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Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Titel: Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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den ich am Abend abgerissen hatte. »Hier ist der Beweis! Weißt du, was das bedeutet?«
    »Dass du nicht spinnst?«
    »Nee, dass Matteo mein Wichtel ist!«
    Nell schob ihre Hand unter meinen Arm. »Wir kommen zu spät zum Unterricht«, drängte sie. »Holly, ich würde keine voreiligen Schlüsse ziehen. Im Kaufhaus, wo Biene arbeitet, kann man das Papier bestimmt kaufen. Und im Schreibwarengeschäft sicher auch. Wenn Pittis ein bisschen Abfallpapier in ihren Müll getan haben, heißt das nur, dass sie denselben Geschmack haben wie dein Wichtel, oder dass sie von jemandem ein Geschenk bekommen haben, das in dieses Papier gewickelt war.«
    »Hm.« Nells Überlegungen waren nicht von der Hand zu weisen. »Der Sache gehe ich nach«, gelobte ich – und schritt gleich nach dem Unterricht zur Tat.
    Zuerst ging ich zu Biene. »Nee, die Sorte führen wir nicht«, versicherte meine Mutter. »Ich weiß das, aber wenn’s dich beruhigt, fragst du auch noch die Verkäuferin.«
    Ich war ein gründlicher Mensch und fragte die Verkäuferin. »Das Papier ist hochwertig«, erklärte sie sofort. »Wenn, dann wirst du es nur in einem Spezialgeschäft finden. Oder in einem Museumsshop. Die führen dort ausgefallene Waren.«
    »In unserer Stadt gibt es kein Museum und keinen Museumsshop. Von einem Spezialgeschäft weiß ich auch nichts.« Mit neuer Hochachtung starrte ich auf das Papier, das ich bisher immer achtlos weggeworfen hatte. Dann pilgerte ich zum Schreibwarenladen. Ich ahnte es bereits, aber versichern musste ich mich: Nein, auch hier führte man kein so hochwertiges Geschenkpapier.
    Ich kaufte einen Döner und setzte mich auf den Rand des Brunnens, der auf unserem Marktplatz stand, denn ich musste allerlei auf die Reihe bringen. Erstens: Was »Perlen« betraf, hatte der Wichtel eine ganz außergewöhnliche Fundgrube aufgetan. Mit hundertprozentiger Sicherheit lag sie außerhalb unserer Kleinstadt. Zweitens: Auch in Sachen Papier hatte er weder Weg noch Kosten gescheut.
    Er musste in die Großstadt gefahren sein. Die war rund 30 Kilometer entfernt und mit der S-Bahn zu erreichen. Oder er hatte gegoogelt und die Fundgrube lag im Internet.
    Wie auch immer – der Wichtel hatte sich echt ins Zeug gelegt. Damit kam ich zum dritten Punkt: So wahnsinnig legt man sich doch nur dann ins Zeug, wenn man jemanden liebt.
    Holly, fragte ich mich, wer liebt dich bis zum Wahnsinn?
    Ich ließ alle Jungs, die meiner Ansicht nach in die engere Wahl kamen, vor meinem inneren Auge vorbeimarschieren. Darunter war keiner, bei dem sich mein Herzschlag beschleunigt hätte – keiner. Kein Einziger. Außer einem.
    Ich wusste, dass Matteos Vater Sandro fast jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe zum Großmarkt fuhr. Matteo kannte sich dort und vielleicht auch in der Stadt aus … Hatte ich ihn nicht auf dem Schulhausflur beobachtet, wie er ein Stück Goldband um den Finger wickelte? Er hatte das Band und das Papier.
    Holly, sagte ich mir, so unwahrscheinlich es dir auch vorkommen mag – mach dich mit dem Gedanken vertraut, dass dir dein FEIND wichtelt.
    Warum tut er das? Na, um dir zu beweisen, dass wahre Liebe stärker ist als jede Familienfehde. Mir stockte der Atem, denn auf einmal erinnerte ich mich an einen Film, den ich vor Kurzem im Fernsehen gesehen hatte. Darin ging’s um eben dieses Thema: Zwei Jugendliche aus verfeindeten Familien verliebten sich ineinander. Die Eltern verstanden nichts von wahrer Liebe. Sie verboten den beiden, sich zu sehen, die beiden wollten fliehen, ein Pfarrer unterstützte sie dabei und heckte einen angeblich todsicheren Plan aus, der aber völlig misslang. Als nämlich der Junge zum ausgemachten Treffpunkt kam, lag das Mädchen wie eine Tote auf einem Sarg. Ohne zu prüfen, ob ihr Herz noch schlug, rammte er sich aus Kummer und Verzweiflung ein Schwert in den Bauch. Im Nu war er mausetot. Das Mädchen war aber wirklich nur scheintot gewesen. Es wachte auf und sah, dass sein Freund im Blute schwamm. Der Anblick brach ihr das Herz. Das Mädchen trank Gift aus einem bereitstehenden Becher, warf sich über den Toten und tat den letzten Atemzug. Die Story hatte kein Happy End.
    Sie ereignete sich zwar vor vielen hundert Jahren, als Männer noch mit Schwertern unterwegs waren und man Gift leichtsinnig herumstehen ließ. Aber trotzdem! Holly, ermahnte ich mich, so weit darf es bei dir und Matteo nicht kommen. Unternimm was!
    Das war leichter gesagt als getan. Was konnte, was durfte ich unternehmen? Schließlich hatte ich

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