Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
eine Kerze an und sah sich um. Alles war unversehrt – als wäre nie etwas geschehen.
Eilig lief sie zum Fenster, doch außer Dunkelheit, die sich über die Schneelandschaft legte, war nichts zu erkennen. Kein Wald, keine Wiesen, nur der Geruch der paradiesischen Landschaft war noch da – oder vielmehr die Erinnerung daran.
Enttäuscht schlich sie sich aus dem Zimmer in die Bibliothek.
Dieses Mal machte sie sich nicht die Mühe, ein Buch auszuwählen, das sie mit in ihr Bett nahm, sondern setzte sich vor das Regal und breitete alle Exemplare, nach denen sie suchte, vor sich auf dem Boden aus.
Sie las und las in jedem der verbotenen Bücher, die sie schon fast in- und auswendig kannte. Jede Geschichte über Elfen, Meerjungfrauen, Zentauren und Nixen sog sie in sich auf. Bedauerlicherweise lieferte ihr das keine neuen Erkenntnisse und somit ließ sich ihr Wissensdurst nicht stillen. Enttäuscht packte sie die Bücher wieder zusammen und kramte ein weiteres hervor, das sie schon oft in den Händen gehalten hatte, für das sie sich jedoch nie wirklich hatte erwärmen können. Ganz offensichtlich gehörte es nämlich nicht in diese Abteilung, denn nichts Besonderes stand drin – lediglich endlose Abhandlungen über die Elemente, das Wetter und dessen Zusammenspiel mit der Natur. Zu allem Überfluss fehlten auch noch auffällig viele Seiten, die irgendwann mal jemand herausgerissen hatte – wohl aus Wut, weil er es genauso öde fand, dachte Arrow.
Ihr kam die Idee, dass, wenn sich dieses Buch in das Regal über Naturgeister, Sagen und Legenden verirrt hatte, sich vielleicht auch ein Exemplar über Mythologie in den anderen Regalen befinden könnte.
Erfolglos suchte sie die halbe Bibliothek ab, bevor ihr auffiel, dass der Tag noch gar nicht angebrochen war. Mit dieser Erkenntnis tauchte die Umgebung in gleißendes Licht und sie erwachte in ihrem Rosenblütenbett, um das sich ein Vorhang aus Ranken gelegt hatte.
Arrow wagte kaum, sich zu bewegen. Viel Geflüster war zu hören und sie war sich nicht sicher, ob dies jetzt der Traum war. Einzig der süße Geruch von Honig lag wieder in der Luft oder vielleicht auch bloß die Erinnerung daran...
Nach einigem Zögern und der Überlegung, was sie nun tun sollte, knurrte Arrow der Magen so laut, dass das Geräusch durch das ganze Zimmer hallte. Prompt verstummte das Geflüster. Damit machte es wohl wenig Sinn, sich weiterhin schlafend zu stellen.
Sie setzte sich auf und die Ranken des Himmelbetts glitten zur Seite. Vor ihr befand sich über einem Ständer das blaue Kleid, das sie seit der Weihnachtsfeier nicht mehr ausgezogen hatte. Erschrocken blickte sie an sich hinunter, stellte dann jedoch zu ihrer Erleichterung fest, dass sie nicht nackt war.
Neugierig stand sie auf. Sie trug ein Kleid. Und es war so anders als alles, was sie sonst getragen hatte. Es besaß weder Ärmel noch Träger und weder Unter- noch Reifrock befanden sich darunter.
Aus dem Augenwinkel sah Arrow eine Bewegung, die ihre Aufmerksamkeit erregte. Zu ihrer Beruhigung handelte es sich dabei nur um die Wiedergabe ihres eigenen Spiegelbildes. Erstaunt betrachtete sie sich. Das Kleid wirkte auf eine ungewohnte Art bezaubernd schön. Es war weiß und fiel wallend bis zum Boden, wo sich der Saum wie ein Blütenkelch nach außen wölbte. Erstaunlicherweise schien es nicht nur so auszusehen, sondern es fühlte sich auch an wie die zarten Blüten eines frisch gewachsenen Schneeglöckchens. Ansonsten war es eher schlicht – ohne jeden Schnickschnack. Aber gerade das machte seinen besonderen Reiz aus.
In Arrows Haaren blitzten die glitzernden Schneeflocken auf, welche sie erst kürzlich von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte. Sie harmonierten perfekt zu den unzähligen winzigen Blumen, die ihre Haarpracht wie ein Netz umgaben.
Als ihr Magen erneut knurrte, wusste sie, dass es eindeutig an der Zeit war, ihren Vater aufzusuchen. Aber Hunger hin oder her – Arrow hatte ohnehin geschätzte drei Millionen Fragen, die nach Antworten verlangten.
Vor ihr rankten sich die Blumen zur Seite und gaben den Ausgang frei, doch sie zögerte hinauszugehen.
„Ob das hier wohl ein Nachthemd ist?“, fragte sie sich.
Erschrocken erspähte Arrow aus den Augenwinkeln heftiges Kopfschütteln und als sie bemerkte, dass diese Bewegungen von den Reliefskulpturen an den Wänden ausgingen, konnte sie einen Aufschrei nicht unterdrücken.
Von Panik ergriffen stürzte Arrow aus dem Zimmer. Verwirrt sah sie sich um. Am Ende des
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