Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Keylam. „Du sagtest, du hättest sie von einem Elfen bekommen, und wir dachten, dass er kein Problem damit hätte, wenn seinesgleichen die Stute reitet. Und Roga hat sich auch nicht beschwert. Ich glaube, sie mag die Elfe.“
Fragend musterte Arrow ihn. „Ich dachte, du traust ihr nicht?“
„Das tue ich auch nicht“, entgegnete er. „Aber wenn wir zu Fuß gehen, erreichen wir die Berge heute nicht mehr.“
„Whisper hätte uns beide tragen können. Das wäre für ihn kein Problem.“
Keylam schaute verblüfft. „Da hast du vermutlich Recht. Aber jetzt ist es ohnehin egal – wo sie schon mal auf dem Einhorn sitzt.“
Bevor sie sich auf den Weg machten, ließen sie noch die Pferde weiden.
Als Arrow sich sicher war, nicht beobachtet zu werden, stopfte sie einige Gräser in den kleinen Lederbeutel an Whispers Sattel. Zum ersten Mal schaute sie das junge Küken dabei an. Ein flüchtiger Schimmer in den Farben eines Regenbogens glitt ihm dabei über die großen Augen. Als Arrow ihm sanft über die Brust strich, schlief es gleich wieder friedlich ein.
Behutsam band sie den Beutel wieder zu und setzte sich zu den anderen in die Sonne.
„Wie hast du die Zwerge damals kennen gelernt?“, fragte Arrow Neve.
Die Elfe senkte den Kopf. „Ich kann mich kaum daran erinnern. Als das Unglück damals geschah – in Nebulae Hall –, da liefen alle hysterisch durcheinander. Die Menge überrannte mich förmlich. Bald wurde ich ohnmächtig, und als ich wieder aufwachte, lag ich im gleichen Bett wie du bei deinem letzten Besuch. Zu dem Zeitpunkt war schon alles vorbei. Die Wenigen, die überlebt hatten, waren längst auf und davon. Die Zwerge waren die Einzigen, die zurückgeblieben sind ... und ich.“
„Und du hattest keine Angst vor ihnen?“
Neve lachte auf. „Oh doch, die hatte ich. Damals erzählte man sich ja eine Menge über Zwerge und dabei hörte man nie etwas Gutes. Aber wie du selbst weißt, fällt es ihnen ja nicht schwer, Skeptiker schnell vom Gegenteil zu überzeugen.“ Neve lächelte. Sie war wirklich hübsch und in der Sonne blühte sie auf wie eine Rose.
„Und dann bist du bei ihnen geblieben?“, fragte Arrow. Sie konnte ihre Neugier nicht bändigen. In der Hoffnung, dass die Elfe sich verplappern würde, einen Hinweis geben würde, der sie verraten könnte, versuchte Arrow, das Gespräch am Laufen zu halten.
„Ja“, antwortete Neve betrübt. „Ich habe lange überlegt, ob ich Nebulae Hall ebenfalls verlassen soll. Aber wohin hätte ich gehen sollen?“
„Du hättest in das Elfenreich gehen können“, warf Keylam verständnislos ein. „Immerhin bist du eine Elfe, und wenn sie dich dort nicht verbannt haben, wärst du da am besten aufgehoben gewesen.“
„Das Elfenreich?“, fragte Arrow interessiert. „Ich dachte immer, die Elfen sind Teil dieses Reiches – wie wir alle hier.“
„Das sind wir auch“, antwortete Neve. „Wir gehören hierher wie jeder Baum und jeder Stein des Landes. Aber als einst die dunklen Zeiten über diese Welt kamen, schufen wir unser eigenes Reich. Es ist ... eine andere Welt – ein Reich im Reich. Dort herrschen eigene Gesetze und Regeln, denn es wird von einer Königsfamilie regiert. Ein jeder, der auch nur einen einzigen Tropfen Elfenblut in sich trägt, ist berechtigt, dort zu leben. Alle anderen sind im Elfenreich nur zu Gast. Die Erlaubnis ihres Aufenthalts ist zeitlich begrenzt und sie müssen sich den Regeln beugen.“
„Aber dann hat Keylam Recht. So, wie es sich anhört, gehörst du in dieses Reich. Was hat dich hier gehalten?“
Neve senkte den Blick. „Ich weiß nicht, wie man dort hingelangt.“
„Wie meinst du das?“, fragte Keylam verwirrt.
Aufrichtig sah die Elfe ihm in die Augen und sagte: „Ich bin in Nebulae Hall geboren und habe es nie verlassen. Das war mein Heim. Natürlich habe ich nach dem Vorfall oft herauszufinden versucht, wo sich das Elfenreich befindet und wie man dort hingelangt, doch ich denke, du weißt, wie streng mein Volk dieses Geheimnis hütet. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand nach Nebulae Hall zurückkommen würde, um mich zu suchen, war einfach größer, als der Wunsch, mich auf die Suche zu machen. Und so habe ich gewartet, bis eines Tages Arrow dort auftauchte. Von da an bin ich ihr gefolgt.“
Keylam nickte schuldbewusst. Danach sagte keiner von ihnen mehr ein Wort und schon bald setzten sie sich auf die Pferde und ritten in die Berge.
Das Wetter verschlechterte sich. Wolken zogen auf. Das passte
Weitere Kostenlose Bücher