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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Pannesamt.
    Zoey hatte sich von irgendwoher eine kupferne Doumbek mit Wapitihaut besorgt. Sie kniete sich vor den Kamin und ließ die Wärme das Instrument stimmen, dann klopfte sie mit den Daumen darauf, lauschte und straffte das Fell.
    Ich trat zu Luna, die die Augen geschlossen hatte und tief ein- und ausatmete. »Störe ich dich?«
    Sie lächelte und schlug die Augen auf. »Nein. Ich versuche nur, mich zu erden und meine Mitte zu finden. Gleich sind wir fertig und können anfangen.« Sie blickte zu Grieve, der inzwischen nackt auf dem Tisch lag, Arme und Beine ausgestreckt an den vier Tischbeinen gefesselt.
    »Muss denn das wirklich sein?« Ich hasste es, ihn so zu sehen. Es kam mir so würdelos vor.
    »Nur so können wir sichergehen, dass wir das Ritual alle unbeschadet überstehen. Falls etwas schiefgeht, Cicely … er kann ziemlich viel Schaden anrichten, das weißt du. Er könnte uns töten, bevor wir reagieren können, vor allem, wenn wir noch mitten im Ritual sind. Du darfst bei aller Liebe zu ihm nicht vergessen, dass Myst ihn verwandelt hat. Er gehört zum Indigo-Hof, auch wenn er ihrer Macht trotzt.«
    Sie legte mir ihre Hand auf den Arm. »Es ist immer hart, jemanden, den man liebt, so zu sehen. Einmal war ein Dämon in meine Mutter gefahren, und um ihn auszutreiben, mussten wir sie ebenfalls festschnallen. Der Dämon war durch ein Portal in einem verwunschenen Spiegel, den wir geerbt hatten, gekommen. Wäre sie frei gewesen, hätten wir uns nicht auf das, was wir zu tun hatten, konzentrieren können.«
    »Ich verstehe.« Und ich verstand wirklich. Ich mochte den Anblick einfach nur nicht. »Und was denkst du? Ich meine – persönlich? Wird es klappen? Glaubst du, wir schaffen es, ihn von seiner Schattennatur zu befreien?«
    Sie legte die Stirn in Falten. »Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ich würde dir gern eine bessere Antwort geben, aber das geht eben nicht. Dass er die Verbindung zu Myst verabscheut, ist gut. Aber das Ritual ist uralt, und niemand kann sagen, ob es seit der Niederschrift schon angewendet wurde. Derart alte Riten bergen immer Gefahren. Außerdem besteht das Risiko, dass sein Blut sich widersetzt, auch wenn sein Verstand willig ist. Wir werden wohl einfach das Beste hoffen müssen und das tun, was uns nötig erscheint.«
    In diesem Moment erhob Zoey sich. »Wir sind so weit. Kommt zusammen. Peyton, du kannst bleiben, aber Rex muss gehen. Wir dürfen nicht unterbrochen werden.«
    Peyton half dem humpelnden Rex aus dem Raum und kehrte dann zurück. Sie stellte sich an die Tür, um ungebetene Gäste fernzuhalten, und wir anderen versammelten uns um den Tisch. Es war so weit. Ich betete, dass wir es schaffen würden und Grieve von den eisigen Reifen befreien konnten, die sein Innerstes umschlossen hielten.

19. Kapitel
    D er Raum war dunkel, weil im Haus des Regenten am Tag alle Fenster abgehängt waren. Die schweren Samtvorhänge schufen eine nächtliche Atmosphäre, und es duftete nach Salbei und Zedern mit einem darunterliegenden Hauch von Moschus und Erika.
    Zoey läutete eine Glocke, und wir stellten uns um den Tisch herum an unsere jeweiligen Positionen: Ich war im Osten, Rhiannon im Süden, Wrath im Westen, Chatter im Norden. Luna stand an Grieves Füßen, Kaylin an seinem Kopf. Zoey begann, indem sie uns mit einem Kreis aus Meersalz umgab, das sie aus der Küche gemopst hatte. Wir hatten natürlich selbst Salz dabei, aber warum an unsere Vorräte gehen, wenn wir Lannans Küche plündern konnten? Er aß nicht, also würde ihm wohl auch kaum auffallen, dass es fort war.
    »Ihr Schutzgeister, kommt her und umgebt diesen Ort mit einem Ring aus Salz, auf dass nichts Unwillkommenes eindringen kann.« Sie schloss den Kreis und stellte die Schüssel mit Salz ab, dann nahm sie eine andere, in der sich Schwefelpulver befand. Dieses stammte aus unseren eigenen Vorräten – oder besser, aus Martas, die sie mir vererbt hatte.
    »Mit einem Ring aus Schwefel umgebe ich das Ritual, auf dass nichts Unwillkommenes eindringen kann. Auf dass er alle übelwollenden Geister zurückhält und nichts unsere Riten und Rituale unterbricht.«
    Sie sprenkelte den Salzkreis mit dem Schwefel, und die Energie stieg an. Der Druck der Luft legte sich schwer auf meine Schultern. Ich hatte zwar keine Ahnung, was Zoey im Alltag so trieb, aber dass sie wusste, wie man Kräfte zusammenführte, stand schon mal fest.
    Die dritte Schüssel enthielt einen feinen Staub mit silbrigem Schimmer. Zoey gab wenig davon auf

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