Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
Was er nicht brauchen konnte, hat er auf unsere Seite geworfen. Los ihr beide! Wenn ich euch helfe, haben wir schnell Ordnung geschaffen!«
Nell und ich waren über sein freundliches Hilfsangebot so verdutzt, dass wir in die Jacken und Stiefel schlüpften und zu dritt Ordnung schafften.
Später, als wir unsere Finger an der Heizung wärmten, hob Nell den Kopf und lauschte. »Holly, das ist unglaublich! Jetzt kommt die Sperrmüllabfuhr!«
Wir schauten aus dem Küchenfenster und sahen, wie das ganze Gerümpel nach und nach auf den Wagen geladen wurde. Nell lachte. »Opa Cosimo kam gerade noch zur rechten Zeit. Was habe ich dir gesagt? Die Feindschaft ist Schnee von gestern!«
Als Biene kam, legte sie eine Orange, schön in Klarsichtfolie gehüllt und oben mit einem grünen Band verschnürt, auf den Tisch. »Die hab ich vor der Haustür gefunden«, sagte sie.
»Sie könnte von Opa Cosimo sein«, vermutete Nell.
Ich stimmte ihr zu. »Genau diese Sorte verkaufen die Pittis in ihrem Obst- und Gemüsegeschäft.«
Nell löste das grüne Band, zog die Folie zurück – und schon teilte sich die Orange in zwei Hälften. In jeder Hälfte steckte eine Stecknadel mitsamt einer grünen Glasperle. Mir blieb die Spucke weg.
15. Dezember
I ch hatte ausgerechnet, dass wir in 10 Tagen Heiligabend feiern würden. Da das bedeutete, dass sich in etwas mehr als einer Woche das Wichtelrätsel von selbst auflösen würde, nahm ich mir vor, nun gar nichts mehr zu unternehmen. Ich würde die Zeit mit Pauli genießen und nach dem 24. Dezember weitersehen. Manchmal, dachte ich, war eben Bienes »Tu was!« der falsche Rat zur falschen Zeit.
Wie am Tag zuvor ging ich zwischen Matteo und Pauli zur Schule. Natürlich schneite es wieder, aber an diesem Morgen waren die Flocken groß und ziemlich wässrig, und Pauli hoffte, wir könnten uns am Nachmittag auf der Eisbahn treffen. Ich wollte schon zusagen, als mir Nells Orchesterprobe einfiel. »Keine Ahnung, ob ich kommen kann.«
»He! Warum denn nicht?«
»Es geht um ein Weihnachtsgeschenk«, antwortete ich leise, denn Nell ging mit ihrem Ben vor mir.
»Kaufst du das in der Stadt?«, erkundigte er sich gleich.
»Nee. Ich … Wir müssen sozusagen was basteln.«
»Mensch, Holly! Deine Familie kommt immer an erster Stelle! Nie hast du Zeit für mich!«
»Es ist das erste Fest mit meiner Zwangsfamilie«, erklärte ich. »Ist doch klar, dass es da einiges zu organisieren gibt, oder?«
»Vor allem wenn es sich um deine Idee handelt«, schaltete Matteo sich ein.
»Woher weißt du das?«, fragte ich sofort.
»Och …«
»Sag schon!«
»Ich … ich glaube, Biene hat meiner Mutter mal was gesagt«, meinte er vage.
»Ausgeschlossen! Die zwei sprechen nicht miteinander. Sag die Wahrheit, Matteo!«
Matteo schwieg. Das ärgerte mich, und es machte mich misstrauisch: Was lief zwischen den Pittis und meiner Familie? Und warum wusste ich nichts vom Austausch der Informationen? Ich nahm mir vor, nicht lockerzulassen, bis Biene und Otto mir alles Wichtige gesagt hatten, schließlich waren wir jetzt eine Familie, und jeder wusste doch, wie schädlich sich Geheimnisse aufs Zusammenleben auswirkten. Geheimnisse waren tabu – außer es handelte sich um eine Weihnachtsüberraschung …
Vor der Schule küsste Ben seine Nell, Pauli küsste mich und auf Matteo wartete Irene. Sie legte ihm die Arme um den Hals und machte einen Kussmund … aber o Wunder: Er drehte sich aus ihrer Umarmung und grummelte was. Irene war natürlich stocksauer. Selbst schuld, dachte ich, man wirft sich einem Jungen einfach nicht an den Hals, stimmt’s?
Bis nach der großen Pause war ich in Hochstimmung. Dann hatten wir Englisch, wir waren schon im Klassenzimmer, holten die Bücher und Hefte heraus, einer fragte: »Werden heute die Vokabeln abgefragt?«, ein anderer schrieb noch schnell einen Teil der Hausaufgaben von seinem Nachbarn ab, ein Dritter behauptete, er habe sein Heft versehentlich zu Hause liegen lassen … alles war wie immer. Bis Pauli einen Schrei ausstieß und wir zusammenzuckten.
»Hey! Was’n das?« Er machte ein vorwurfsvolles Gesicht und hielt einen kleinen quietschgrünen Plastikfrosch hoch. »Der ist in meine Schultasche gehüpft!«
Wir brüllten vor Lachen. »Küss den Frosch! Vielleicht verwandelt er sich in eine Prinzessin! Na los!«
Und Pauli küsste den Frosch!!! »Manno!«
Nichts tat sich. Nur unser Lehrer, Herr Voss, kam rein und wollte wissen, weshalb wir so guter Laune seien. »Pauli hat
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