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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Rettung ein Gegenmittel erhalten hatte. Obwohl er immer noch zum Indigo-Hof gehörte, konnte das Tageslicht ihm wenigstens nicht mehr schaden. Bei den anderen Vampirfeen löste es starke Schmerzen und eine scheußliche Tobsucht aus.
    »Ja, aber es macht sie auch grausamer. Den Vampiren mag es egal sein, aber Lainule nicht.« Rhiannon stellte Becher mit Hühnersuppe auf den Tisch, während ich den fertigen Toast holte. Geschwärzte Ränder oder nicht – das Brot duftete warm und nach Margarine.
    »Lainule wird sehr viel williger sein, sich auf unsere Seite zu schlagen, wenn wir erst einmal den Herzstein haben.« Mit knurrendem Magen machte ich mich über mein Frühstück her. Inzwischen war ich es gewohnt, dass alles, was ich zu mir nahm, fast augenblicklich zu verpuffen schien. Die Kälte zehrte an unserer Energie, und die Sorge fraß uns auf, und sich satt zu fühlen, schien nicht mehr möglich zu sein.
    »Glaubst du das wirklich?«, fragte Kaylin nachdenklich und drehte sich zu mir um.
    Rhiannon, Luna und Peyton setzten sich zu mir an den Tisch.
    »Das muss ich glauben. Wir brauchen wenigstens etwas Hoffnung.« Als ich aufschaute, fiel mein Blick auf Rhiannon, und plötzlich sah ich sie wieder wie in meinem Traum: groß, stark und unfassbar mächtig. Unsere Blicke verschränkten sich.
    »Rhiannon, du musst dich wieder deiner Ausbildung widmen. Anadey hat zwar angefangen, dir beizubringen, wie du das Feuer für dich nutzen kannst, aber du musst weitermachen. Und niemand könnte dir besser dabei helfen als Chatter.«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich gehe ihn gleich nach dem Essen suchen.«
    Unterm Tisch hatten sich inzwischen einige unserer Katzen versammelt und strichen uns um die Beine, um uns Leckerchen zu entlocken. Während wir aßen, piepte plötzlich ein Alarm los, der von den unglaublich hohen Decken der Halle zurückgeworfen wurde.
    Kaylin fuhr auf. »Das ist der Pager, den ich deinem Vater gegeben habe.« Er bedeutete uns zu bleiben, wo wir waren, und lief hinaus auf die Front des Lagers zu.
    Wir sprangen vom Tisch auf und positionierten uns so, dass wir im Notfall kämpfen konnten. Ich warf Rhiannon einen Blick zu und spürte die Flammen, die am Rand ihrer Aura leckten. Luna schien Angst zu haben, aber dann schloss sie die Augen, und man konnte förmlich sehen, wie sie ihre Kräfte sammelte. Ich holte meinen Fächer hervor und hielt mich bereit.
    Peyton zog ein gemein aussehendes Messer mit langer, gezahnter Klinge hervor. »Kaylin hat mir das gestern Abend gegeben. Ich weiß, wie man damit umgeht.« Als sie nun das Messer von einer Hand in die andere warf, schlich sich ein ursprünglicher, raubtierhafter Ausdruck in ihr Gesicht; der Puma in ihr lauerte direkt unter der Oberfläche und wartete nur darauf, hinausgelassen zu werden.
    Doch es war kein Feind, den Kaylin kurz darauf in die Halle führte. Ein großer, kräftiger Mann, dessen geflochtenes dunkles Haar bis zu den Lendenwirbeln reichte, trat ein. Er trug eine ausgewaschene Jeans, einen Strickpullover mit Zopfmuster und Cowboystiefel, und es war auf den ersten Blick zu sehen, dass es Peytons Vater sein musste – Rex. Die Ähnlichkeit war erstaunlich. Irgendetwas – Kräuter, getrocknete Blumen? – war in seinen Zopf geflochten.
    Peyton stand wie erstarrt da und sah ihn an. Als er in der Halle stehen blieb, begann sie zu zittern. »Rex?«
    Er nickte. »Peyton.« Und dann breitete er die Arme aus, und sie ließ den Dolch fallen und rannte weinend auf ihn zu. Er schlang die Arme um sie, umklammerte sie nahezu und küsste ihren Scheitel. »Meine Tochter. Meine Kleine. Ach, Mädchen.«
    Einen Moment lang ließ sie sich halten, presste ihre Wange gegen seine Brust, dann fuhr sie zurück und schlug mit flachen Händen auf ihn ein. »Du hast mich verlassen. Du hast uns einfach im Stich gelassen.«
    Rex zuckte nicht zurück. Er hielt sie einfach weiter fest und ließ ihre Schläge über sich ergehen, bis ihr die Kraft ausging.
    »Ach, Kleines, ich wollte nicht gehen. Aber deine Mutter hat mich nicht bleiben lassen. Und ich durfte auch nicht zurückkommen.« Er packte Peytons Schultern und brachte sie dazu, ihn anzusehen. »Anadey drohte, mit dir unterzutauchen, so dass ich euch niemals wiederfinden würde. Sie sagte, sie würde dir nur dann meine Briefe geben, wenn ich mich nie wieder blicken ließe. Also gab ich nach und ging. Aber sie hat ihr Versprechen nicht gehalten. Ich habe einen Brief nach dem anderen geschickt, weiß aber

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