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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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Pete gezeichnet und überall in der Küche aufgehängt, um ihrem eigenen Chaos mit albernen Zeichnungen Herr zu werden. Aber auch das hatte ihn nicht nach Hause gebracht.
    Sie legte die Briefe wieder in die Schachtel und beförderte sie mit dem Fuß ins Dunkel unter dem Bett zurück.

Kapitel 8
    Cass fuhr ihren PC hoch, war aber in Gedanken noch immer bei anderen Dingen. Sie hatte eine neue E-Mail. Ihr Kunde wollte die Website, die in der kommenden Woche an den Start gehen würde, um ein neues Produkt erweitern. Er entschuldigte sich mehrmals für diese kurzfristige Änderung, ließ aber keinen Zweifel daran, dass der Auftrag eilig war.
    »Kein Problem«, mailte Cass zurück. »Morgen früh ist alles fertig.« Dann saß sie da und starrte den Bildschirm an.
    Sie konnte sich nicht konzentrieren. Stattdessen erinnerte sie sich an jenen Tag in Darnshaw, an dem es geschneit hatte und ihre Familie gemeinsam unterwegs gewesen war. An den Tag, an dem sie in ihrem neuen weißen Kleid zur Kirche getänzelt war.
    Sie hatte bei den anderen Mädchen gestanden und gewartet, während ihr Vater die Reihe abschritt. Er hatte Cass mit demselben Blick gemustert wie alle anderen: nachdenklich, überlegend und abschätzend, ob sie gut genug war.
    Und Cass hatte in diesem Moment das schreckliche Gefühl beschlichen, dass sie es nie sein würde.
    Sie schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, griff nach der Maus und fuhr den Computer herunter.
    Cass war niemals gut genug gewesen, auch nicht in ihrem weißen Kleid. Sie hatte gewusst, dass sie irgendetwas Dummes tun würde: die Hostie fallen lassen, das schneeweiße Tuch mit Wein beflecken. Und jetzt war sie wieder hier in Darnshaw   – was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Und wieso hatte sie geglaubt, dieser Ort könnte gut sein für Ben? Hätte er jetzt einen Unfall, sie hätte ihn nicht einmal ins Krankenhaus fahren können. Vielleicht würden sie sogar bald hungern müssen.
    Cass fuhr zusammen, als das Telefon klingelte. Sie schob ihren Arbeitsstuhl zurück und sah sich um, weil sie fast damit rechnete, dort jemanden stehen zu sehen.
    Ben . Eben noch hatte sie daran gedacht, dass ihm etwas zustoßen könnte, und jetzt klingelte das Telefon. Nein, das konnte nicht sein; bestimmt hatte sich jemand verwählt. Oder jemand rief aus der Kaserne in Aldershot an, um ihr alles Gute zu wünschen. Aber das stimmte nicht. Sie wusste, dass das nicht stimmte. Frauen, deren Männer noch lebten, wollten nichts mit Gefallenen zu tun haben, in keinster Weise.
    »Hallo, Cass«, sagte eine fröhliche Stimme, und Cass hätte beinahe geantwortet: Nein, Sie haben die falsche Nummer gewählt. Aber dann erkannte sie die Anruferin.
    »Ich rufe nur an, um zu fragen, ob Ben heute Nachmittag zum Tee zu uns kommen könnte. Das würde uns sehr freuen. Oh, und entschuldigen Sie, dass ich mir Ihre Nummer besorgt habe   … ich war in Mr. Remicks Büro und dachte   … Nun, er hätte bestimmt nichts dagegen. Also bin ich ungezogen gewesen!« Die Frau lachte so laut, dass Cass den Hörer vom Ohr weghielt.
    »Damon hat ein neues Spiel, Street Skirmish oder so ähnlich, das die beiden Jungs spielen möchten. Sie sind schon richtig gute Freunde   – ist das nicht nett?«
    Cass fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, begann sie, »aber   …«
    »Augenblick, Sie können gleich selbst mit ihm reden.«
    Cass’ Herz sank. Aus dem Hörer drang eine Stimme, die sie fast nicht erkannte. »Darf ich, Mom? Wir wollen Gummibärchen essen und dann ein paar Spiele ausprobieren, und Mrs. Spencer hat gesagt, dass wir später gemeinsam im Schnee zurückgehen können. Und   …«
    Cass schloss die Augen. Ihr Sohn hatte sich irgendwie verändert. Er klang glücklich, das war es. Sorglos, wie ein Kindklingen sollte. Wie er früher geklungen hatte. »Natürlich darfst du«, hörte sie sich sagen. »Natürlich. Geh hin und amüsier dich, Schatz.«
    »Super.« Das war wieder Sally. »Keine Sorge, wir kümmern uns gut um ihn. Versprochen.«
    »Gut.«
    »Ich rufe kurz an, wenn wir hier aufbrechen. Sie brauchen gar nichts zu tun; wir bringen ihn zurück. Damon freut sich schon darauf.«
    »Vielen Dank«, sagte Cass automatisch, dann wurde am anderen Ende aufgelegt. Sie stand mit an die Brust gedrücktem Telefonhörer da. Die Traurigkeit war zurück, das Gefühl, mit dem sie aufgewacht war, das schon den ganzen Tag auf ihr lastete. Ihm geht’s gut, sagte sie sich, er ist nicht

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