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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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einzigartig und sehr besonders, und alle waren uralte, machtvolle Wesen. Sie mussten sich weder vor Vampiren noch vor Schattenjägern fürchten, sofern man sie nicht mit Hilfe einer Falle gefesselt hatte, wie es Myst bei der Schneevettel gelungen war. Wir aber stellten in keinem Fall eine Gefahr für sie dar – nicht einmal mein Vater wäre eine ernste Bedrohung gewesen.
    Ich flog hinauf zum Dach, setzte mich auf den Sims meines Fensters und verwandelte mich zurück. Als ich durchs Fenster einstieg, entdeckte ich dort Chatter, Grieve und Peyton. Luna und Zoey öffneten die Tür, während ich mich hastig nach etwas umsah, in das ich mich hüllen konnte, und auch Kaylin trat ein, als Rhiannon mir eine Decke reichte.
    »Okay, wo warst du?« Grieve klang weniger anklagend als ängstlich, und ich begriff, dass sie sich Sorgen gemacht hatten.
    »Ich spürte, dass jemand mich von draußen rief. Ich musste nachsehen.« Rasch fasste ich zusammen, was geschehen war. Ich war fast durch, als Wrath das Zimmer betrat und ich noch einmal von vorn beginnen musste, und als ich endete, stand ein Hoffnungsschimmer in Wraths Augen.
    »Die Wildling-Feen können in ihrer Macht vernichtend sein, wenn sie sich etwas vorgenommen haben. Sie auf unserer Seite zu haben, ist ein wahrer Segen.« Er presste die Lippen zusammen und wich unseren Blicken aus. Er verschwieg uns etwas – oder vielmehr mir. Ich hatte keine Ahnung, um was es gehen mochte, aber ich war entschlossen, es herauszufinden.
    »Aber wieso haben sie versucht, mich dazu zu bringen, ihnen ein Stück Wald zu versprechen? Das liegt doch gar nicht in meiner Macht, und sie müssen das wissen.«
    Aber wenn ich erwartet hatte, dass mein Vater zu plaudern begann, hatte ich mich getäuscht. Er schüttelte den Kopf. »Solche Sachen sollten erst dann besprochen werden, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Schluss damit jetzt. Im Augenblick müssen wir uns darauf konzentrieren, Myst zu vernichten. Während du geschlafen hast, ist Ysandra zurückgekommen. Sie hat noch zwei Leute verloren und will heute Nacht nicht mehr reisen, also übernachtet sie hier. Und auch von den Sommerrittern ist ein weiterer gefallen. Wir waren unvorbereitet. Wir wussten, dass sie uns angreifen würden, aber nicht, wie oder auf welcher Ebene. Von nun an müssen wir umfassender denken. Wir müssen voraussehen, wie weit Myst zu gehen bereit ist, um zu siegen.«
    »Gibt es irgendwelche Berichte, was vor den Toren dieses Anwesens geschieht?« Ich hätte es am liebsten nicht gewusst, aber mir war klar, dass wir den Tatsachen ins Auge sehen mussten.
    »Die Telefone der Polizeizentrale laufen heiß«, sagte Kaylin grimmig. »Ständig werden Vorfälle gemeldet, und sie haben alle Leute draußen. Man hört von Bürgern, die in ihren Häusern eingeschlossen sind, andere werden vermisst, Leute verschwinden beim Gassigehen mit dem Hund, andere schaffen nicht einmal den Weg bis zum Auto. Es ist schlimm. Die Schattenjäger feiern ein Fest.« Er sah mich bedeutsam an. »Dass wir die Wildling-Feen auf unserer Seite haben, ist wirklich eine gute Nachricht, aber ich fürchte, wir brauchen ein Wunder.«
    »Wir müssen vor allem herausfinden, wo Myst sich versteckt, dann können wir sie im Tageslicht angreifen. Nur um diese Zeit können wir zuschlagen, ohne ihre Leute fürchten zu müssen. Und es ist wohl nicht abwegig, dass sie nach einem Heilmittel gegen die Sonnenunverträglichkeit suchen, also sollten wir uns besser beeilen.« Ich machte eine Pause. »Morgen früh vollziehen wir für Grieve das Ritual. Dann sollten wir einen Präventivschlag planen. Es ist schon spät, aber wir können noch ein paar Stunden Schlaf bekommen. Wir haben ihn bitter nötig.«
    »Cicely hat recht. Lasst uns wieder schlafen.« Grieve stand auf und geleitete die anderen zur Tür. Chatter und Rhiannon verschwanden in ihrem Zimmer, und ich lächelte unwillkürlich. Wenigstens bekamen sie eine Chance auf ihre Liebe. Niemand von uns wusste, wie lange wir noch überleben würden, daher sollten wir so glücklich sein, wie es uns im Augenblick möglich war.
    Ich wandte mich Grieve zu, als er die Tür hinter der letzten Person schloss, und küsste ihn. In seinen Augen begann es zu leuchten, doch er hielt sich zurück. Weder zupfte er mit den Zähnen an meinem Hals noch an meinem Handgelenk, als seine Lippen darüberstrichen. Er hielt mich einfach nur fest, bedeutete mir zu schweigen, wann immer ich etwas sagen wollte, und verharrte mit mir im Arm, bis wir schweigend

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