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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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beschloss, nach Hause zu fahren und morgen früh seine Sachen zu packen. Gleich nach dem Aufwachen würde er weggehen. Er durfte Solveig auf keinen Fall mehr begegnen.
    In der Nacht, sobald alles ruhig war, wollte er noch einmal ins Krankenhaus gehen und die Nachtschwester bitten, eine Weile bei My sitzen zu dürfen. Schließlich war sie seine Schwester, wer sollte schon etwas dagegen haben? Und My würde ja doch keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht wahrnehmen.
    Alles würde in Ordnung kommen, solange er nur Solveig aus dem Weg gehen konnte.

36
    2007
    »Könnten Sie den Nachnamen noch mal wiederholen, Herr Wachtmeister?«, bat der Mann mit heiserer Stimme, die Tell an Marlon Brando in »Der Pate« denken ließ. Aber er nahm an, dass die Ähnlichkeiten zwischen Brando und Pflegevater Knud Jidsten damit auch erledigt waren. In mühseliger Detektivarbeit hatte er Jidsten in einer kleinen Stadt nördlich von Östersund aufgespürt.
    »Ich glaube, wir hatten hier insgesamt dreißig Kinder in fünfundzwanzig Jahren. Und da hab ich solche, die nur ein paar Tage bei uns waren, noch nicht mal mitgerechnet. Wir standen der Gemeinde nämlich auch für kurzfristige Unterbringung von Notfällen zur Verfügung«, erklärte er, »aber nur Anfang der Neunziger. Das wurde uns dann zu anstrengend – ein ständiges Kommen und Gehen.«
    Einen langen Vormittag hatten sie am Telefon und am Computer verbracht, ohne wirklich interessante Ergebnisse. Sofia Frisk und Gonzales hatten ein System ausgetüftelt, mit dem sie alle Besitzer eines Jeep Grand Cherokee abarbeiten konnten. Die Namen wurden weitergeleitet an die beiden Beamten der Polizei von Kinna, die für die Ermittlungen abgestellt worden waren. Ihnen fiel die wenig spannende Aufgabe zu, bei allen das Alibi zu überprüfen. Eine zeitraubende Aufgabe, die bis jetzt nichts Brauchbares ergeben hatte.
    Außerdem überprüften sie die Mietwagenfirmen in einem Umkreis von hundert Kilometern um Göteborg und Borås. Tell vermutete, dass der Mörder das Auto nur vorübergehend genutzt hatte – nach den Erkenntnissen der Kriminaltechniker waren bei den Morden zwei verschiedene Fahrzeuge zum Einsatz gekommen, wenn auch vom selben Modell. In den Wochen vor dem Mord war jedoch kein Grand Cherokee als gestohlen gemeldet worden, obwohl sie ihren Suchradius auf ganz Westschweden ausgedehnt hatten. Da bei den Morden nicht dasselbe Fahrzeug zum Einsatz gekommen war, konnte es als ausgeschlossen gelten, dass der Mörder sie gestohlen hatte, fand Tell. Für einen Verbrecher, dessen oberste Devise Sicherheit lauten musste, war es schon schwierig genug, einen Jeep zu stehlen.
    Die Arbeit wurde der Polizei insofern erleichtert, als es nur wenige Mietwagenfirmen gab, die überhaupt einen Grand Cherokee im Angebot hatten.
    Im selben Suchradius klapperten sie die Tankstellen ab.
    Die größeren Tankstellen waren mit Überwachungskameras ausgestattet, deren Aufnahmen sie wohl oder übel komplett durchgehen mussten. Ann-Christine Östergren hatte versprochen, für diese langweilige Aufgabe extra Personal zu beschaffen, wenn Tell dafür sorgte, dass die entsprechenden Bänder ins Präsidium gebracht wurden.
    »Setz doch Bärneflod dran«, meinte Karin Beckman. »Der hat sowieso keine Lust, seinen Arsch mal aus dem Sessel zu bewegen.«
    Ja, aber bei ihm war eben auch die Gefahr zu groß, dass er im Videozimmer einschlief.
    »Olof Pilgren«, sagte Tell. »Er soll 1975 zu Ihnen gekommen sein. Da war er elf ...«
    »Olof. Ja, natürlich«, fiel Jidsten ihm ins Wort. »Olof wohnte mehrere Jahre bei uns, bis 80 oder 81 würde ich sagen. Nein, so ein schlechtes Gedächtnis habe ich nun auch wieder nicht, dass ich Olof vergessen hätte.«
    »Er war also sechzehn, siebzehn, als er auszog, meinen Sie?«
    »Zum Schluss ist er ausgezogen, genau, zumindest unter der Woche. Am Ende war er nämlich in so einer Art Internat, als er sich so richtigen Mist eingebrockt hatte.«
    »Sie meinen ›Villa Björkudden‹?«
    Tell unterstrich eine Stelle in seiner Aktenkopie.
    »Kann sein, dass die Einrichtung so hieß, ja. Eigentlich war das ziemlich seltsam«, fügte Jidsten nachdenklich hinzu. In der folgenden Pause steckte er sich eine Zigarette an, nahm einen Zug und hustete.
    »Es war seltsam, dass er sich so was einbrockte, meine ich. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich hab wirklich eine Menge gesehen – diese Pflegekinder sind meistens keine Engel.«
    Sein Lachen klang freudlos. »Allerdings erleben Engel ja auch nicht

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