemand etwas Wichtiges gesehen oder gehört hat, ist ziemlich groß.«
    »Okay. Wir setzen die Beamten von der örtlichen Polizei auf diese Liste an. Sonst noch was?«
    Es rauschte in der Leitung.
    »Hallo?«, meldete sich Bärneflod nach ein paar Sekunden zurück. »Schlechter Empfang, aber jetzt bin ich wieder da. Wo wir gerade von der örtlichen Polizei reden: Wie sich herausgestellt hat, haben sie einen möglichen Kandidaten aus der Psychiatrie ausfindig gemacht, der Freigang hatte. Aus der Jugendhaftanstalt Långtuna ist ein paar Tage vor dem Mord ein Insasse abgehauen, das sind gerade mal zehn Kilometer Luftlinie bis Björsared. Er ist noch immer auf freiem Fuß, aber man sucht ihn jetzt gezielt.«
    »War das alles?«
    Seja hob fragend den Espressokocher hoch, und Tell nickte. Sie war in Jeans und Pulli geschlüpft und hatte die Haare hochgesteckt.
    »Ja, das war’s vorerst. Du kommst auch demnächst rein, oder?«
    Tell schaltete sein Handy aus und ging in die Küche. Dankbar nahm er die Kaffeetasse von Seja entgegen.
    »Die wundern sich schon, wo du bleibst, oder?«
    »Hm. Die behandeln mich wie einen Leibeigenen. Wie Kinder ohne Kindermädchen.«
    Sie musterte ihn schweigend, während er sich über sein Frühstück hermachte. »Bekommst du meinetwegen Probleme, Christian?«
    »Wahrscheinlich, aber darüber müssen wir ein andermal reden. Ich muss jetzt leider los.«
    Demonstrativ nahm er ein paar große Schlucke von seinem Kaffee und verbrannte sich die Zunge. In einem Spiegel sah er sein unrasiertes Gesicht. »Darf ich mal ins Badezimmer?«
    »Es gibt nur das Plumpsklo.«
    Er lachte. »Du bist schon so ’n Waldwichtel.«
    Sie wurde ernst. »Du hast nichts gegen Waldwichtel?«
    »Natürlich nicht«, hörte er sich sagen und blieb stehen, um sie zu küssen. Sie nahm sein Gesicht in die Hände und sah ihm in die Augen, als könnte sie darin lesen, ob er die Wahrheit sagte.
    »Gut. Ich könnte dich sonst verhexen.«
    Offenbar hielt sie nichts von den Spielchen, die er von den ersten Kontakten mit anderen Frauen gewohnt war. Er fand es befreiend.

23
    Bärneflod schüttelte den Kopf. Irgendetwas hatte sein Kollege. Wenn es etwas war, was nichts mit der Arbeit zu tun hatte, konnte man nur raten, denn Tell war nicht gerade der redselige Typ.
    Aus unerfindlichen Gründen hatte Tells kleiner Ausreißer eine stimulierende Wirkung auf Bärneflod: Es war schon lange her, dass er seinen Job so wenig ermüdend gefunden hatte. Ob Tell verliebt war? Der Gedanke war auf jeden Fall

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