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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Hoffnung auf die Zukunft. Denkt daran. Passt auf euch auf. Tut, was immer nötig ist, um am Leben zu bleiben. Alles, was nötig ist!« Sie richtete sich wieder auf und ging, und ich saß dort und fragte mich, ob es eigentlich immer nur schlimmer kommen konnte.

17. Kapitel
    W ir mussten uns erst wieder präsentabel machen, bevor wir zum Sender fahren konnten, und ich duschte zum dritten Mal an diesem Tag. Grieve kam mit mir, und dafür war ich einerseits dankbar, andererseits machte es mich aber auch nervös. Von Lannans Kuss erzählte ich ihm nichts. Wir standen im Augenblick schon alle genug unter Dampf, und wenn ich ihm nun sagte, dass Lannan mich schon wieder angefasst hatte, dann würde das das Fass zum Überlaufen bringen. Oder den Vampir pfählen.
    »Wo sind eigentlich die Katzen? Nicht, dass Lannans Leute auf irgendwelche dummen Ideen kommen!« Katzen mochten Vampire nicht, und sie hatten gute Gründe dafür.
    Grieve lächelte sanft, während er mein Haar mit einem Handtuch trocknete. »Mach dir keine Sorgen um deine pelzigen Freunde. Luna hat eine ganze Zimmerflucht bekommen und alle Katzen zu sich genommen. Ich muss zugeben, dass Altos trotz seines Irrsinns Luna mit einem Respekt behandelt, der mich überrascht. Er scheint sie zu mögen. Ich habe heute beobachtet, wie er sich ihr gegenüber verhält.«
    »Sie hat etwas an sich, das die Freundlichkeit in anderen Wesen hervorbringt.« Ich hielt inne, meine Hände lagen auf den Armaturen der Dusche. »Ich hatte Angst, dass ihr etwas passieren könnte, weil sie so leicht zu verwunden ist, aber sie besitzt sehr viel mehr Kraft, als ich gedacht hatte. Die Energie, die sie durchströmt, ist unauffällig, aber stark.«
    Als ich mich in ein großes Handtuch hüllte, wünschte ich mir nichts mehr, als mich hinzulegen und zu schlafen, denn ich war erschöpfter, als ich mich je gefühlt hatte. Die Schlacht war kräftezehrend gewesen, und das Adrenalin, das durch meinen Körper geströmt war und mich angetrieben hatte, baute sich nun rasch ab.
    Ich lehnte mich gegen die Wand und versuchte, mich zu konzentrieren. »Ich brauche Kaffee oder so was.«
    Grieve zog mich zum Bett.
    So sehr ich ihn liebte und so scharf ich noch vor einer halben Stunde gewesen war, nun konnte ich nicht einmal genug Kraft aufbringen, um auch nur an Sex zu denken. »Es tut mir leid, aber mir fehlt die Energie –«
    »Nein, Geliebte. Das war es nicht, was ich vorhatte.« Er drückte mich auf die Matratze und nahm meine Hand. »Als du klein warst, habe ich dir vieles beigebracht. Nun kann ich es wieder tun. Du bist zur Hälfte Cambyra-Fee. Du hast königliches Blut in dir. Du besitzt Feenkräfte, aber du musst lernen, sie dir zunutze zu machen.«
    Ich wartete, meine Hand in seiner, ließ mich von seinen Worten treiben. Ich war so furchtbar müde, ich wollte mich nur vom Wind hinaus aufs Meer tragen lassen, mit der Strömung ziehen und dorthin geweht werden, wo immer es den Elementen gefiel.
    »Mach die Augen zu. Lausche meinen Worten. Folge mir hinab in die Energie, in den Windschatten.«
    Ich tat, was er wollte, ließ mich in eine leichte Trance herabsinken und von seiner Stimme einlullen. Die Energie wirbelte um uns herum, ein leises Flüstern im Windschatten, das wie Schmetterlinge im Luftstrom flatterte.
    »Nun tritt in den Windschatten ein, und folge mir ins Innere. Geh der Fährte nach, die ich dir hinterlasse.«
    Und so tauchte ich in den Windschatten und fand die Spur aus Licht, die seiner Aura entstammte, eine Fährte wie ausgestreute Brotkrumen, die mir den Weg wies. Ich wirbelte herum, wurde in die Höhe getragen, fiel wieder herab, und der Wind fuhr durch mein Haar, durch meine Gedanken, fegte alle Spinnweben hinweg und erfrischte mich. Wir rannten, rasten durch den Windschatten, ließen uns tragen, und einen Moment lang fühlte sich alles perfekt an.
    »Jetzt spring … komm mir nach. Lass die Augen geschlossen.«
    Ich sprang. Um mich herum entfaltete sich ein Duft nach Herbst und Feuerwerk, und ich spürte, wie er mich lockte und anzog, denn es war Grieves Aura. Er war nicht mehr das frisch gemähte Sommergras, sondern das Rascheln von Herbstblättern unter meinen Füßen, der Duft nach Regen und Nadelwald, der Geschmack von Kürbis und Zimtstange. Ich gab mich seiner Veränderung hin, ließ mich hineinfallen, begriff, dass er nicht mehr vom Sommerhof war, dass jedoch der Winter ihn noch nicht gänzlich vereinnahmt hatte. Grieve befand sich zwischen beiden Reichen, momentan im

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