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Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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Höhlen hervor. Er trug einen dunklen, verstaubten Anzug und darunter ein weißes, verschmutztes Hemd. Immer wieder warf er zwei Münzen in die Luft, um sie anschließend wieder aufzufangen. Anscheinend waren die einst für den Fährmann bestimmt.
    Der Blick des Jungen richtete sich auf ein kleines Mädchen, dessen Haut ebenso bleich war und dessen Augen ebenso dunkle Ränder aufwiesen. Stumm wusch sie blutige Wäsche in einem schmutzigen Bach. Dieses Schauspiel war mit Abstand das Bedrückendste, das Arrow bisher im Holunderwald gesehen hatte. Es machte ihr eine richtige Gänsehaut.
    Ob das wohl die kleine Emily Jane war? Das kleine Mädchen, dessen herzzerreißende Schreie sie schon so oft bei der Wilden Jagd gehört hatte? Obwohl der kleine singende Junge sie pausenlos anschaute, nahm das Mädchen ihn überhaupt nicht wahr. Stumm ging sie ihrer Aufgabe nach und wirkte dabei so leblos wie eine Puppe. So war sie dann auch in ihrer Verdammnis allein.
    Arrows Beobachtung wurde vom Beben des Bodens unterbrochen. Das Einzige, was sie in diesem Moment noch sehen konnte, waren gigantisch große Beine, die auf sie zugingen. Erschrocken sprang sie zur Seite und presste sich mit ihrem Rücken gegen einen Baum. Zu ihrer Überraschung musste sie feststellen, dass Bon nicht übertrieben hatte – echte Riesen waren tatsächlich weitaus größer als er. Der Riese hier hatte sogar solche Ausmaße, dass Arrow ihn lediglich von der Hüfte abwärts betrachten konnte. Alles, was darüber lag, versteckte sich über den Ästen der Bäume.
    Der Riese schleifte eine runzlige alte Hexe an ihren langen Haaren hinter sich her, die Füße wie ein Huhn hatte. Abwechselnd schrie sie vor Schmerzen und kicherte dann wieder wahnsinnig.
    Hier würde ich auch irrewerden, dachte Arrow bei sich und ging weiter.
    Hatte sie zuvor noch den Weg zum Holunderwald als gruseligsten Ort dieser Welt auserkoren, musste sie jetzt ohne jeden Zweifel einräumen, sich geirrt zu haben. Das sah wohl auch der hässliche fette Mann so, der an einem steinernen Thron gefesselt eine Eisenkrone auf seinem Kopf trug. Wie Säure brannte sich das Metall in seine Haut.
    „Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht!“, rief er Arrow zu. „Die Hämorrhoiden machen mir wesentlich mehr zu schaffen!“
    Arrow nickte ihm mit einem gequälten Lächeln zu. Gut zu wissen …, dachte sie ironisch.
    Einige Schritte weiter erblickte sie eine Gruppe in Mäntel gehüllter Skelette, die mit einem Eimer voller Augen ein Ekel erregendes Kugelspiel spielten. Einer der Skelette hüpfte triumphierend auf und ab. Offenbar hatte sein Auge gewonnen. Allerdings verging ihm seine Freude sofort, als eine Made aus dem Auge kroch und es verspeiste. Das heisere Lachen seines Gegenübers sollte wohl bedeuten, dass er der neue Gewinner war.
    Immer weiter ging Arrow ins Zentrum des Waldes und kam damit ihrem Ziel näher und näher. Langsam machte sie sich ernsthafte Sorgen, warum ihr hier niemand besondere Beachtung schenkte, und vor allem machte sie sich Gedanken darüber, dass die Wilde Jagd nicht begann. Die Dunkelheit war schon lange eingebrochen und der Wald hätte längst halbleer sein müssen. Doch nichts geschah. Im Grunde sah alles ganz ruhig aus und Arrow wäre es sicher nicht entgangen, wenn ein Schwarm jaulender Dämonen den Holunderwald verlassen hätte.
    Vielleicht entwickelte sich dies aber auch zum Vorteil für sie. Wenn alle Nyriden anwesend waren, standen die Chancen gut, ihren Vater in einem Stück nach Hause bringen zu können. Doch bevor Arrow sich darüber freuen konnte, kam ihr der nächste schaurige Gedanke. Was, wenn sie nun in diesem Wirbel auf ihr eigenes Nyridenwesen treffen würde? Darüber hatte sie vorher nie nachgedacht. Die ganze Zeit hatte sich alles nur um ihren Vater gedreht, doch was, wenn sie selbst ihr größtes Problem wäre? Wie würde ihr Ebenbild wohl auf sie reagieren? Und wie würde sie selbst auf sich reagieren? Ob sie wohl ahnte, dass ihr Seelen-Selbst auf dem Weg zu ihr war?
    Und plötzlich traf es Arrow wie ein Schlag. Ihr stockte der Atem und sie musste stehen bleiben. Es war eine Erkenntnis, die niederschmetternder nicht hätte sein können. Hätte sie eine Chance gehabt, es zu leugnen, hätte sie das nur zu gerne getan, doch die Anzeichen waren erdrückend.
    Plötzlich passte alles zusammen, plötzlich hatte alles einen Sinn und Arrow sah es so klar vor sich, dass sie sich einen Dummkopf schalt, es nicht schon früher bemerkt zu haben.
    Natürlich würde

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