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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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»Wird Zeit, dass wir verschwinden.« Seine Schultern bebten vor Kälte, nicht etwa vor Angst. Seine Stimme schwankte nicht im Geringsten.
    Im nächsten Augenblick spürte Cass Bens Hand in ihrer. Sie drückte sie.
    Damon ließ die Hand mit dem Messer sinken. Weil er dabei den Arm etwas drehte, hätte ihm die Messerspitze fast die Hose aufgeschlitzt. Auch er sah weg. Als er seine Mutter betrachtete, die mit blutverschmiertem Gesicht im Schnee lag, war ihm die Verachtung, die er für sie empfand, deutlich anzusehen.
    Einen Augenblick lang empfand Cass Mitleid mit ihr; dann hatte es sich verflüchtigt. »Komm, Jess«, sagte sie und streckte dem Mädchen die Hand hin. »Beeil dich, Ben. Wir müssen zusehen, dass wir warm werden. Wir fahren heim.«
    »Nein«, sagte Pete, und nun zitterte seine Stimme, klapperte er mit den Zähnen. »Wir gehen erst zur Mühle, Cass, um deine Sachen zu holen, und dann fahren wir heim.«

Kapitel 37
    Nachdem Pete lange und heiß geduscht hatte und sie ihre Sachen gepackt und in dem Geländewagen von Cass’ Vater verstaut hatten, machten sie nur noch einmal halt. Es ging um Jessica; sie konnten die Kleine nicht heimfahren, aber als Cass das Mädchen fragte, ob es mit ihnen kommen wolle, reagierte es ängstlich und sagte: »Tante Winthrop   … ich will zu Tante Winthrop.« Dabei zeigte sie in Richtung Straße.
    Winthrop   – der Fleischer in Darnshaw. Remick hatte Cass erklärt, mit den Winthrops vergeude man seine Zeit, und sie erinnerte sich an den Gesichtsausdruck, mit dem er das gesagt hatte. Folglich musste die Familie in Ordnung sein.
    Das Geschäft war geschlossen, aber Jessica dirigierte sie zu einem Cottage in der Nähe der Schule. Ihre Tante begrüßte Jess herzlich und zeigte sich nicht etwa erleichtert, sondern überrascht. Cass verstand, dass die Frau nicht gewusst hatte, dass Jessica vermisst gewesen war   – wie sie auch nicht wusste, dass Lucy verschwunden war –, und sie fühlte einmal mehr große Trauer um ihre ermordete Freundin.
    »Sie hat Hunger, glaube ich«, sagte Cass zu Mrs. Winthrop, »und kalt ist ihr bestimmt auch.«
    Daraufhin wurde das Kind hastig ins Haus gebracht.
    Cass ging davon. Gewiss, später würde es Fragen, eine polizeiliche Vernehmung geben. Jessica würde vermutlich von den Hexensteinen und Leuten, die ins Wasser gefallen waren, und dem Jungen mit dem Messer erzählen, aber sie würde sich nicht sehr klar ausdrücken können. Cass hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie insgeheim hoffte, dass es so kommen würde. Solange Jessica und Ben in Sicherheit waren, spielte es keineRolle, was danach kam. Hoffentlich hatte die Kleine die in dem schwarzen Wasser nach oben gekommenen Leichen nicht gesehen und vor allem die verstümmelte Gestalt ihrer Mutter nicht erkannt.

Kapitel 38
    Pete fuhr mit ihnen davon, lenkte den Geländewagen umsichtig durch die Kurven der ins Moor hinaufführenden Straße. Cass sah sich um und beobachtete, wie Darnshaw langsam, zu langsam hinter ihnen zurückblieb. Sie öffnete schon den Mund, um Pete den Weg zu beschreiben, und musste dabei an eine andere Fahrt an einem anderen Tag denken, bei der Sally ihr Anweisungen erteilt hatte, hier abzubiegen und auf jene Kurve zu achten. Also schwieg sie lieber.
    Cass bekam nicht mit, wie sie an der Farm des Ehepaars Broath mit dem Zaunübertritt am Beginn des Wegs in die Hügel vorbeifuhren; sie sah erst wieder auf, als sie auf der Straße waren, die hoch über dem Dorf übers Moor führte.
    Er wird dir Ben wegnehmen.
    Es war, als flüstere Remick ihr diese Worte ins Ohr.
    Sei still, du bist erledigt, dachte Cass, und trotzdem kribbelte ihre Haut auf so unheimliche Weise wie an dem Tag, als er sie berührt, seine Zunge in sie gesteckt, sie erforscht, sie besessen hatte. Sie senkte den Blick, und die Narbe in ihrer Handfläche pochte. Sie öffnete und schloss ihre Hand. Der rote Strich erschien, verschwand, erschien wieder.
    »Alles in Ordnung, Schatz?«
    Zum Teufel mit dir; du bist fort und dein Buch mit dir.
    Sie glaubte immer noch, Remicks Stimme im Ohr zu haben, und fühlte sich, als sei sein Name auf immer in ihr Herz geschrieben.
    Ben bewegte sich, und sie hörte ihn hinter sich seufzen, spürte das leichte Trommeln seiner Absatze am Rücksitz.
    Der Junge wird nich’ mehr wegwoll’n, schätz ich.
    Cass setzte sich etwas auf. Vor ihrem inneren Auge standen die Hexensteine, die böse Geister abhalten sollten   – oder sie vielleicht einsperrten, auch das war möglich. Sie

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