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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Ceder
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pelzbekleideten Frau mit einem Oldtimer-Mercedes genutzt, die in den Taschen ihres Mantels wühlte.
    Eine Sekunde befürchtete Gonzales, sie wolle sich tatsächlich eine Zigarette anzünden, und war schon auf dem Sprung, um sie davon abzuhalten. Doch sie fischte keine Zigarettenschachtel aus ihrem Pelz, sondern ein kleines Kosmetiktäschchen. Mit geübten Bewegungen zog sie ihren Lippenstift nach. Wahrscheinlich wollte sie die gute Beleuchtung nutzen.
    »Komm schon, ich hab das letzte Mal geblecht, jetzt bist du dran!«
    Die Tür flog auf, ein paar Jungs kamen in den Minimarkt gepoltert und griffen sich Bier und Chips aus den Regalen. Gonzales schielte auf die Schlagzeilen der Abendzeitungen, während er darauf wartete, mit der Kassiererin sprechen zu können. »Ann-Cathrine Högberg« stand auf ihrem Namensschild. Obwohl sie sicher strikte Anweisung hatte, die Ausweise zu kontrollieren, wenn Jugendliche Alkohol kauften, fragte sie nicht nach, als einer der Jungs das Bier bezahlte. Die Dame im Pelz kam rein und zahlte. Auf dem Weg hinaus stieß sie mit einem verlotterten Typ um die dreißig zusammen. Er griff nach einer Zeitung, ging zur Kasse und fummelte an einer Schachtel Kondome herum.
    »Sind die gut?«, er grinste. Ann-Cathrine Högberg bedachte ihn jedoch mit einem finsteren Blick. »Nein. Ich glaub, wenn man die benutzen will, muss man zu zweit sein«, gab sie kalt zurück und tippte flink auf ihrer Kasse herum.
    Gonzales ging zur Kasse und zeigte seinen Ausweis. »Ich hatte mit Ihnen telefoniert.«
    Das Mädchen lachte und schob die Geldschublade übertrieben schwungvoll zu. »Hoppla! Ich hatte wohl jemand in Uniform erwartet.«
    Aus irgendeinem Grund war sie knallrot geworden – vielleicht weil sie gerade Alkohol an einen höchstwahrscheinlich minderjährigen Kunden verkauft hatte.
    »Ich kann mich nur noch vage an diesen Kunden mit dem Jeep erinnern, das hab ich Ihnen aber schon am Telefon gesagt.«
    Gonzales erklärte, dass jede Information wichtig sein konnte. Das Mädchen schien wirklich nachzudenken.
    »Er wirkte nicht bedrohlich oder so, das kann ich auf jeden Fall sagen – wenn er sich irgendwie komisch aufgeführt hätte, würde ich mich bestimmt daran erinnern.«
    Dann kam ihr Bericht wieder ins Stocken. Sie hatte nur bis Mitternacht gearbeitet und war ganz sicher, dass sie den Cherokee-Fahrer ein paar Stunden vor dem Ende ihrer Schicht bedient hatte. Ja, natürlich hätte es ein ähnliches Auto einer anderen Marke sein können, was Automarken anging, war sie nicht besonders gut. Außerdem hatte sie es ja nur aus der Ferne gesehen. Doch sie würde schon sagen, dass es ein Grand Cherokee war. Jedenfalls würde man auf den Bildern aus der Überwachungskamera ja die genaue Zeit und das Äußere des fraglichen Mannes sehen.
    »Kurt, mein Chef, kümmert sich schon um die Bänder«, sagte sie und nickte Tell zu, der jetzt dazugekommen war.
    Als sie den Namen ihres Chefs nannte, ertönte eine ungeduldige Stimme von hinten. Die Polizisten folgten Ann-Cathrine Högberg ins Büro. Die Stimme gehörte einem Mann mittleren Alters mit gelb getönten Brillengläsern, der sich die Haare von der Seite quer über die Glatze gekämmt hatte. Er stand vor einem Miniatur-Fernseher, drückte ohne einen Gruß auf die Fernbedienung und zeigte hilflos auf das körnige Schwarzweißbild: Das hatte die Überwachungskamera am fraglichen Tag aufgezeichnet. »Ja, nun sieh sich das einer an!«, rief er enttäuscht. »Damit lässt sich ja überhaupt nichts Vernünftiges anfangen.« Er sah seine Verkäuferin erwartungsvoll an. »Dann musst du die Beschreibung dieses Mannes wohl vervollständigen, Anki.«
    Womit sie wieder bei ihrem Problem waren. In der folgenden halben Stunde stellten Tell und Gonzales immer wieder dieselben Fragen: »Wie sah er aus, erinnern Sie sich an irgendwelche Details: Kleidung, Dialekt, Stimmlage, Brieftasche, Alter? Was hatte er für eine Kreditkarte? Wie hat er bezahlt? Hat er außer Benzin sonst noch was gekauft? Wirkte er nervös? Welche Farbe hatten seine Haare, wie lang waren sie?«
    Schließlich schlug Ann-Cathrine Högberg die Hände vors Gesicht. Je mehr sie fragten, umso weniger schien sie sich zu erinnern. Tell und Gonzales tauschten enttäuschte Blicke. So kamen sie nicht weiter.
    Schließlich zogen sie mit dem Video davon, nachdem sie dem Inhaber versichert hatten, dass ihre Techniker auch beim schlechtesten Filmmaterial oft noch Wunder wirken konnten.
    Ann-Cathrine Högberg schien selbst

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