Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
sind!«
»Da mach dir mal keine Sorgen«, sagte Nell. »Das mit der Feindschaft ist doch Schnee von gestern.«
»Du spinnst!«, rief ich. »Biene zum Beispiel würde die Krise bekommen, wenn sie wüsste, dass ich mit Matteo zusammen bin!«
»Was ist dir wichtiger? Deine Mutter oder die Liebe?«
Wahnsinn! So hatte ich das noch nie gesehen! »Ist dir Ben wichtiger als Otto?«, fragte ich ungläubig.
»Na ja, wenn’s hart auf hart käme und ich mich entscheiden müsste …« Nell hatte sich aufgesetzt. Ich sah das, weil es im Zimmer nicht völlig dunkel war. »Wenn die Liebe groß genug ist, entscheidet man sich immer für sie. Aber weißt du, Holly, ich würde versuchen, es gar nicht so weit kommen zu lassen.«
»Wie macht man das?«
Nell dachte lange nach. »Man muss die Versöhnung zwischen den verfeindeten Familien herbeiführen. Anders geht das nicht.«
»Wie bitte? Soll ich vielleicht Opa Cosimo um den Hals fallen, wenn er wieder mal die Polizei wegen zu lauter Musik anruft?«
Nell kicherte. »Warum nicht?«
14. Dezember
I ch wachte auf, als Otto die Haustür hinter sich zuknallte. An Schlaf war nicht mehr zu denken; zuerst stürzten meine Probleme auf mich ein, dann erinnerte ich mich an Nells Überzeugung, die Feindschaft mit den Pittis sei Schnee von gestern. Ich blinzelte zum Fenster: Schnee von gestern! Ha! Der Himmel produzierte jede Menge Nachschub – es schneite. Schon wieder oder immer noch? Keine Ahnung.
Ich hörte, dass Biene ins Bad ging, und prompt ging ein Zischen und Fauchen los. Das war die Wasserleitung, die sich bemerkbar machte, als meine Mutter den Hahn an der Dusche aufdrehte. Das Fauchen erinnerte mich an etwas: Einmal, als ich mich bei Biene über einen Lehrer beklagte, der mich meiner Meinung nach ungerecht behandelt hatte, fuhr sie mich an: »Sei nicht kindisch, Holly! Dein Jammern führt zu nichts. Tu was! Sprich mit ihm und klär die Sache.«
»Sprich du mit ihm!«, hatte ich sie gebeten, aber davon hatte sie absolut nichts wissen wollen. »Es ist deine Angelegenheit. Du musst für klare Verhältnisse sorgen.«
Damals war ich ziemlich sauer auf sie gewesen, aber weil ich nach drei Tagen immer noch fand, dass ich ungerecht behandelt wurde, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und klärte »die Sache«. Danach war ich richtig stolz auf mich und fühlte mich stark.
Wie wär’s, wenn ich auf Matteo zugehen und »unsere Sache« klären würde? Nicht auf dem direkten Weg: »He! Sag! Bist du nun mein Wichtel?« Ich musste den indirekten Weg einschlagen. Nur wie? Plötzlich schoss mir eine Idee durch den Kopf, ich sprang aus dem Bett, suchte die Schnur und die Perlen zusammen, fädelte sie auf, legte die Kette um den Hals und zog dann einen Rollkragenpulli an, damit man sie nicht sah, denn ich wollte nicht, dass mich Biene und Nell beim Frühstück mit Fragen nervten: »Warum trägst du die unvollendete Kette, Holly? Was hast du vor?«
»Der Sperrmüll wurde noch nicht abgeholt«, sagte Biene. »In der Zeitung steht, dass die Männer wegen des Schnees nur langsam vorankamen.«
Was interessierte mich der Sperrmüll! Als Nell und ich an diesem Morgen losgingen, hätte ich fast meine Sporttasche vergessen, so aufgeregt war ich. Ich malte mir aus, wie Matteo staunen würde, wenn er in der großen Pause die Kette sehen würde. Bestimmt würde er rot werden und sich dadurch verraten! Und dann würde er sagen: »Holly, die Sache mit Irene ist gelaufen. Ich bin nur in dich verliebt!«
Wie immer warteten Ben und Matteo an der Ecke. Nell ging natürlich neben Ben; an diesem Morgen ging ich ganz selbstverständlich neben Matteo. Dumm war nur, dass Pauli dazukam und nach meiner Hand griff, aber das sah Matteo nicht, weil es noch dunkel war.
In der Stunde vor der großen Pause wurde ich immer aufgeregter, und als es endlich klingelte, lag die Kette nicht mehr im, sondern auf dem Pulli. Thea entging nichts. »Sind das die Wichtelperlen?«
Ich nickte.
»Hübsch sind die. Aber …« Sie schaute mich strenger an als unsere Deutschlehrerin, und die ist die strengste aller Lehrer, »was hast du vor?«
»Ich kläre die Wichtelfrage!«, sagte ich knapp und mar schierte los.
»Mach dich bloß nicht lächerlich!«, rief sie mir hinterher, aber ich wehrte die Warnung mit einer lässigen Handbewegung ab.
Als Pauli den Arm um mich legen wollte, schlüpfte ich unten durch, legte die Hand an die Kette und ging auf Matteo zu, der gerade die Jacke anzog. »Was sagst du dazu?«, fragte ich
Weitere Kostenlose Bücher