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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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hören. Sie schloss die Augen und sah ihren Mann, der ebenfalls stumm zu ihr sprach, ihr etwas mitzuteilen versuchte. Seine Hände waren ausgestreckt. Als sie die Augen wieder öffnete, trat Remick rückwärts ans Fenster. Blaues Licht fiel auf sein Gesicht. Er lächelte. »Jetzt verstehst du alles, nicht wahr, Cass? Jetzt siehst du’s.«
    Cass drückte Bens Schulter, damit er wusste, dass er stehen bleiben sollte. Sie ging auf Remick zu.
    »Du bist mir willkommen, meine Liebe«, sagte er und breitete die Arme aus. Aber sie ließ ihn stehen, trat unter das Fenster und sah auf.
    Die Pietà. Christus auf den Knien der Jungfrau Maria, tot in ihren Armen. Sein Gesicht war leer, die Augen schwarze Flecken. Ein gefallener Gott. Maria trug einen himmelblauenMantel. Er hatte dieselbe Farbe wie die Steine, die Pete in den Händen gehalten hatte.
    Und dann betrachtete Cass das Gesicht der Maria und spürte, wie ihr Mund jäh austrocknete. Es war ein schmales, ziemlich hageres Gesicht, etwas zu lang, etwas zu klar definiert. Die Haut der Wangen wirkte irgendwie gesprenkelt. Die Augen waren dunkel, triumphierend.
    Das Gesicht eines Mannes, nicht das einer Frau. »Du«, flüsterte Cass. Sie spürte, wie Remick ihre Schulter berührte, und konnte seine Hände gleichzeitig auf ihrem Gesicht, ihren Armen, ihren Brüsten spüren, während sie über ihr Rückgrat, ihre Brust glitten, ihr Herz berührten.
    »Ich war schon immer hier«, sagte er, »bevor die Zeit gemessen, bevor der erste Stein gelegt wurde. Ich war hier, um über die zu wachen, die meinen Namen annehmen würden.«
    »Aber   …« Cass sah zu dem Fenster auf, zu dem Gott, den Remick in den Armen hielt.
    Sie hatte seine Stimme im Ohr. »Das ist gelungen, was? Stell dir vor, wie in all diesen Jahren unzählige Gläubige zu der Pietà aufgesehen und ihr Lob gesungen haben   – und dabei habe ich den toten Christus in den Armen gehalten. Eine nette Geste, findest du nicht auch? Und komisch, wenn man’s recht betrachtet: Sie sehen mich jeden Tag, und doch kennen sie mich nicht.«
    »Du bist   …« Nur ein Mann, hatte Cass sagen wollen, aber sie spürte seinen Atem im Nacken, seine Lippen, die ihr Gesicht liebkosten, sich tiefer vorarbeiteten. Sie schloss die Augen, sah Pete mit blauen Steinen in den ausgestreckten Händen, sah sie einen nach dem anderen zu Boden fallen. Sie besaßen exakt die Farbe des Gewands der Jungfrau Maria. Er hatte versucht, ihr das zu zeigen, sie zum Sehen zu bekehren, aber sie war für alles blind gewesen.
    Remick lachte. »Lapislazuli«, sagte er, »der Wüstenstein, ist das nicht eine Ironie des Schicksals? Die kostbarste Farbe derWelt, und sie ist gleich hier in Darnshaw: die Farbe des Himmels und auch des Kernbereichs einer Kerzenflamme.« Seine Stimme klang wehmütig. »Eine Verbindung zweier Welten, Cass. Seiner und meiner.«
    Er drängte an sie heran, ließ sein Kinn auf ihrer Schulter ruhen. »Weißt du was, Cass? Der beste Lapislazuli enthält auch Schwefel. Ist das nicht köstlich? Er enthält Schwefel und Eisenkies   – Katzengold.« Sein höhnisches Lachen gellte in ihrem Ohr.
    »Ausgerechnet das hat dein Mann für dich ausgewählt: Katzengold.«
    »Wie kannst du   …?«
    »Ich habe es dir gezeigt, Cass. Man nennt mich den Vater aller Lügen, aber dir habe ich immer nur die Wahrheit gezeigt.« Er streckte die Hand aus, und sie sah blaue Steine, die auf seiner Handfläche zu Staub wurden.
    Cass verstand plötzlich. »Er war nicht da   – Pete war nie da. In meinen Träumen habe ich immer nur dich gesehen.«
    Remick lächelte. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    Cass sah zu ihrem Sohn hinüber.
    »Oh, er ist so besser dran, Cass. Außerdem hat die andere Fraktion das jahrhundertelang getan. ›Gib mir das Kind sieben Jahre lang, dann gebe ich dir einen Mann zurück.‹ Damit prahlen sie, nicht wahr? Aber tue ich das Gleiche, empören sie sich alle.«
    »Lass Ben in Ruhe.«
    »Wie du willst   – aber er ist bereits als mein Eigentum gezeichnet. Sehr reizvoll, findest du nicht auch?« Remick trat an Ben heran, griff nach seinem Arm und bog die Finger gerade, damit Cass die rote Wunde quer über die Handfläche sehen konnte. »Ein bisschen melodramatisch, diese Sache mit der mit Blut geleisteten Unterschrift, aber nach ihrem Verständnis ist sie bindend, und nur darauf kommt’s an. Und ich gestehe, dass mir derGeruch immer gefallen hat.« Seine Augen blitzten, als er sich wieder Cass zuwandte. »Willst du’s

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