Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
ihre Zeit auf diese Art. Diese Welt hier ist anders als die, die du kennst.“
„Aber wenn nun eines Tages einer kommt, jemand, der in einer von ihnen mehr sieht als eine Haarfarbe ...?“
„ ... dann wird dein Vater sie gehen lassen, so wie er es schon bei vielen zuvor getan hat“, beendete Dewayne ihren Satz.
„Du sagst das, als würde so was ständig passieren.“
„Aber das tut es auch.“
„Aber was soll denn ein Mann von einer Frau denken, die eine ... eine ... eine Haarfarbe ist?“
„Dass sie ihr Leben gelebt hat? Dass sie sich an keine Regeln bindet, sondern frei ist in ihrer Entscheidung. Dass sie nicht vor lauter Einsamkeit verbittert ist und ohne Vorurteile?“
Arrow wollte antworten, doch es fiel ihr nichts ein, was sie darauf hätte erwidern können. Was Dewayne sagte, machte Sinn, und so sehr Arrow sich auch wünschte, dass es anders sei, musste sie am Ende doch eingestehen, dass an der Sache etwas dran war.
„Es gibt andere Gründe, sich von jemandem abzuwenden. Schlimme Dinge, die eine ganze Welt ins Verderben stürzen und nicht rückgängig gemacht werden können. Du musst vergessen, was du in der Menschenwelt gelernt hast. Toleranz, auch wenn sie diesen Begriff sehr großzügig benutzen, ist für die Menschen ein Fremdwort. Hier hingegen ist es das einzig Wichtige, was man zum Überleben braucht, sogar mehr noch als die Luft zum atmen. Bevor du dich von jemandem abwendest, musst du versuchen, ihn zu verstehen, sonst verlierst du das Spiel. Eines Tages wirst du wissen, was ich meine.“
„Und wie viele Gefährtinnen hast du?“, fragte Arrow verlegen.
„Keine. Keine einzige. Nicht jetzt und nie zuvor.“
Zum ersten Mal seit langer Zeit, hörten sich Dewaynes Worte nicht wie ein Scherz an.
Nochmals reichte er ihr seine Hand, als Aufforderung, ihn zu begleiten. Nach einem letzten kurzen Blick zurück, bei dem sie ihren Vater beobachtete, musste Arrow sich eingestehen, ihn nie glücklicher gesehen zu haben. Zwar war er nie ein Mann von Traurigkeit gewesen, doch es war nicht zu vergleichen mit seiner Stimmung in diesem Moment.
Erleichtert griff sie nach Dewaynes Hand, der mit ihr in den Wald spazierte.
Während Dewayne nach den richten Worten zu suchen schien, lauschte Arrow den Klängen der Musik. Sie kam ihr bekannt vor, doch wusste sie nicht, woher.
„Dewayne, der Komponist dieses Stücks. Du hast von ihm in der Vergangenheit gesprochen. Was ist mit ihm geschehen?“
„Er ist wieder in die andere Welt zurückgekehrt. Schade eigentlich, doch wir konnten ihm diesen Wunsch nicht abschlagen. Nicht alle Menschen wollen bei uns bleiben.“
„Menschen kommen hier her?“, fragte Arrow ungläubig.
Dewayne nickte. „Ja, natürlich. Einige freiwillig, andere nicht. Viele von ihnen dürfen wieder gehen, doch manche binden wir an uns. Sie kehren niemals wieder zurück.“
„Ihr lasst sie hier, bis ans Ende ihres Lebens?“
„Wenn wir gnädig sind, ja. Wenn nicht, verbringen sie die Ewigkeit hier. Aber warum überrascht es dich? Schließlich bist auch du jetzt hier. Oder was dachtest du, was du bist?“ Diesen Worten fügte Dewayne ein Lachen bei, das bei Arrow Gänsehaut verursachte. Aber die Frage war berechtigt. Was sollte sie sonst sein? Dewayne hatte schon immer Dinge geschehen lassen, die nicht zu erklären waren, und wo Arrow jetzt darüber nachdachte, hatte sein Aussehen ihn schon lange verraten. Und Anne? Arrow hatte sie nie auf frischer Tat ertappt bei ihrer Zauberei, doch seltsame Dinge spielten sich auch in ihrer Gegenwart ab.
„Und warum genau bin ich dann hier?“, fragte sie mit leuchtenden Augen.
Mit ernster Miene legte Dewayne die Hand auf Arrows Schulter. „Das ist etwas, das dir dein Vater erklären sollte.“
„Ich weiß ja, dass es etwas mit ihm zu tun haben muss, aber ...“ Arrow erschrak. Bei einem Blick über Dewaynes Schulter sah sie hinter einem Baum eine junge Elfe. Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie die beiden beobachtete.
Dewayne drehte sich um. Als er die Elfe erblickte, drehte sie sich um und lief davon. Er sah ihr nach, rührte sich jedoch nicht vom Fleck und Arrow wusste, warum, denn da war er wieder – der Blick. Einige Tage zuvor hatte sie ihn bei Dewayne gesehen, im Wald, nachdem er die Satyrn verscheucht hatte. Arrow hatte ihn gefragt, ob er schon einmal die wahre Liebe erfahren hatte. Offenbar war dies nun die Antwort.
Von einem Moment auf den nächsten fing er sich wieder. „Lass uns weiter gehen“, sagte er
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