Wintermord
aufgefunden worden ist. Leider ist er keines natürlichen Todes gestorben.«
Das Lächeln auf Maria Waltz’ Lippen erstarrte zu einer Grimasse. »Ist das Ihr Ernst?«
Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie die schreckliche Nachricht leugnen. Plötzlich wurde ihr Körper von einem Schluchzen erschüttert. »Ich wollte doch nicht, dass er stirbt«, flüsterte sie.
»Wir wissen, dass Sie das nicht wollten«, erwiderte Tell ruhig.
Wenn sie ihnen etwas vorspielte, dann war sie zumindest überzeugend.
»Keines natürlichen Todes? Wollen Sie damit sagen, dass er ermordet wurde?«
»Ja. Deswegen sind wir hier.«
Sie sah ihn verwundert an. »Glauben Sie denn, ich könnte etwas damit zu tun haben? Das ist doch Wahnsinn!«
»Nein, wir hatten eher gehofft, dass Sie uns irgendwelche hilfreichen Informationen über Ihren Ex-Mann geben können. Sie sind seit sechs, sieben Jahren geschieden?«
Als sie antworten wollte, klingelte Tells Telefon. Er entschuldigte sich und angelte sein Handy aus der Jackentasche. Seja Lundberg . Er spürte einen Schmerz unter dem linken Auge, als er sie wegdrückte und sich wieder Maria Waltz zuwandte.
»Ich hab mir zwar manchmal gewünscht, er wäre tot, das gebe ich zu. Sind Sie schon mal so richtig enttäuscht worden, Herr Kommissar?«
Tell erwiderte kommentarlos ihren Blick und wartete auf die Fortsetzung.
»Andererseits will mir niemand einfallen, der gegenüber Lasse solche Gefühle gehegt hätte. Er war ein friedlicher Mensch. Nett, verantwortungsvoll und so weiter. Ein guter Vater. Dann lernte er diese Frau kennen und ...«
Im nächsten Moment liefen ihr auch schon die Tränen über die Wangen. Wahrscheinlich wusste sie selbst nicht, ob sie über den Tod ihres Ex-Mannes weinte oder über den Kummer, den ihr sein Verrat heute noch bereitete. »Sie finden mich bestimmt lächerlich. Das Ganze ist jetzt sechs Jahre her, ich müsste wirklich langsam darüber hinweg sein.«
»Wir sind nicht gekommen, um uns darüber ein Urteil zu bilden«, versicherte Tell und wartete einen Moment, bevor er fortfuhr. »Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Sie im Unfrieden auseinandergegangen?«
Sie schüttelte resigniert den Kopf. »Er hat mich von einem Tag auf den anderen verlassen. Eines Abends hat er mir eröffnet, dass er am nächsten Tag auszieht. Sogar den Umzugswagen hatte er schon bestellt. Ich bekam keine weitere Erklärung, nur, dass er mich eben nicht mehr liebe. Er habe schon eine Weile eine andere. Wir wohnten damals in Hovås. Das Haus war viel zu teuer, als dass ich weiter mit den Kindern dort hätte wohnen können. Das wusste er auch.«
Sie wischte sich die Tränen von den Wangen, holte tief Luft und atmete dann ganz langsam wieder aus, damit sich ihr Herzschlag normalisierte. »Er hat mein Leben und das der Kinder mit einer einzigen Handbewegung in Trümmer gelegt. Damals kam es mir so vor, als würde das ganze Leid, das er verursacht hatte, einfach an ihm abperlen. Er war eiskalt.«
Sie verstummte. Tell nickte seinem Kollegen zu, damit er weitermachte.
»Das muss sehr schlimm für Sie gewesen sein.«
Gonzales rückte ein Stückchen näher an den Tisch heran und suchte den Blickkontakt mit Maria Waltz. »Es gab auch Meinungsverschiedenheiten, was die finanzielle Regelung bei der Scheidung anging, haben wir gehört.«
»Ja. Irgendwie fand ich, dass es etwas wert sein musste. Achtzehn Jahre Ehe und zwei Söhne. Wenn schon nicht gefühlsmäßig, dann wenigstens finanziell. Es war der alte Klassiker: Meine Karriere musste wegen seiner zurückstehen, ich war zu Hause bei den Kindern und unterstützte ihn in seiner beruflichen Laufbahn. Wussten Sie, dass Schweden weltweit die höchste Scheidungsrate hat?«
Gonzales nickte, obwohl er noch nie von so einer Statistik gehört hatte.
Als Tells Handy erneut klingelte, entschuldigte er sich und zog sich ins angrenzende Wohnzimmer zurück.
Es war Bärneflod. »Du hast es schon mitgekriegt, oder? Wer Reino Edell wegen seiner ständigen Schikanen in den letzten zweieinhalb Jahren nicht weniger als dreimal angezeigt hat? Genau, Lars Waltz. Karlberg und ich konnten heute feststellen, dass dieser Reino eine richtig üble Type ist.«
»Ist was Neues bei eurem Gespräch rausgekommen?«
»Ja, Edell behauptete, Waltz habe eine Affäre mit einem Schwulen gehabt, der ...«
»Ich weiß nicht, ob es sich lohnt, der Sache nachzugehen.« Tell unterdrückte ein Gähnen. »Was machen denn die anderen?«
»Karin Beckman sitzt über den Listen mit
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