Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
nur zwei Beweise, dass Matteo mir auf dem Wichtelweg seine Liebe gestand. Ich musste ihn dazu bringen, dass er es SAGTE !
Aber wie?
Sollte ich ihn abpassen und ihm gestehen: »Hey, Junge, ich weiß, dass du mich liebst!«
Nee, das ging nun wirklich nicht. Der direkte Weg schied aus; ich musste ihm durch die Blume zu verstehen geben, dass ich sein Spiel durchschaut hatte.
Liebte ich Matteo? Ich lächelte glücklich. Natürlich liebte ich ihn! Seit ewigen Zeiten schon – mindestens jedoch seitdem ich dachte, er habe es auf Nell abgesehen. Aber das war ein Irrtum; Matteo hatte sich nur an Nell rangemacht, um in meine Nähe zu kommen. Hundertpro.
Vor lauter Nachdenken war der Döner kalt geworden. Rasch schlang ich die letzten Bissen hinunter, wischte die Hände an der Papierserviette ab und sprang vom Brunnenrand.
Am liebsten hätte ich Nell von meinen Überlegungen berichtet, aber die war garantiert schon auf dem Weg ins Orchester. Biene konnte ich unmöglich zwei Mal an einem Tag von der Arbeit abhalten, blieb also nur noch Otto. Ich musste jemanden ins Vertrauen ziehen! Ich würde platzen, wenn ich’s nicht täte!
Aber Otto war weg, sein Kiosk war abgeschlossen.
Der Currywurst-Mann winkte mir. »Otto ist in einer wichtigen Angelegenheit unterwegs«, machte er sich wichtig. »Wann er zurückkommen wird, hat er nicht gesagt.«
Ich grinste. Klar! Otto war tatsächlich in einer dringenden Angelegenheit unterwegs – er mistete den Abstellraum aus!
Es war unglaublich, wie viel Zeit beim Nachdenken und mit Hin- und Hergehen vergangen war. Ich musste unbedingt meine Hausaufgaben machen, und weil ich kalte Füße hatte und auf ein paar ruhige Minuten mit Otto hoffte, ging ich schnellstens nach Hause.
Ich steckte gerade den Schlüssel ins Schloss, als Opa Cosimo aus der Tür schoss.
»Man wühlt nicht in fremden Mülltonnen!«, brüllte er. »Das ist eine Verletzung der Privatsphäre! Was hattest du in unserer Tonne zu suchen, Holly!? Sag es mir!«
Du lieber Himmel! Vor Schreck brachte ich keinen Ton heraus. Was hätte ich auch sagen können? Etwa dass ich zufällig das Geschenkpapier meines Wichtels gesehen hatte?
»Sag, was hast du in unserer Tonne gesucht?«, beharrte er.
»Ich hab nichts gesucht«, stotterte ich. »Es war ganz anders. Ich hab was gefunden.«
Opa Cosimos Kiefer sackte nach unten. »Du hast etwas gefunden? Was denn?«
»Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Es war der reine Zufall«, versuchte ich, mich aus der Affäre zu ziehen. »Es handelte sich nur um ein Stückchen Geschenkpapier, das aus der Tonne hing.«
Opa Cosimo starrte mich an, als sei ich geistesgestört. »Und das Geschenkpapier war wichtig für dich?«
»O ja!«, rief ich. »Sie ahnen ja nicht, wie wichtig es für mich ist!« Ich dachte an den Romeo-und-Julia-Film. »Jetzt bin ich der glücklichste Mensch!«
Opa Cosimo griff sich ans Herz. »Wenn dir unser Abfall zum Glück verhilft, soll’s mir recht sein. Nur eins noch, Holly: Wenn du wieder mal was brauchst, solltest du nicht wie ein Landstreicher in unserer Tonne wühlen. Klingle und sag, was du brauchst. Man hilft sich, wenn Not am Mann ist. Dazu sind Nachbarn schließlich da.« Damit drehte er sich um und ging in sein Haus zurück.
Fassungslos starrte ich ihm hinterher. Was hatte er gerade gesagt? Nachbarn sind dazu da, sich zu helfen, wenn Not am Mann war? Normalerweise mochte das ja stimmen; aber wie war das in unserem Fall mit den Pittis?
10. Dezember
A m Morgen war Nell noch im Badezimmer, als Biene mich beiseitenahm. »Wann hat Nell heute ihre Orchesterprobe?«
Ich zögerte mit der Antwort, denn mir schwante Schlimmes. »Von vier bis sechs. Warum?«
»Otto und ich werden um fünf hier sein. Du musst uns beim Entrümpeln helfen, Holly.«
Mir war klar, dass es kein Entrinnen gab, schließlich war es meine Idee gewesen, und überhaupt – je eher wir mit der Arbeit anfangen würden, desto sicherer hätte ich Weihnachten mein Zimmer wieder für mich allein. »Klar«, sagte ich so bereitwillig, dass Biene wieder mal seufzte. »Ist’s denn so schwer, dich mit Nell zu arrangieren?«
»Ach Biene! Würdest du dich mit einer Zwangsschwester arrangieren?«
Inzwischen saßen wir am Frühstückstisch. Biene strich Butter auf eine Brötchenhälfte. »Ich war wie du ein Einzelkind und hab mir immer eine Schwester gewünscht. Weißt du, Holly, eine leibliche Schwester kann man sich genauso wenig aussuchen wie …« Sie stockte, weil sie nach dem richtigen Wort
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