Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
einen Frosch geküsst!«, brüllte der, der sein Heft vergessen hatte.
»Wo ist die Prinzessin?«, forschte Herr Voss sofort.
»Der Frosch blieb ein Frosch! Es war ein mieser Kuss! Er braucht Kussunterricht!«
»Zeig mir den Frosch, Pauli.« Pauli ging nach vorn und setzte ihn auf den Lehrertisch.
»Nettes Tierchen«, meinte Herr Voss und drückte auf dessen Bauch. Der Frosch quakte. »Was haben wir denn da?« Mit spitzen Fingern zog Herr Voss etwas Weißes aus dem breiten grünen Maul. »Ein Papierchen! Na so was.« Er rollte es auf und las laut: »Für Holly von ihrem Wichtel.«
Ich wurde rot. »Wer ist dein Wichtel, Holly?«, wollte Herr Voss wissen.
»Wenn ich das nur wüsste!«
In dieser Stunde lernten wir allerlei Wörter, die mit Weihnachten zu tun hatten. Der Frosch saß auf Theas und mei nem Tisch. Ich fragte mich, ob die Perlen wohl in seinem Bauch steckten, aber als ich ihn schüttelte, klapperte nichts. Erst gegen Ende der Stunde fielen mir seine Augen auf. Sie waren weiß und hatten ein Loch in der Mitte.
Irre! Mein Wichtel hatte wirklich tolle Ideen.
Kurz nachdem Nell ins Orchester gegangen war, kam Otto nach Hause. Wir trugen Tüten, Schachteln, den Tisch, den Stuhl, seinen PC und das Regal samt Bienes Büchern mit Bastel- und Dekovorschlägen nach unten und stapelten alles in der Mitte des leeren Abstellraums auf. Dann fegten wir Nells zukünftiges Zimmer aus. Es war so groß wie meines und musste auch gestrichen werden. »Wann macht ihr das?«
»Am Samstag. Morgen besorgen wir die Farbe.«
»Sie wird fragen, was da so riecht.«
Otto zuckte die Schultern. »Was sagen wir ihr?«
»Nichts. Ich würde einfach die Tür abschließen und eine ›Eintritt verboten! Weihnachtszimmer!‹-Notiz an die Klinke hängen. Wer passt eigentlich auf deinen Kiosk auf, Otto?«
»Ein netter Bekannter.«
»Kenne ich ihn?«, fragte ich neugierig. »Ist’s einer von deinen Sängerfreunden?«
»Nee.« Otto zog das Metermaß aus der Hosentasche.
»Was hast du vor?«
»Ich hab noch ein paar Möbel aus meiner alten Wohnung.« Er kniete am Boden und maß die Wand aus. »Vielleicht passen die hier rein.«
Ich freute mich riesig. In 10 Tagen hatte ich wieder ein Zimmer für mich allein!
Nell wunderte sich, dass ihr Vater schon zu Hause war. Wir hatten den Abendbrottisch gedeckt und Tee gekocht, und als kurz darauf Biene kam, waren wir vollständig.
»Es regnet«, sagte Biene. »Die Straßen sind so glatt, dass ich Schritt fahren musste.«
Ich legte Salamischeiben aufs Brot. »Schade um den schönen Schnee.«
»Na ja«, meinte Nell. »Jetzt kann wenigstens die Eisbahn geräumt werden. Und überhaupt – vor Weihnachten setzt immer Tauwetter ein. Sag mal, Holly, die Leute im Orchester haben gesagt, im Englischunterricht hättest du freiwillig einen Frosch geküsst. Stimmt das?«
»Holly!«, rief Biene entsetzt. »Wie konntest du nur!«
»Tolle Story!« Otto lachte schallend. »Wolltest wohl endlich einen Märchenprinzen haben?«
»Es war ganz anders!«, rief ich und erzählte, wie es wirklich war.
»Was für ein einfallsreicher Wichtel!« Otto schüttelte bewundernd den Kopf. »Schade, dass er mir nicht wichtelt.«
»Oder mir«, meinte Biene.
»Was ist mit mir?«, sagte Nell. »Ich mag Ben, aber er käme nie auf die Idee, mir zu wichteln.«
»Dafür küsst er dich im Schulhof«, sagte ich.
»Na und? Du wirst von Pauli geküsst.« Fast hätte ich »Matteo wäre mir lieber« gesagt, aber wirklich nur fast!
»Biene wird von mir geküsst …« Otto beugte sich über den Tisch.
Biene spitzte die Lippen. »Und Otto von mir.«
Niemand benimmt sich so kindisch wie verliebte Erwachsene!
Nach dem Biene-Otto-Kuss wechselte Nell das Thema. »Wisst ihr schon, dass Opa Cosimo nicht mehr mit Matteo spricht?«
Otto rutschte das Messer aus der Hand. »Warum denn nicht?«
»Es geht um den Hasenbraten an Heiligabend. Opa Cosimo will den Hasen schlachten, Matteo sagt, er liebe seinen Fluffy, und wenn Opa Cosimo ihn schlachten und braten würde, würde er Weihnachten komplett falsch verstehen; Weihnachten sei nämlich das Fest der Liebe.«
»Was sagen Sandro und Antonella?«, erkundigte sich Biene.
»Dass Matteo spinnt. Bei Pittis gibt’s an Heiligabend Hasenbraten. Das war schon immer so und wird so bleiben. Sie sagen, er müsse das Fleisch ja nicht essen, er könne sich an die Kartoffeln und das Gemüse halten. Aber darum geht es ihm ja nicht. Matteo sagt, wenn der Hase geschlachtet wird, zieht er
Weitere Kostenlose Bücher