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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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lächelte wölfisch, zog dabei die Lippen hoch und ließ die Zähne sehen.
    Cass sah ihre Hand nicht an, als er hineinschnitt, obwohl der Schmerz unerwartet heftig war. Sie fühlte, wie er etwas tief in ihrem Inneren zertrennte, aber sie schrie nicht auf. Dann war es auch schon vorbei, und die Leere, die er zurückließ, war gut, sicher. Sie gehörte ihm.
    Ihr Blick fixierte Remicks Augen   – sie waren schön, hatte sie das vorher nicht bemerkt?   –, und sie spürte, wie er ihre Finger um etwas schloss   – es war ein Füller. Er schob ihr das Buch hin.
    Sie beugte sich über die Seite, nahm ihren zimtartigen Blutgeruch wahr. Ihren Namen zu schreiben, dauerte nur einen Augenblick. Es war ihr richtiger Name, den sie ihm als Geschenk darbrachte. Das Ding, das er wollte.
    Als sie sich aufrichtete, küsste er sie auf die Stirn. »Geh«, flüsterte er. »Geh in Frieden, mein Kind.«
    Sie blinzelte. Ben stand in der Nähe, und sie streckte ihm die Hand hin. Seine Augen glichen dunklen Löchern. Er lächelte nicht, sagte kein Wort; er starrte sie nur unverwandt an.
    »Du hast versprochen, ihn freizugeben«, sagte Cass. Während sie sprach, merkte sie, dass sie wieder klar denken konnte. »Gib ihn also frei.«
    Remick hatte sich abgewandt. Er klappte das Buch zu, legte es auf das Lesepult zurück, schob den Füller in irgendeine verdeckte Tasche. Er wischte das Messer an dem weißen Altartuch ab und verbarg es unter seine Jacke. Das alles tat er, ohne ein Wort zu sagen.
    »Lösche seinen Namen, wie du’s versprochen hast.« Cass zeigte auf das Buch. Sie wartete auf eine Antwort, die jedoch nicht kam.
    »Tu’s jetzt! Halte dein Versprechen. Gib ihn frei.«
    »Er ist frei.« Remick klopfte Staub von seiner Jacke. Seine Bewegungen waren rasch, geschäftsmäßig.
    »Aber du hast gesagt   … Du hast versprochen, alles in Ordnung zu bringen. Wenn ich nur   …«
    »Wenn du nur   …«
    »Ja.«
    »Du scheinst etwas missverstanden zu haben, Cass. Hier scheint ein Irrtum vorzuliegen,.«
    Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Sie bekam kaum noch Luft. »Nein. Du hast’s gesagt. Du hast’s versprochen.«
    »Das habe ich. Und ich halte, was ich verspreche, auch wenn andere das Gegenteil behaupten.«
    »Du hast gesagt, du würdest ihn freigeben.«
    Remick richtete sich auf, wandte sich ihr zu. »Ich hab’s dir gesagt. Er ist frei.«
    »Aber das Buch   …«
    »Das Buch«, wiederholte er spöttisch. »Weißt du denn gar nichts, Cass? Ich dachte, du wüsstest es besser.«
    »Aber sein Name   …«
    »Er ist ein Kind.«
    »Aber du   … Seine Hand   …«
    »Ja, ja. Um Himmels willen, er ist ein Kind. Hörst du denn nicht zu? Ein Kind: ein unschuldiges Wesen, zumindest in den Augen Gottes. Er ist keine bindende Verpflichtung eingegangen, hat sich nicht in meine Hand gegeben. Verstehst du das denn nicht?« Er lächelte. »Oh, Cass. Jetzt verstehst du, nicht wahr? Endlich.«
    »Er ist   …«
    »Unschuldig, ja. Frei, wenn du so willst. Wenigstens vorläufig.«
    »Aber er hat unterschrieben   …«
    »Nichts Bindendes. Wie ich gesagt habe.«
    Sie schwieg.
    »Nimm ihn und geh.«
    »Aber   …«
    »Ich habe keine Macht über ihn. Nimm ihn und geh.«
    Ben starrte weiter geradeaus, seine Augen glichen kohlschwarzen Flecken.
    »Natürlich dürfte er zu mir zurückfinden; das ist dann seine eigene Entscheidung. Was ich gesagt habe, ist wahr: seine eigene Entscheidung . Das ist das Schöne dran. Und er betrachtet mich schon jetzt als seinen Vater, nicht wahr, Ben?«
    »Aber die anderen. Damon, die anderen Jungen   …«
    »Oh, Damon gehört mir; er ist gerade alt genug, um das zu verstehen. Die anderen   … wer weiß? Aber sie tragen mein Zeichen.« Er grinste wölfisch. »Sie werden zurückkommen. Spürst du das nicht, Cass?«
    »Aber nicht Ben. Du hast gesagt   …«
    »Ich habe versprochen, ihn freizugeben. Ich habe nicht gesagt, dass er frei bleiben wird. Und da kommst du ins Spiel. Du bist seine Mutter, nicht wahr? Du kannst ihn anleiten. Traust du dir das zu? Bist du eine gute Mutter, Cass?«
    Sie sah auf das Blut hinunter, das auf ihrer Handfläche antrocknete.
    »Vermutlich nicht. Nun, das wird sich im Lauf der Zeit erweisen, nicht wahr?«
    »Aber wie er zuletzt war   … er hat mich geschlagen . Er hat solche Dinge zu mir gesagt.«
    »Kaum überraschend, Cass, wenn man bedenkt, wie du ihn entwurzelt hast   – wie du seinen Daddy daran gehindert hast heimzukehren. Wirklich, Cass!«
    »Er hat gesagt  

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