Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Dewayne stellte klar, dass es so war. Ihre Beine zitterten, als sie sich der Frau näherte.
Es war verblüffend. Ziemlich oft schon hatte Arrow erlebt, dass jemand aus der Ferne betrachtet umwerfend schön aussah, doch je mehr man sich ihm näherte, desto weniger davon übrig blieb. Manchmal kamen Falten zum Vorschein, ein unschönes Mal oder zu viel Make-up. Diese Frau jedoch wurde mit jedem Schritt, den Arrow ihr näher kam, schöner. Alles an ihr war natürlich und vollkommen.
„Arrow, ich möchte dir die Grüne Lady vorstellen“, sagte Melchior.
Erwartungsvoll lächelte sie Arrow an, die völlig gebannt keine Miene verzog.
„Äääh ... Hallo.“
„Hallo“, antwortete die Lady lächelnd. „Ich hoffe, es gefällt dir bei uns.“
„Ja, sehr“, stammelte Arrow wieder.
„Das freut mich. Wir haben so lange darauf gewartet, dich endlich kennen zu lernen.“
Arrow runzelte die Stirn.
„Das ist eine Geschichte, von der ich ihr noch nicht erzählt habe“, erklärte Melchior.
Wäre ja nicht die erste, dachte Arrow.
Die Lady verstand. „Dann gibt es wohl noch eine Menge nachzuholen. Du solltest damit nicht zu lange warten, Melchior. Es ist nicht gut, sie unwissend hier umherstreifen zu lassen. Damit könnte sie zu einer leichten Beute werden.“
„Aber hier geschieht ihr doch nichts. Ich will sie nicht überfordern. Wir haben alle Zeit der Welt und hier ist sie in Sicherheit.“
Das Lächeln der Lady wich einem besorgten Gesichtsausdruck. „Ich hoffe für dich, dass es so ist. In Zeiten wie diesen ist sie nirgendwo sicher. Ich habe ein ungutes Gefühl. Irgendetwas wird passieren und es wird alles verändern.“
„Das wird es“, antwortete er zuversichtlich. „Es wird sich alles zum Guten wenden, das verspreche ich dir.“
Die Nächte in Nebulae Hall
Der Rückweg erwies sich als weniger einfach. Zwar wurden zum Aufstieg Fackeln gereicht, doch das strahlende Licht warf nur längere Schatten durch die Höhle. Es machte deutlich, wie unheimlich dieser Ort tatsächlich war. Selbst wenn man die Sonne hier einschließen würde, brächte einen die Angst vor der Dunkelheit um.
„Das hier ist die Zwergenstadt“, erklärte Dewayne.
„Deshalb ist alles hier so klein“, entgegnete Arrow. „Und wo sind sie alle hin – die Zwerge?“
„Sie sind immer da – immer und überall.“
Arrow fuhr zusammen. Keinen Moment hatte sie die Umgebung unbeobachtet gelassen und trotzdem war weit und breit niemand zu sehen. Nicht einmal ein Huschen in den Augenwinkeln hatte sie vernommen.
Die vielen Stufen hinauf ließen Arrow das Drumherum auch nicht vergessen. Sie gehörte mit zu den Letzten, die den Ausgang erreichten.
Silbriges Licht fiel durch die Fenster hinter dem Ausgang des Zwergenreiches. Dewayne achtete darauf, dass Arrow ihm folgte.
„Sie halten sich aus unseren Angelegenheiten raus. Zwerge sind nicht die freundlichsten Wesen. Setzt man sie dem Sonnenlicht aus, sterben sie – jedenfalls in ihrer wahren Gestalt. Des Nachts streifen sie gelegentlich umher, doch niemals sieht man sie. Fußspuren deuten auf ihr Wandern hin. Sie mögen die Gesellschaft anderer nicht und bleiben lieber unter ihresgleichen. Schade eigentlich. Sie besitzen Kräfte, von denen selbst so mancher Riese nur zu träumen wagt.“
„Und in welcher Gestalt sieht man sie bei Tageslicht?“
Dewayne grinste. „Nicht aus jeder Kröte wird ein Prinz, wenn man sie küsst.“
Angewidert verzog sie das Gesicht.
Draußen angekommen, verschwanden die trüben Gedanken an die Höhle und ihre Bewohner.
Die gesamte Landschaft vor dem Schloss hatte sich in einen einzigen Festsaal verwandelt, dessen Decke der Himmel war, an dem Sternbilder lebendig wurden. Der große Bär zog den kleinen Wagen, der Wassermann umwarb die Jungfrau und Orion prüfte ununterbrochen, ob sein Gürtel an der richtigen Stelle saß. Unzählige Glühwürmchen schwirrten durch die Nacht und Salamanderrosse donnerten mit ihren mächtigen Hufen, den flammenden Mähnen und Schweifen über die Wiesen. Und aus allen Richtungen erklang Festmusik, zu der Arrow freudig wippte.
„Gefällt dir das Stück?“, wollte Dewayne wissen.
Arrow nickte begeistert.
„Stammt von einem jungen Burschen, der erst kürzlich hier zu Besuch war. Ich glaube, sein Name war ... Bootsfahrt ...“
„Mozart!“, erklang empört eine unbekannte Stimme aus einer dunklen Ecke.
„Mozart“, verbesserte Dewayne schnell. „Ein lustiger Kerl, der Kleine. Sehr lebensfroh. Seine
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