Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
Namensschild. Tschüss, Otto!«
»Willst du heute wirklich keine Currywurst, Holly?«
»Ich hätte gerne eine, Otto. Aber kannst du dir eine leisten, wo du doch vielleicht einen Mitarbeiter bezahlen musst?«
»Wenn ich Glück hab, arbeitet er umsonst. Und überhaupt, Holly – eine Currywurst für dich leiste ich mir immer. Sag mal, was macht eigentlich dein Wichtel?«
Ich hatte gehen wollen, aber nun lehnte ich mich mit der Currywurst gegen den Tresen. »Ach Otto! Mein Wichtel ist ein Kapitel für sich. Tatsache ist, dass er mir Unglück bringt.«
»Unmöglich. Das glaube ich nicht.«
»Es ist so. Ich hatte kurzzeitig einen Freund, aber als er zufällig mitbekam, dass ich einen Wichtel hab, ist er abgehauen.«
»Das verstehe ich nun wirklich nicht.«
»Er dachte, ein Freund würde mir wichteln. Mensch, Otto, dabei hab ich keinen einzigen Freund!«
»Warum sagst du ihm das nicht?«
»Ich hab’s ja versucht, aber er glaubt mir nicht.«
»Dann ist er ein Trottel«, sagte Otto bestimmt. »Um den ist’s nicht schade, Holly.«
»Eben. Es ist nur so – ich hab keinen einzigen Freund. Nell hat gleich zwei Freunde.«
»Davon weiß ich ja gar nichts!«, rief er alarmiert.
»Das musst du sofort wieder vergessen! Ich wollte nicht petzen, Otto!«
»Schon gut, ich sag nichts. Versprochen, Holly.«
»Ich geh dann, Otto. Bis später!«
Ich bestellte das Namensschild für Nell, und als ich heimkam, war es dunkel, und die Straßenlampe vorm Haus brannte. Die Pittis hatten schon den Mülleimer rausgestellt, weil immer donnerstags die Müllabfuhr kommt. Also stellte ich gleich unseren Mülleimer neben den ihren, der so voll war, dass der Deckel nicht mal zuging. Dabei sah ich im Licht der Straßenlampe das Papier, das heraushing. Weil es mir bekannt vorkam und ich Genaues wissen wollte, riss ich ein Stückchen davon ab.
Es war das Wichtel-Geschenkpapier. Irrtum ausgeschlossen. War Matteo also doch mein Wichtel? »Ich glaub’s nicht«, flüsterte ich und steckte den Fetzen in die Tasche.
9. Dezember
B eim Frühstück blätterte Biene die Tageszeitung durch. »Na so was! Am Montag ist Sperrmüllabfuhr«, sagte sie verdutzt.
»Stimmt das?« Ich linste ihr über die Schulter.
Am Montag war wirklich Sperrmüllabfuhr, sie hatte es sich also nicht ausgedacht, um Nell hinters Licht zu führen.
»Ihr rümpelt euer Zimmer aus«, sagte Biene energisch.
Nell leckte Honig vom Finger. »Das hab ich im Herbst erledigt, bevor wir bei euch eingezogen sind.«
»Holly, dann wirst du dich um deinen Müll kümmern. Alles muss raus, was du nicht mehr brauchst.« Normalerweise hätte ich Zeter und Mordio geschrien, aber das ging ja nun wirklich nicht. »Wird erledigt, Ma. Wirst du dich auch von dem einen oder anderen guten Stück trennen?«, erkundigte ich mich mit Unschuldsmiene.
Biene seufzte theatralisch. »Der Abstellraum liegt mir schon lange auf der Seele. Ich hab so gut wie alles von den Großeltern einfach in Schachteln gestopft und aufgehoben. Wird Zeit, dass ich mich von Unnötigem trenne.«
»Die Fotoalben darfst du nicht weggeben und Omas Fuchs muss auch bleiben!«, verlangte ich.
»Deine Oma hatte einen Fuchs?«, fragte Nell ungläubig. »Einen ausgestopften?«
Biene und ich lachten. »Meine Oma hatte ein Fuchsfell, an dem der Kopf noch dran war.«
»Was hat sie damit gemacht?«
»Es war eine Art Schal, den sie sich um den Hals legte.«
»Irre.«
»Zu ihrer Zeit war das der letzte Schrei in Sachen Mode«, erklärte Biene. »So, es wird Zeit für die Schule und meine Arbeit. Wir sehen uns heute Abend.«
Da ich annahm, dass Matteo und Ben an der Ecke auf Nell warten würden, lotste ich meine Zwangsschwester erst mal vor die Mülleimer. »Du, Nell, ich hab gestern Abend was Komisches entdeckt. Aus Pittis Tonne hing ein Fetzen vom Wichtel-Geschenkpapier.«
Wir standen vor Pittis Mülleimer. Ich hob den Deckel – und starrte ungläubig auf die zugebundenen Plastiktüten. »Wo ist das Papier?«, fragte Nell.
»Das … das muss jemand rausgenommen haben«, stammelte ich und griff mir an den Kopf. »Seh ich vielleicht Gespenster? Ich fantasiere doch nicht? Es war bestimmt da!«
»Jeder kann sich mal täuschen«, tröstete mich Nell. »Glaub mir, du hast da einfach was verwechselt. In der Dunkelheit kann das schon mal vorkommen.«
»So ein Quatsch! Ich hab mich nicht getäuscht und verwechselt hab ich auch nichts!« Fieberhaft wühlte ich in meiner Jackentasche und hielt Nell den Fetzen Papier unter die Nase,
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