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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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sagen würde.
    »Manche von ihnen.« Er erwiderte ihren Blick, und sie sah weg.
    »Wir sollten bald essen«, sagte er. »Wollen Sie’s sich nicht bequem machen?«
    Cass sah am Tisch sitzend zu, wie er ihre Steaks weichklopfte und eine Pfeffersauce zubereitete. Als das Fleisch gebraten war, servierte er es auf großen Tellern mit Salzkartoffeln und Kopfsalat. »Wo haben Sie das alles bloß her?« Die Worte kamen wieder viel zu schnell heraus, nicht zuletzt, weil ihr der Wein zu Kopf stieg.
    Er grinste. »Ich hab so meine Geheimnisse. Eines davon will ich Ihnen verraten: Die Steaks verdanken wir Farmer Broath. Die beiden haben übrigens Eier für Sie mitgebracht.«
    »Soll das ein Witz sein? Ich dachte, so was bekämen nur Einheimische.«
    »Natürlich. Aber Sie sind von hier, nicht wahr, Cass? Das wissen die beiden jetzt. Halten Sie sich nicht mit dem hiesigen Fleischer auf   – Winthrop hat nur schlechte Ware. Die Broaths werden Sie bestens versorgen.«
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, aber er deutete auf ihre Teller, und sie merkte plötzlich, dass sie heißhungrig war.
    Sie aßen in der Küche, nachdem Mr. Remick Wein nachgeschenkt hatte. Er zündete Kerzen an und dimmte die Deckenbeleuchtung. Wegen der Kerzen spürte Cass kurz einen ängstlichen kleinen Stich, aber auch das ging in Ordnung; der Raumwar so heimelig; sie fühlte sich weiterhin wohl. Sie konnte nicht anders, als mit ihm zu reden und zu lachen und zu scherzen, als seien sie alte Freunde. Vertraute alte Freunde. Dann berührte er ihr Knie   – allerdings so leicht, dass sie nicht hätte beschwören können, dass es überhaupt einen Kontakt gegeben hatte.
    »Kommen Sie, wir gehen rüber«, sagte er. »Hier räume ich später auf.«
    Cass war überrascht, als sie sah, dass ihre Teller leer waren. »Das war wirklich gut   – die beste Mahlzeit seit Langem«, sagte sie. Fast hätte sie und die beste Gesellschaft hinzugefügt.
    Mr. Remick bot ihr betont vornehm die Hand. Sie nahm sie, und er führte sie in sein kleines Wohnzimmer hinüber, das so winzig war, dass es kaum Platz für ein grünes Sofa bot. Er blieb vor dem Regal mit der Stereoanlage stehen, und sanfte, leise Musik erfüllte den Raum.
    Cass setzte sich, war plötzlich verlegen, nahm die Hände zwischen die Knie. Aber als er sich umdrehte, ließ sein Gesichtsausdruck sie lächeln. Wie schaffte er’s nur, sie mit einem einzigen Blick zu beruhigen?
    »Sie denken, ich könnte versuchen, Sie zu küssen«, sagte er. Seine Lippen schienen von einer ganz schmalen purpurroten Linie umrandet zu sein.
    »Vielleicht.«
    »Ich habe auch schon daran gedacht, es zu versuchen. Aber ich werde’s nicht tun.«
    »Nicht?«
    »Außer Sie würden wollen, dass ich’s tue.« Er deutete eine Verbeugung an. »Ich enttäusche Gäste nur ungern.«
    Sie prustete vor Lachen los. »Sagen Sie das zu allen Ihren Besuchern?«
    »Ja. Unbedingt. Daher lade ich nicht allzu viele Leute ein.« Er lächelte. »Ganz im Ernst. Ich mag Sie, Cass. Es macht Spaß, mit Ihnen zusammen zu sein.«
    Sie schluckte, veränderte ihre Haltung.
    »Ich hoffe sehr, dass Sie wiederkommen werden. Tun Sie einem alten Mann diesen Gefallen.«
    »Sie sind nicht alt.«
    Er erwiderte ihren Blick. »Ich bin älter, als ich aussehe.« Er machte eine Pause. »Aber in mir steckt noch viel Leben.« Seine Unterlippe zitterte, was ihn plötzlich sehr verwundbar wirken ließ, und er setzte sich neben sie. Cass bewegte sich nicht. »Darf ich dich küssen, Cass?«
    Darf ich. Cass wich seinem Blick nicht aus. Sie nickte.
    Er streckte eine Hand aus, und als er ihre Wange berührte, hielt sie den Atem an. Seine Finger streichelten ihre Haut. Er betrachtete sie weiter, als sei sie ein kostbares, vollkommenes Wesen. Dann beugte er sich so langsam zu ihr hinüber, dass sie glaubte, er werde sie nie berühren, weil dieser Augenblick sich so lange hinziehen würde, bis einer von ihnen sich aufrichtete. Vor dem Hintergrund des Kerzenscheins war sein Gesicht nur ein dunkles Oval, dessen Züge in Schatten verschwanden. Dann spürte sie seinen Atem mit dem Aroma von süßem roten Wein warm auf ihrem Gesicht, und seine Lippen berührten ihre so leicht wie nur möglich, streiften sie fast nur. Er nahm den Kopf zurück, lächelte und fuhr sich mit einer vom Wein dunklen Zungenspitze über die Lippen. Seine Hand lag weiter auf ihrer Wange.
    »Mmm«, sagte er.
    Sie glaubte noch immer, ihren flüchtigen Lippenkontakt zu spüren. »Theo«, sagte sie versuchsweise  

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