Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
wie schreckhaft sie reagiert hatte, lockerte sie den Griff.
„Alles in Ordnung?“, fragte Keylam, der direkt hinter ihr stand.
Als er ihr seine Hand entziehen wollte, spürte Arrow etwas an seinem Unterarm, das ihre Neugier weckte. Vorsichtig drehte sie ihn herum und betrachtete die merkwürdigen Zeichen, die darauf abgebildet waren. Sie fühlten sich an wie Narben und bedeckten die halbe untere Seite.
„Was ist das?“, fragte Arrow, während sie sanft mit ihren Fingern darüber strich.
„Einst gegebene Versprechen, die noch nicht erfüllt wurden“, flüsterte er in ihr Ohr. Dann nahm er Arrows Arm und drehte ihn vorsichtig um. Sie war überrascht. „Das habe ich noch nie zuvor gesehen“, flüsterte sie, als sie einige ähnliche Symbole auch bei sich erkannte. „Und ich weiß auch gar nicht, was ich versprochen haben soll und wem.“
„Das geht vielen von uns so“, antwortete Keylam. „Hier bei uns ist ein Versprechen bindend und sehr viel mehr wert als bei den Menschen. Man geht einen Pakt mit etwas Größerem ein. Solange es unerfüllt ist, sind es nur Symbole. Aber wenn man es bricht, brennen sie sich schmerzhaft in die Haut ein. Diese Narben verheilen nie.“
„Und wenn ich mich nicht erinnern kann und es gar nicht in meiner Absicht liegt, es zu brechen?“, fragte Arrow unsicher.
„In unserer Welt erzählt man sich, dass die Erinnerungen daran in der letzten Stunde des Lebens zurückkehren. Dabei ist es egal, wie lange es her ist und ob man noch die Möglichkeit hat, es zu erfüllen. Wenn man es aber mit in den Tod nimmt, zeichnet das die eigene Seele und die Seele desjenigen, dem das Versprechen gegeben wurde. Das quälende Gewissen wird einen nie mehr los lassen.
Wie du siehst, hast auch du solche bindende Versprechen gegeben, die noch nicht erfüllt wurden. Vielleicht solltest du das bedenken, wenn du wieder mal vorhast, dich selbst aufzugeben.“
Verwundert schaute sie Keylam an, dessen Gesicht ausdruckslos blieb. Dann half er ihr auf das Einhorn, bevor er auf Merlin stieg und sie durch den Wald davon ritten.
Arrow scheuchte Roga immer schneller voran. Ihr Kopf war voller Gedanken. Niemand hatte ihr je erklärt, dass diese Dinge hier so gehandhabt wurden, und ihr wollte einfach nicht einfallen, was das für Versprechen waren.
Als sie am nächstgelegenen Eingang zum Zwergenreich ankamen, wurde es hektisch.
„Hier ist kein Tor“, sagte Arrow verzweifelt. „Die Karte irrt sich!“
„Bisher hat die Karte sich nie geirrt“, versuchte Keylam sie zu beruhigen. „Der Eingang ist nur gut versteckt. Lass uns nochmal danach suchen.“
„Aber Neve und Ardor haben wir auch schon vor Stunden verloren. Sie müssten doch hier sein, wenn wir richtig wären!“
Merlin und Roga tranken erschöpft aus dem großen Teich, neben dem sich laut Karte das Tor befinden sollte.
„Vielleicht sollten wir weiter reiten und es beim nächsten Eingang versuchen.“
„Dafür bleibt uns keine Zeit mehr“, antwortete Keylam. „Die Nacht wird jeden Moment über uns hereinbrechen, und wenn erst die Jagd beginnt ... Wir würden es nicht schaffen!“
„Und was sollen wir sonst tun?“, fragte Arrow aufgewühlt.
In diesem Moment horchten die Pferde auf. Wie erstarrt stellten sie die Ohren auf. Dann zitterten sie am ganzen Körper. Augenblicke später ertönte das Heulen.
Aufgescheucht liefen Arrow und Keylam umher. Jeden Stock und jeden Stein drehten sie um, in der Hoffnung, den Eingang noch rechtzeitig zu finden, doch es gelang ihnen nicht.
Die Dämonen kamen immer näher und Arrow fühlte sich plötzlich wie gelähmt.
„Wo sind die Pferde?“, schrie Keylam entsetzt, bevor er zu Boden fiel und in den Teich gezogen wurde.
„Keylam!“, schrie Arrow und rannte zu der Stelle, um ihn wieder an Land zuziehen. Plötzlich umschlang etwas Grünes ihr Handgelenk und zog sie ebenfalls in die Tiefe. Arrow versuchte, sich zu wehren, doch das Ding war verdammt stark. Während sie immer schneller auf den Grund des Teiches gezogen wurde, erblickte sie noch unzählige Nebelgestalten, die über dem Wasser flogen, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, schlug sie mit dem Rücken auf den Boden.
Arrow brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Sie wand sich und hustete große Mengen Wasser aus. Keylam half ihr auf. Genau wie Arrow war auch er pitschnass, doch sie befanden sich im Trockenen. Erleichtert schlang sie ihre Arme um ihn.
Über ihnen schimmerte Wasser, an der Decke. Arrow schämte sich, nicht
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