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Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Titel: Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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Schlimmeres als Wildschweine vorstellen. »Sag schon, Pauli!«
    »Wir irrten lange umher, und bei jedem Hochsitz, den wir abklapperten, mussten sich die Männer mit einem Gläschen stärken. Gegen zwei Uhr in der Nacht passierte es dann.«
    »Was denn?«
    »Holly, du musst dir den tiefen Wald in der Dunkelheit vorstellen. Die Baumstämme und das Unterholz ragten rabenschwarz aus dem Schnee, es war totenstill – und plötzlich ein Stöhnen! Mir wurde ganz schlecht und die Männer waren mit einem Schlag überhaupt nicht mehr lustig.«
    Mir gruselte, weil ich an Vampire und Werwölfe dachte. »Mann, ich hätte mir vor Schreck … !« In letzter Sekunde biss ich mir auf die Zunge. »Ich wäre ohnmächtig geworden«, sagte ich stattdessen.
    »Ich hab mich an der Tasche festgehalten, die ich für meinen Vater trug«, sagte Pauli. »Auf jeden Fall weiß ich jetzt, was es heißt, wenn einem die Haare zu Berge stehen; ich hab’s echt gefühlt, wie sich meine am Kopf aufrichteten.«
    »Und du bist nicht geflohen?«
    »Nö.«
    »Ganz schön mutig von dir. Was war mit dem Jäger?«
    Pauli drückte meine Hand. »Der lag zwischen Brettern und Balken im Schnee.«
    »Zwischen Brettern und Balken …? Wie das?«
    »Er hatte sich den falschen Hochsitz ausgesucht.«
    »Den – was?«
    »Den falschen Hochsitz«, wiederholte Pauli. »Als er oben auf dem Bänkchen Platz nehmen und den Rehen und Hasen auflauern wollte, krachte und knackte es plötzlich, und der Hochsitz brach zusammen.«
    »Jemand hatte die Stützpfeiler angesägt, was? Wie gemein!«
    Pauli stutzte. »Nö«, sagte er langsam. »Sie waren angefault. Aber der Jäger hatte Glück. Er war zwar kurz benommen, weil er mit dem Kopf hart aufgeschlagen war, aber außer ein paar Prellungen und einem verstauchten Knöchel hatte er keine Verletzungen davongetragen. Wir entdeckten ihn, weil er stöhnte.«
    »Wahnsinn!«
    »Das war aber nicht alles. Er sagte, das Letzte, woran er sich erinnere, sei, dass er einen Schuss abgegeben habe. Wir dachten natürlich, er würde fantasieren, aber dann fand einer der Männer seine Flinte, und ich stolperte auf der Lichtung über ein totes Reh.«
    Das fand ich zwar ziemlich unwahrscheinlich, aber warum sollte Pauli mir was vorflunkern?
    Nach dem Bummel über den Weihnachtsmarkt begleitete er mich nach Hause – und küsste mich vor der Haustür! Ohne Schüchternheit oder Zögern nahm er mich einfach in den Arm und sagte, am nächsten Tag müssten wir uns wieder treffen!
    Ich war so durcheinander, dass ich nicht gleich reingehen konnte; ich musste meine Gefühle erst mal auf die Reihe bekommen.
    Also ging ich ums Haus herum und setzte mich auf die Bank, die auf unserer Terrasse steht. Es war zwar affenkalt, aber das spürte ich kaum; ich glühte innerlich und hoffte, dass sich mein Herzschlag normalisieren würde. Das dauerte. Ich wartete ab, und während des Wartens hörte ich, wie sich jemand in Pittis Garten zu schaffen machte. Zuerst achtete ich kaum darauf, aber weil die Geräusche so komisch waren, wurde ich neugierig, schlich an den Zaun und lugte zwischen den Tannenzweigen hindurch. Tatsächlich! Eine schwarze Gestalt stand vorm Hasenstall. Die Gestalt trug so eine Stirnlampe, mit der man die Hände frei hat und trotzdem was sieht. Das Geniale für mich war, dass ich sehen konnte, wer am Hasenstall herumwerkelte: Es war mein FEIND . Matteo stellte gerade eine Schüssel in den Schnee. Dann richtete er sich auf und öffnete ein Türchen am Stall.
    Ursprünglich beherbergte der Stall sechs Hasen; jetzt, das wusste ich, hatten die Pittis nur noch einen.
    »Komm, Fluffy, komm«, lockte Matteo das Tier. Ich sah, wie er den Hasen auf den Arm nahm und streichelte. »Ich hab dir viele süße Möhrchen gebracht«, sagte er leise. »Du sollst es während deiner letzten Tage noch so richtig gut haben.«
    Wie bitte? Der arme Hase wurde zuerst gestreichelt und dann umgebracht?! Das war ja wohl das Gemeinste vom Gemeinen! Matteo war schlimmer als der Jäger, der vom Hochsitz herunter ein scheues Reh erschossen hatte! Blitzschnell hatte ich den Entschluss gefasst, das Häschen zu retten. Wie, das würde ich mir überlegen müssen, aber noch hatten wir erst den 5. Dezember.
    Ich hatte dann noch gewartet, bis der Hase wieder im Stall saß, dann war ich ins Haus gegangen. Biene hatte wissen wollen, ob ich einen schönen Abend gehabt hatte. »Superschön«, hatte ich gesagt. »Sag mal, schlachten die Pittis den letzten Hasen, den sie noch im Stall

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