Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
geschüttelt und hochgehoben. Keylam rannte mit ihr zum Ausgang. Die Pferde waren dicht hinter ihm und stießen beunruhigende Laute aus.
An der Stelle, die die Karte als Tor ausgewiesen hatte, entdeckte Keylam lediglich den alten Rahmen einer Tür an der Felswand, in dem ein riesiges Spinnennetz gespannt war. Ein Ausgang befand sich nirgendwo.
Panisch tastete er an der Wand entlang, doch nichts passierte. Als er das Netz beiseite streichen wollte, kam sofort eine Schwarze Witwe hinter dem Rahmen vor, die ihn mit einer drohenden Geste darauf hinwies, dass sein Vorhaben eine schlechte Idee war.
Whisper stieß Keylam beiseite und die monströse Spinne verschwand wieder in ihrem Versteck. Nachdem er das Netz beschnuppert hatte, trat er mit seinem Huf sanft gegen den Rahmen. Es hörte sich an wie ein Klopfen.
Eilig kam das Insekt wieder hervor und baute von der Mitte nach außen ihr Netz ab. Das alles passierte so schnell, dass Keylam von dem gleißenden Licht dahinter überrascht wurde und seine Augen fest zusammenkneifen musste. Dann stolperte er mit Arrow im Arm durch das Tor. Kaum, dass sie es passiert hatten, löste sich Arrow aus der Umarmung und übergab sich am nächstgelegenen Baum. Unmittelbar danach ging es ihr sichtlich besser.
Nachdem die Pferde ebenfalls durch das Tor gegangen waren, wob die Spinne das Netz wieder zu, doch von außen sah es nur aus wie das satte, dichte Gras eines bewachsenen Hügels. Als Keylam es prüfend beiseite strich, fand er auch den Holzrahmen wieder.
Die Sonne war erst wenige Augenblicke zuvor aufgegangen. Dichte Nebelschwaden hingen noch überall auf den Hügeln. Die Vögel zwitscherten und bunte Wildblumen blühten überall. Offenbar war hier kein Winter – und das seit einiger Zeit schon nicht mehr.
Mit jedem Moment, den sie länger auf der Wiese saßen, wurde der Himmel blauer und die Luft wärmer. Es war das angenehmste Gefühl seit Tagen.
Die Pferde grasten und tobten ausgelassen. Sogar Whisper genoss das Wetter und die Landschaft sichtlich. Er war nicht länger ein Fremder für die anderen, sondern ein fester Bestandteil der Gruppe. Zwar hatte Arrow noch immer Schwierigkeiten, sich auf das große Tier zu setzen, trotzdem gewöhnte sie sich mehr und mehr an ihn.
Sie genoss diesen Moment in vollen Zügen. Mit den prickelnden Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und dem Duft des Morgens atmete sie die frische Luft tief ein.
„Geht es dir wieder schlechter?“, fragte Keylam sofort.
„Nein, nein – alles bestens“, gab Arrow zurück. „Es ist nur ... so anders als in der kalten dunklen Höhle und ich versuche, so viel wie möglich davon in mich aufzunehmen, bevor wir wieder dorthin zurück müssen.“
Besorgten Blickes beugte Keylam sich über sie. „Arrow, du hättest mir früher sagen müssen, dass du dich unwohl fühlst. Ich bin seit Jahren an das Schloss gebunden und es gewöhnt, eingesperrt zu sein, doch du kennst das nicht.“
Nachdenklich senkte sie den Blick. „Ich weiß gar nicht, ob es an der Höhle liegt. Die Ungewissheit ist sehr viel quälender.“
„Dann rede doch einfach mit mir darüber“, bat er sie sanft.
„Aber das ist es ja“, erwiderte Arrow verzweifelt. „Im Grunde gibt es gar nichts zu bereden. Keine neuen Fakten oder Erkenntnisse. Ich habe dir alles erzählt und die Tatsache, dass ich alles im Kopf immer und immer wieder durchspiele und es keinen Sinn ergibt, treibt mich noch in den Wahnsinn.“
Arrow war aufgebracht. Die Hoffnungslosigkeit stand ihr über das ganze Gesicht geschrieben und sie schämte sich. Dieser Morgen hatte so perfekt begonnen. Die ganze Anspannung war von ihr abgefallen. Doch jetzt, da sie offen über ihre Ängste sprach, fühlte es sich an, wie in der Höhle. Es schnürte ihr die Luft ab.
„Und das nennst du 'nichts'?“, fragte Keylam überrascht.
„Es führt zu nichts und gerade deshalb sollte es dich nicht auch noch belasten“, erwiderte sie aufgewühlt.
„Es führt dazu, dass du nicht noch einmal zusammenbrichst“, entgegnete er belehrend. „Und es belastet mich nicht.“
Als Arrow ihren Blick senkte, hob Keylam sanft ihr Kinn, damit sie ihm in die Augen schaute und nicht wieder ausweichen konnte. „Seit Tagen schon zerbreche ich mir den Kopf darüber, was wohl in dir vorgehen könnte“, erklärte er niedergeschlagen. „Vor gar nicht allzu langer Zeit hast du alle deine Gedanken mit mir geteilt und plötzlich verschließt du dich. Es interessiert mich, wie es dir geht – du interessierst
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