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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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weiß man nie. Die Verwaltung hat natürlich jedes Jahr weniger Geld. In den Kleinstädten wird geräumt, aber in letzter Zeit wird Darnshaw manchmal ›vergessen‹.« Er machte eine Pause. »Aye, kauf’n Sie am besten gleich ein, Schätzchen.«
    »Gut, das tue ich. Danke, Bert.«
    Er nickte. »Postamt«, sagte er. »Mietwohnung. Nich vergess’n: Brauchen Sie was, kommen Sie zum alten Bert, und er sieht zu, was sich mach’n lässt.«
    »Sie sind ein Held.«
    Der Alte wandte sich ab und starrte seinen Hund an. Sein Gesicht begann rot zu werden. »Tach auch«, sagte er plötzlich. Diese beiden Worte ließen sich offenbar als Begrüßungs- und Abschiedsformel verwenden. Dann marschierte Bert steif wie ein Ladestock in Richtung Park davon. Captain trottete neben ihm her.
    Von ihrem leicht erhöhten Standort aus sah Cass wieder zu den Kindern hinüber. Auf dem Sportplatz war ein Kreis aus Schneemännern entstanden, der sie an eine prähistorische Anlage mit ringförmig aufgestellten Monolithen erinnerte. Mr. Remick stand in der Mitte, streckte die Hände aus und lachte. Die Kinder rissen sich ihre Schals und Mützen herunter, um damit ihre Schöpfungen zu schmücken. Während sie zusah, nahm Mr. Remick seinen eigenen Schal ab, knotete ihn Bens Schneemann um und zerzauste dem Jungen das Haar.

Kapitel 7
    Als Cass näher kam, sah sie, dass das Lebensmittelgeschäft hoffnungslos überfüllt war. Das konnte sie daran erkennen, dass in der Schaufensterauslage, die vorher ziemlich voll gewesen war, nun fast keine Waren mehr lagen. Auf den Regalen hinter der Scheibe war nur eine seltsame Ansammlung von Dingen zurückgeblieben: ein kleiner rosa Teddybär, eine Schachtel Gummibälle und ein paar Wollknäuel, die den hiesigen Strickerinnen nicht gefallen hatten.
    Drinnen drängten sich Kunden und Kundinnen, die den Stapel Einkaufskörbe aus rotem Kunststoff schon fast unter sich aufgeteilt hatten. Die Kasse befand sich am Ausgang, und Cass konnte den Rücken der mürrischen Frau sehen, bei der sie neulich gezahlt hatte   – war das erst vorgestern gewesen? Die Arme der Frau bewegten sich gleichmäßig, während sie einen endlosen Strom von Einkäufen über den Scanner führte, der den Strichcode las.
    Cass stieß die Ladentür auf und trat in eine Kakophonie ein: scharrende Laute von Konservendosen, Schritte, das Rascheln, mit dem Packungen aus den Regalen genommen und in Körbe gelegt wurden. Das ständige Piepsen des Strichcodelesers, das Rattern der Kassenschublade. Das Einzige, was fehlte, waren Gespräche. Der Laden war voller Leute   – die meisten älter, grauhaarig, dick gegen die Winterkälte eingepackt   –, doch keiner sprach mit irgendjemandem.
    Sie schnappte sich einen Korb. Die Gemüseauslage dahinter waren leer geräumt bis auf ein paar verschrumpelte Apfelsinen und einige wenige Champignons. Vorgestern war sie noch übervoll gewesen. Cass sah den Gang entlang. Viele der Regale waren ebenfalls leer, sodass nur noch die Plastikschilder mit den aufgedruckten Preisen erkennen ließen, was dort einmal gestanden hatte.
    Cass sammelte die Apfelsinen und Champignons ein und schob sich an einem alten Mann vorbei, der misstrauisch an einer Packung Reisnudeln roch.
    Brot gab es keines mehr. Cass gelang es, Frühstücksflocken, Gemüsekonserven und mehrere Packungen Nudeln zusammenzuraffen. Die Kasse zu erreichen dauerte eine Ewigkeit. Sie stellte ihren Korb auf den Boden und schob ihn Schritt für Schritt mit dem Fuß weiter. Im Augenblick konnte sie nicht mehr tragen, aber sie konnte diesen Einkauf nach Hause bringen und zurückkommen. Vielleicht würde sie ein paar Sachen für den Tiefkühlschrank und Bens Lieblingslimonade kaufen   – genug für ein paar Tage, nur für den Notfall.
    Sie schloss kurz die Augen, erinnerte sich an Bert. Danke, dachte sie.
    Mit schmerzenden Armen stellte Cass ihre Einkaufstüten auf dem Küchenboden ab und legte ein paar Sachen in den Gefrierschrank, in dem bisher nur eine Schale mit Eiswürfeln gestanden hatte. Sie zog gleich wieder los   – die Zufahrt hinauf und ins Dorf zurück   –, ging mit gesenktem Kopf und versuchte, das Brennen in ihren Wadenmuskeln zu ignorieren. Als sie das Geschäft erreichte, streckte sie eine Hand aus und wollte die Tür aufziehen, aber sie bewegte sich nicht. Sie hob den Kopf und versuchte, durch das milchige Glas zu sehen, aber innen an der Tür klebten Mitteilungen von Kunden, die meisten angegraut und an den Rändern eingerissen: Eine

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