Wintermord
Nähe seines Wohnortes mieten würde.
»Erzählen Sie weiter.«
»Er war mittelgroß und hatte blaue Augen. Und helles Haar, glaube ich. Er trug eine Mütze, die er auch hier drin nicht abnahm.«
Sie sah von ihrem Zettel auf. »Nach unserem Telefonat hab ich mich gleich hingesetzt und alle Einzelheiten aufgeschrieben, an die ich mich erinnern konnte, Herr Gonzales.«
Sie sprach das »z« in seinem Namen wie ein englisches »th« aus und sah ihn an, als erwartete sie dafür ein Lob.
Doch Gonzales nickte nur, um ihr zu bedeuten, dass sie weitersprechen solle.
»Er war ziemlich schlampig gekleidet. Ich glaube, er hatte eine Art Sportkleidung an, etwas Dunkles.«
»Wie ist er gekommen?«, erkundigte sich Tell.
Berit Johansson sah ihn verblüfft an, bevor sie fortfuhr. »Ich weiß nicht. Zu Fuß, glaube ich. Manchmal stellen die Kunden ihr Auto auf unseren Parkplatz, wenn sie sich zum Beispiel einen größeren Wagen ausleihen. Aber ich weiß, dass der Parkplatz leer war, in der Zeit, als er den Jeep hatte. Er muss also zu Fuß gekommen sein.«
»Gibt es einen Bus, der hier rausfährt?«, fragte Gonzales.
Sie nickte. »Knapp einen Kilometer von hier ist eine Bushaltestelle, da fährt der Zwölfer. Aber der fährt nicht besonders oft.«
Bus/Fahrer, 12 schrieb Gonzales auf seinen Block, und darunter: Anwohner befragen . Aber zuerst mussten sie feststellen, ob das Auto auf einen falschen Namen gemietet worden war.
»Die Haltestelle heißt Majgatan«, fügte Frau Johansson beflissen hinzu.
»Ich nehme an, Sie führen Buch über die Vermietungen«, fuhr Tell fort und nahm sich noch einen Lebkuchen, obwohl ihm vom Zuckerzeug langsam schlecht wurde.
Frau Johansson hatte diese Frage offensichtlich erwartet, denn sie zückte sofort die Quittung, die belegte, dass ein gewisser Mark Sjödin, geboren am 18. Juli 1972, zwischen Weihnachten und Neujahr einen Jeep Grand Cherokee gemietet hatte.
»Natürlich hat er sich ausgewiesen. Darauf bestehen wir. Tatsächlich habe ich hinterher versucht, den Kunden in einer Versicherungsangelegenheit zu kontaktieren, weil das Auto einen Frontschaden hatte, als es wieder bei uns abgegeben wurde. Aber er hat den Wagen nur auf den Parkplatz gestellt und die Schlüssel stecken gelassen, und ich konnte ihn nicht erreichen.«
Die Quittung war sowohl von Berit Johansson als auch von dem Mann unterschrieben, der sich als Mark Sjödin ausgewiesen hatte. Die Unterschrift bestand aus schlecht verbundenen kleinen Buchstaben. Hatte das vielleicht ein Mann geschrieben, dem dieser Name nicht vertraut war? Aber das waren Spekulationen. Mark Sjödin konnte genauso gut Legastheniker sein.
»Steht das Auto hier? Gut, dann sehen wir es uns mal an.«
Berit Johansson wirkte verunsichert. »Es ist danach ja wieder anderweitig vermietet worden, ich meine, wir wussten ja nicht, dass ... Es wurde seitdem mehrfach gereinigt. Und als der Kunde, über den wir gesprochen haben, das Auto zurückbrachte, war es frisch gewaschen, es blitzte richtig vor Sauberkeit.«
»Wir würden es trotzdem gern sehen«, erwiderte Tell.
Er stand auf und klopfte sich die Krümel von der Jacke.
»Gut, meine Herren, dann folgen Sie mir bitte.«
Als im Radio kurz vor Bollebygd Have I Told You Lately That I Love You von Van Morrison lief, nickte Gonzales ein. Er wachte nicht einmal auf, als Bärneflod Tell auf dem Handy anrief, um ihm von seinem Besuch bei der Mietwagenfirma im Mölndalsväg zu berichten. Ein gewisser Ralf Stenmark hatte sich in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr einen Jeep ausgeliehen. Die Beschreibung der Angestellten widersprach der, die Berit Johansson und Ann-Cathrine Högberg gegeben hatten: Alle, die an dem bewussten Nachmittag gearbeitet hatten, gaben an, Stenmark sei groß, schlank und dunkelhaarig gewesen und habe einen Anzug getragen.
Tell beendete das Gespräch und überlegte, was für einen Reim er sich auf die neuen Erkenntnisse machen sollte.
Der Jeep, den Berit Johansson ihnen gezeigt hatte, war natürlich gereinigt worden. Nach Mark Sjödin hatten noch zwei Kunden den Wagen gemietet, also war dreimal gesaugt und gewischt worden, was die Chancen auf brauchbare Fingerabdrücke gegen Null sinken ließ. Dass der eventuelle Mörder Lenkrad und Armaturenbrett ebenfalls abgewischt hatte, bevor er das Auto zurückgab, war wohl anzunehmen. Nach Berit Johanssons Angaben war das Auto äußerlich so sauber gewesen wie lange nicht.
Sie nahmen das Fahrzeug gründlich in Augenschein und besichtigten
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