Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
lascher Gurken, die man samt und sonders den Hasen geben könne, und überhaupt schmecke der Truthahn längst nicht so gut wie ein Hasenbraten: »Ich wette, ein Fuchs hat sich Fluffy einverleibt. Was für eine Vergeudung!«
»Wie kannst du nur so herzlos sein!«, rief Matteo hitzig. »Fluffy war mein Freund! Zu denken, er lebt nicht mehr, bricht mir das Herz!«
»Mach dir keine Sorgen«, versuchte Nell, ihn zu beruhigen.
Das Essen war absolut erste Sahne, aber je länger es dauerte, desto ungeduldiger wurde ich. Wann, zum Donnerwetter, schritten wir zur Bescherung?
Ich wollte endlich Matteo danken, dass er mir auf dem Wichtelweg seine Liebe gestanden hatte. Außerdem brannte ich darauf, ihm Fluffy in die Arme zu legen. Und Nells Gesicht beim Anblick ihres zukünftigen Zimmers wollte ich sehen!
Meine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Als auch Opa Cosimo seinen Teller leer gegessen hatte, war’s dann so weit. »Jetzt nehmen wir die Bescherung in Angriff. Wer macht den Anfang?«, wollte er wissen. »Ihr oder wir?«
Nell und ich blinzelten uns zu. »Ihr zuerst«, sagten wir zu den Erwachsenen. Als Opa Cosimo seinem Sohn Sandro, Matteos Vater, drei Paar Socken überreichte, rannten wir nach oben, um Fluffy den letzten Schliff zu geben. Wir zupf ten Hälmchen aus seinem Fell und rückten die goldene Schleife so, dass sie schön zwischen den Ohren saß. »Nell«, sagte ich dann. »Du gehst jetzt runter und rufst mich, wenn der große Augenblick gekommen ist!«
»Klar«, entgegnete sie. »Fluffy zu retten, war ja deine Idee!«
Ich linste übers Treppengeländer. Als sie im Flur stand, hängte ich das blaue Schildchen an den neuen Haken und rief: »Kommt alle hoch!«
»Holly, das ist gegen die Abmachung!«, rief Nell von unten, aber da Otto und Biene ja Bescheid wussten, drängelten sich alle auf der engen Treppe und lasen die weißen Buchstaben auf dem blauen Schildchen: Nells Zimmer .
Nell freute sich so, dass sie uns um den Hals fiel, wobei Opa Cosimo das Gleichgewicht verlor und fast die Treppe runterstürzte. Ich schenkte ihr auch den Schal mit den bunten Fransen, danach gingen wir wieder ins Weihnachtszimmer. Natürlich hatte ich mich die ganze Zeit gefragt, was sie mir wohl schenken würde – aber da klingelte es. »Das ist Ben!«, rief Nell.
Wieder musste ich warten …
Endlich war es dann so weit: Nell überreichte mir ein klei nes Päckchen. Hochwertiges Geschenkpapier, goldenes Band. Für Holly von ihrem Wichtel . Alles wie gehabt. »Wo hast du das gefunden?«, fragte ich verblüfft und machte es auf. »Lag das vor der Haustür? Und wo ist dein Geschenk für mich, Nell?«
Nell schwieg. In meiner Hand lag ein rundes Medaillon.
»Man kann es aufklappen«, flüsterte sie.
Ich klappte es auf – und starrte auf ein winziges Foto, das Nell und mich Kopf an Kopf zeigte.
»Kapierst du endlich?«, fragte Nell.
»Nee.«
Ben räusperte sich. »Das Medaillon gehört zur Kette.«
»Wie – zur Wichtelkette?!«
Matteo legte den Arm um meine Schultern. »Nell war dein Wichtel, Holly!«
»Quatsch. Du warst doch mein Wichtel, Matteo. Ich dachte … O nein!«, protestierte ich. »Ihr nehmt mich auf den Arm!«
»Ich wollte dir auf dem Wichtelweg zeigen, wie sehr ich dich mag, Holly«, flüsterte Nell. »Freust du dich denn gar nicht?«
»Ehrlich gesagt …« In meinem Kopf drehte sich alles. Plötzlich schämte ich mich so, dass ich mich am liebsten in Fluffys Heu verkrochen hätte. »Matteo, ich dachte, du wärst der Wichtel … Ich hab mich dir an den Hals geworfen!«, hauchte ich. »Mensch, Matteo!! Ist ja voll peinlich!!!«
Da nahm er mich in den Arm und küsste mich vor allen. »Ich fand’s schön«, sagte er nur. »Wenn Nell nicht gewesen wäre …«
»Und Otto«, ergänzte Sandro.
»… wären wir noch immer verfeindet.«
»Dabei sollten sich Nachbarn vertragen, nicht wahr, Opa Cosimo? Du hast dich um den Kiosk gekümmert, während ich Nells neues Zimmer gestrichen habe«, sagte Otto.
Ich war noch ganz durcheinander. »Nell, du hast mich angelogen. Das war gemein von dir!«
»Stimmt nicht. Ich hab dich gefragt, ob du annehmen würdest, ich könnte dein Wichtel sein. Das hast du verneint«, stellte sie richtig. »Ich war ja nur deine Zwangsschwester.«
Himmel noch mal! Half mir denn niemand aus der peinlichen Lage? Dass nicht Matteo, sondern Nell mir gewichtelt hatte, war der größte Schock meines Lebens. »Man kann sich ja mal irren, was?«, murmelte ich – und fing Bienes Blick
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