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Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Titel: Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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vorm Sekretariat. Ich klopfte.
    »Na, Holly«, sagte Frau Lange munter. »Da bist du ja. Das hier …«, sie fuhr mit ihrem Stuhl Karussell und griff in ein offenes Regal, wurde heute »Morgen von einem Schüler abgegeben. Mit der ausdrücklichen Bitte, es dir persönlich auszuhändigen.«
    Ich starrte auf das winzige Päckchen. Geschenkpapier und goldenes Band wie gehabt. Auf dem angehängten Zettelchen stand in Druckbuchstaben: »Für Holly von ihrem Wichtel.«
    »D-danke«, stotterte ich. Mann, damit hatte ich ja überhaupt nicht gerechnet! »Danke«, wiederholte ich. »Wer war der Schüler?«
    »Tut mir leid«, entgegnete Frau Lange lächelnd. »Ich musste versprechen, diese Frage nicht zu beantworten. Der Schüler bat mich um äußerste Diskretion. Aber …«, sie lächelte noch breiter, »ich versichere dir, es war einer unserer Nettesten. Holly, du bist ein richtiger Glückspilz!«
    Draußen vor der Tür zeigte ich Nell das Päckchen. »Voll der Wahnsinn, was?« Ich war noch immer total überwältigt. Aber dann stutzte ich, griff in die Tasche meiner Jeans, zog das geringelte Stückchen Goldband heraus und verglich es mit dem Band, mit dem das Päckchen verschnürt war. Es handelte sich um dieselbe Sorte.



8. Dezember.

N ach dem Reinfall mit Pauli kümmerte ich mich verstärkt um die Wichtelfrage. Das Nachdenken nahm natürlich nicht den ganzen Tag in Anspruch, weshalb ich mich um eine zweite dringende Frage kümmerte: Wem schenke ich was?
    Bevor ich am Morgen zur Schule ging, zählte ich mein Geld. Erwartungsgemäß war es nicht viel, aber früher hatte es immer gereicht. Klar, da hatte ich ja nur Biene zu beschenken gehabt. Jetzt waren Otto und Nell dazugekommen und für den Wichtel musste ich mir auch noch was ausdenken.
    Gestern hatte er mir zwei grüne Zweigchen mit kleinen Ösen gewichtelt, die perfekt zu den Blümchen passten, und ich fragte mich mal wieder, woher er die ungewöhnlichen »Perlen« hatte; in unserer Stadt gab es garantiert kein Geschäft, in dem er sie gekauft hatte. Aber wo dann? In Gedanken versunken, tappte ich neben Nell zur Schule.
    An diesem Tag schleppten sich die Stunden durch den Vormittag, und ich war heilfroh, als der vorüber war. Draußen auf dem Flur war eine Menge los; jemand hatte sich einen Spaß gemacht und die Jacken und Mäntel woanders hingehängt. Das gab ein Geschrei, jeder suchte und wühlte sich zu seinem Eigentum durch, ich stieß mit Matteo zusammen, und als ich mein neues neonblaues Stück da entdeckte, wo er gerade stand, ertastete ich in der rechten Tasche das Wichtelpäckchen des Tages. War das nun ein Zufall gewesen oder hatte er es mir reingesteckt? Nee, nie im Leben. Ich blieb cool und tat so, als wäre meine Hand in einer leeren Jackentasche.
    Nell musste am Nachmittag wieder Flöte üben. »Kannst im Zimmer bleiben«, sagte ich großzügig. »Ich geh auf den Weihnachtsmarkt.«
    »Triffst du dich mit Pauli?«, erkundigte sie sich sofort. »Wir haben euch am Sonntag gesehen.«
    »Pauli ist ein Trottel. Er hat einen Rückzieher gemacht, weil er annimmt, jemand sei in mich verliebt.«
    »Wer soll’s denn sein?«
    »Das sag ich dir nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Paulis Vermutung ist einfach hirnrissig.«
    Nell runzelte die Stirn. »Dann denkt er an Matteo.«
    Ich schnaubte durch die Nase.
    »Hast du ihm nicht gesagt, dass eure Familien verfeindet sind?«
    »Das geht ihn nichts an«, erwiderte ich zornig, zog die Jacke an und verließ das Haus. Mann, seit ewigen Zeiten lebten wir in friedlicher Feindschaft in unseren Häusern, aber seitdem mir gewichtelt wurde und der Verdacht immer wieder auf Matteo fiel, war mein inneres Gleichgewicht ganz schön ins Schleudern geraten. Das musste ein Ende haben, nahm ich mir vor.
    Ich bummelte von Bude zu Bude. Was Biene bekommen würde, stand schon fest: Vor ein paar Jahren hatten wir einen Stall und eine Krippe aus Rindenstücken gebastelt, die wir im Wald gesammelt hatten. Wir hatten Maria und Josef und das Kind in der Krippe gekauft, und inzwischen besaßen wir auch einen Engel, die drei Weisen aus dem Morgenland, einen Hirten, vier weiße Schafe und einen braunen Hund, und als ich vor der Bude mit den Krippenfiguren stand, wählte ich einen Esel, der aussah, als würde er lachen, und eine Kuh mit einem Kälbchen aus. Als der Mann die Tiere einpackte, fiel mein Blick auf ein Kamel. »Das nehme ich auch noch«, sagte ich. Für das Kamel würde ich eine bunte Decke und Zaumzeug häkeln, nahm ich mir vor und

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