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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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Geschäften anzustellen, nur weil er mir jeden Monat Miete zahlt. Er war sehr vielseitig und bastelte ständig an irgendwas rum, um seine Kasse ein bisschen aufzubessern. Er hat alte Sachen gekauft, repariert und restauriert und dann wieder verkauft, deswegen brauchte er ja auch ein Lager, wo er den ganzen Scheiß, pardon, den ganzen Kram lassen konnte. Ich hatte ein großes Lager und ... Ich brauchte Geld.«
    Er sah Karlberg trotzig an.
    »Wie sind Sie mit Olof Bart in Kontakt gekommen?«
    »Durch Bekannte, Ernst und Anette Persson, die wohnten gleich neben Bart. Sie wussten, dass er ein Lager brauchte und ich einen Mieter, und so kam das dann zustande.«
    Komisch, dachte Karlberg. Persson hat doch nach eigenen Angaben nur ein paarmal mit Bart gesprochen. Es wäre doch ein bisschen seltsam, wenn auch nicht ausgeschlossen, dass gerade dabei Barts Platznot zur Sprache kam. Es wäre sicher auch komisch, aber bestimmt kein Einzelfall, dass man zehn Jahre lang neben einem Menschen wohnt und kaum mit ihm redet. Am interessantesten wäre natürlich, ob die Perssons eine nähere Beziehung zu Bart gehabt hatten, als sie zugeben wollten, denn dann musste es auch einen Grund geben, warum sie logen.
    Alle, mit denen sie bis jetzt gesprochen hatten, behaupteten, niemals näheren Kontakt zu Olof Bart gehabt zu haben.
    So wie Anders Franzén, der jetzt einen ziemlich defensiven Ton anschlug. »Ich benutze das Gebäude selbst nur als Lager und bin nicht jeden Tag dort. Ich glaube auch nicht, dass er ständig da war, denn er hatte ja auch noch andere Jobs. Unter anderem im Wald, wie ich mal gehört habe. Wenn er nicht da war, hab ich auch nicht in seinen Sachen rumgeschnüffelt, ich bin nicht besonders neugierig.«
    »Gut, wenn ich das richtig verstanden habe, wussten Sie also nicht über seine Geschäfte Bescheid. Aber wissen Sie etwas über Bart als Mensch, über seinen Hintergrund?«
    Wieder schüttelte Franzén den Kopf.
    »Aber Sie haben doch gesagt, dass Sie durchaus eine Meinung über ihn hatten.«
    »Ja, aber das waren ja keine Fakten.«
    »Ich habe Sie jetzt auch gar nicht nach Fakten gefragt, sondern nach Ihrer Meinung.«
    »Um ehrlich zu sein – ich fand ihn ein bisschen zwielichtig. Wie gesagt, ich habe keine konkreten Anhaltspunkte, aber ich mochte den Typ nicht. Es könnte natürlich einfach daran gelegen haben, dass zwischen uns die Chemie nicht stimmte. Mit dem konnte man einfach nicht reden. Der sah einem nie in die Augen. Gab nie eine richtige Antwort. Immer so ein bisschen ausweichend. Andererseits hab ich ihn eben auch nur noch selten getroffen, nachdem wir den Vertrag gemacht hatten.«
    »Ich verstehe.«
    Karlberg beschloss, ein bisschen gemeiner zu werden. »Aus anderer Quelle habe ich allerdings gehört, dass Sie den Vertrag mit Bart gekündigt haben, weil Sie Streit hatten.«
    Nach Franzéns Gesichtsfarbe zu urteilen, hatte er die richtige Taktik gewählt. »Ja, ich hab ihm gekündigt. Wenn ich ehrlich sein soll ... Im Nachhinein bin ich mir nicht mehr so sicher. Aber ich erzähl Ihnen trotzdem, wie das damals lief.«
    Er schlug die Beine übereinander und versuchte, seine Unsicherheit zu überspielen. »Ich glaube, das war 2003. Ich war schon ein bisschen auf der Hut, weil jemand in mein Ferienhäuschen eingebrochen war. Scheußliche Geschichte. Dieses Schwein hat sich nicht damit begnügt, Sachen zu stehlen, sondern hat auch noch die Einrichtung zu Kleinholz verarbeitet und mir obendrein sogar noch auf den Boden geschissen. Irgendwelche Kids oder Drogensüchtigen wahrscheinlich. Ich erwähne das bloß, weil es mich vielleicht ... übertrieben misstrauisch gemacht hat. Aber mir war Bart ja schon immer ein bisschen dubios vorgekommen, ich konnte ihn nie so richtig einschätzen, er war immer so ausweichend. Eines Abends bin ich zum Lager rausgefahren, nachdem ich den Laden geschlossen hatte. Das war im November, da war es also schon richtig dunkel. Ich weiß nicht, ob Sie sich umgeschaut haben, aber das liegt hier schon ein bisschen ab vom Schuss. Nur alte Lagerhallen und keine Wohnhäuser in der Nähe. Wie auch immer, ich kam gar nicht dazu zu reagieren, als sich plötzlich jemand von hinten an mich ranschlich und mich gegen die Wand drückte. Ich spürte irgendwas Scharfes in der Seite und bildete mir ein, dass es ein Messer war. Ich war nicht sicher, aber Sie wissen schon, in so einer Situation fängt man nicht an zu verhandeln, ich hab dem Typ einfach meine Brieftasche und meine Uhr gegeben, eine Rolex

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