Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
hinterherrief: »Matteo ist mein FEIND !«
Matteo lachte. Das Lachen hörte sich so fies an, dass ich ihm fast eine gescheuert hätte. Der Kerl hatte mir meinen ersten Freund vergrault!
7. Dezember
I n der Nacht zum Dienstag schlief ich schlecht.
Nach der großen Pause am Montag war mir Pauli aus dem Weg gegangen, sodass ich ihn nicht über unsere langjährige Feindschaft mit den Pittis aufklären konnte. Ich fand sein Verhalten ungerecht, und weil ich Ungerechtigkeit nicht ausstehen konnte, überwand ich meinen Stolz und schickte ihm eine SMS . »Muss mit dir reden!«
Pauli hatte nicht geantwortet.
Vor Kummer hatte ich seinen Nikolaus geschlachtet und mir vorgenommen, nicht mehr an ihn zu denken. Wenn er schon beim kleinsten Missverständnis eingeschnappt war und einen Rückzieher machte, war er’s nicht wert, dass ich mich in ihn verliebte. So.
An diesem Dienstag hatte Nell ausnahmsweise eine Stunde später Schule. Wie früher, als sie noch nicht bei uns wohnte, konnte ich in aller Ruhe mein Müsli löffeln, aber es war schon komisch – eigentlich war es ziemlich langweilig, nur mit Biene am Tisch zu sitzen.
Es hatte wieder ein bisschen geschneit, die Straßen und Gehwege waren rutschig, und als ich auf meinem Schulweg an der Obst- und Gemüsehandlung der Pittis vorbeikam, wechselte ich wie immer die Straßenseite. Im Laden brannte Licht, die Tür stand auf und Matteos Mutter trug gerade eine Kiste heraus. Sie rutschte im Schnee aus, schrie auf und eine Menge Orangen rollten über den Weg und auf die Straße. Feindschaft oder nicht – ich sammelte sie ein und legte sie in die Kiste zurück.
Noch nie hatten wir mehr als uns hin und wieder mal einen »Guten Tag« gewünscht, aber an diesem Morgen bedankte sie sich und schenkte mir sogar zwei Orangen. »Holly, ich bin ausgerutscht, weil ich ganz durcheinander bin. Stell dir vor, uns wurde etwas geklaut!«
»Etwas Wertvolles?«, erkundigte ich mich.
»Etwas ganz Unersetzliches. Über unserer Ladentür stand immer der heilige Nikolaus. Bis gestern hat er uns be schützt – nun ist er weg. Wer klaut denn einen Heiligen? Kannst du mir das sagen?«
»War der Nikolaus aus Gold?«
»Aus Gips war er. Aber er war sehr schön bemalt.«
Obwohl mir ihr Verlust des heiligen Nikolaus leidtat, bekam Matteo im Flur vor seinem Klassenzimmer meine ganze Wut zu spüren. »Ich hab gesehen, wie du deinen Hasen gefüttert hast«, sagte ich.
»So?«
»Ja. Er heißt Fluffy.«
»Stimmt. Der Name passt zu ihm.«
»Schon möglich. Aber …« Ich funkelte ihn an. »Aber eins verstehe ich nicht.«
»Was denn?«
»Dass du ein liebes Haustier mästest, um es zu schlachten und an Heiligabend zu braten.«
Matteo wurde ein bisschen rot.
»Du bist ein widerlicher Hasenmörder! Genau das bist du!«, schrie ich so laut, dass sich alle, die auf dem Flur standen, zu uns umdrehten. »Du solltest dich schämen, du Hasenschlächter!«
Ich drehte mich um, aber Matteo hielt mich am Arm fest. »He, Moment mal, Holly. Was steht denn bei euch an Heiligabend auf dem Tisch?«
»Waffeln und Kompott!«, sagte ich, ohne nachzudenken – aber genau in diesem Augenblick fiel mir Ottos Wunsch ein. Bei uns würde es eine Gans geben!
»So so. Waffeln und Kompott, sagst du? Holly, du irrst dich.«
Mist! Natürlich irrte ich mich! »Wie willst du das wissen?«, fragte ich hochnäsig.
»Och, man hört so dies und das«, wich er aus.
Ich dachte sofort an Nell, die Schlange, die sich nicht an die Pitti-Feindschaft hielt. »Aha. Von wem hört man was, wenn man fragen darf?«
Matteo zuckte die Schultern. »Fragen darfst du. Eine Antwort bekommst du von mir nicht.«
»Du bist ja so was von widerlich«, fauchte ich.
»Was geht hier vor?«, hörte ich hinter mir Erics Stimme.
»Och, nichts Besonderes. Holly hat sich mal wieder mit Matteo in der Wolle«, sagte Thea, meine Nebensitzerin.
»Falsch!«, schrie ich. »Matteo hat sich mit mir in der Wolle!«
Die, die uns zugehört hatten, lachten. Ich sah, dass sich Pauli in seiner dunkelroten Steppjacke an uns vorbeischlich. Neben ihm ging ein Mädchen aus der Sechsten, Ziska. Sie war klein und blond, und ich wusste von Thea, dass viele Jungs sie süß fanden. Mit ihr hat sich Pauli getröstet, dachte ich sofort – und das machte mir so zu schaffen, dass ich den Flur hinunter und ins Klo rannte. Dort schloss ich mich ein und heulte erstmal eine Runde. Bei mir ging wirklich alles schief, ein Unglück jagte das andere … ich hatte keinen Freund,
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